Ein Jahr nach ihrem gefeierten Album „Ladders“ legen die aus Washington DC stammenden Loving Paupers eine äußerst schöne Dub-Version desselben vor: „The Ghost of Ladders“ (Easy Star Records) – ein Titel, der sich allzu offensichtlich auf das legendäre Burning Spear-Album „Garvey’s Ghost“ bezieht und damit das Erwartungslevel unweigerlich maximal hochschraubt. Doch da niemand Geringeres als Victor Rice hier die Remix-Aufgabe übernahm (er war auch Toningenieur von „Ladders“), gibt es eine große Wahrscheinlichkeit, dass die Erwartungen erfüllt werden. Klar, seine Musik ist nicht das, was man im Soundsystem spielen würde. Irgendwie klingt sein Sound – insbesondere im Kontrast zu Burning Spear – immer ein wenig zu leicht, zu poppig, zu sehr nach Ska. Aber fürs heimische Sofa, oder als Kopfhörerbegleitung bei den täglichen Wegen durch die Stadt, sind seine Dubs eine wundervolle Musik. Der legendäre britische DJ Don Letts beschrieb den ursprünglichen Sound der Loving Paupers als beeinflusst von Sechzigerjahre Pop und Siebzigerjahre Reggae – eine Mischung, die ihre Musik einzigartig resonanzfähig mache. Womit er absolut recht hat. Ich musste beim Hören durchaus an UB40 oder Hollie Cook denken. Wobei der Sound selbstredend meilenweit vom repetitiv-schnulzigen Lovers Rock entfernt ist. Es ist poppiger Reggae im besten Sinne. Die Frage ist nun: Was wird im Dub-Mix daraus? Bekanntermaßen einem Treatment, das Stücken generell mehr Schwere und Erdung verleiht. Was wird da vom leichten Pop-Appeal übrig bleiben? Die Antwort lautet: Genau die richtige Dosis! „The Ghost of Ladders“ ist ein schlichtweg super angenehmes Dub-Album, das die vielschichtigen Arrangements der Aufnahmen offenlegt und die wahre Qualität der Musik offenbart, die sich im Original allzu gut hinter dem hellen Gesang Kelly Di Filippos verstecken konnte. Und mit dem Gesang verschwindet reduziert sich auch das Pop-Flair deutlich. Die Anspielung auf „Garvey’s Ghost“ ist vielleicht etwas zu hoch gegriffen, doch eine Analogie wird deutlich: Während „Ladders“ ein nettes Pop-Reggae-Album ist, entfaltet „The Ghost of Ladders“ regelrechte Dub-Magie – also genau jene unbeschreibbare Qualität, die auch Burning Spears Dub-Album in den Status eines Kult-Werkes hievte. Rices meisterhafter Dub-Mix nutzt die bekannten Ingredienzen Hall und Delay, um das Vertraute in etwas völlig Neues und Überirdisches zu verwandeln. „The Ghost of Ladders“ beweist wieder einmal eindrücklich, wie es Dub mühelos gelingen kann, zum Kern der Musik vorzudringen und sie in eine magisch-abstrakte Erfahrung von reinem Klang zu transzendieren. Nun soll hier nicht der Eindruck erweckt werden, als würde Rice irgendwie verkopfte Kunstmusik fabrizieren. Im Gegenteil: Durch die poppige Grundanlage der Musik bleibt sie auch in der Dub-Version zugänglich und sorgt beim Hören unweigerlich für gute Stimmung. Für mich eines der schönsten Dub-Alben der letzten Monate.
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2 Antworten auf „The Loving Paupers & Victor Rice: The Ghost of Ladders“
Wie treffend auf den Punkt gebracht! Gelesen, gehört, gefallen. Fast schon die DubESSenz, leicht verdaulich, leicht im Abgang und trifft mit den eingängigen Melodien immer wieder geschmackvoll den Dubgaumen. Dem Einen oder Anderen mag vielleicht das Popige etwas zu salzig sein. Aber durch die Essenz der typischen Dubcharistiken ein gern nachzukochendes Schmankerl, was meinen tãglichen Dubhunger stillt. Interessant wirds, ob es nach zwei Wochen nicht zu fad wird. Nach dem Motto „der Hunger treibts rein“. Aber dafür gibts ja diesen wunderschönen Dubblog, der dann immer wieder akribisch mit Herz und Seele ein neues Schmankerl empfiehlt, an denen ich mich nie Sattessen werde. Greetings
Kelly Di Filippos !!!
Die junge Dame muss ich als erstes mal so richtig loben !
Ihre Stimme ist so schön sanft und drängt sich in keinster Weise auf !
Es wäre schön, wenn alle Frauen so singen ( und auch reden ) würden.
Das wäre fast schon das Paradies. Das Gegenteil von carolina kebekus.
Aber auch bei den Herren gibt es unerträgliches Geplärre, muss hier im Sinne der „Diversität“ erwähnt werden.
Ich lasse mich „leider“ immer wieder von fantastischen Riddims mit ordentlich Schmackes übertölpeln. Und so habe ich mir das Album von
Aleighcia Csott „Windrush Baby“ zugelegt. Im 45 sec. Soundcheck war ich schlichtweg überwältigt von diesem Groove und von diesem echten und nach wie vor einzigartigen ReggaeFeeling, welches logischerweise nur die Jamaikaner vermitteln können. Jedenfalls gehe ich bei einer „Black Dub“ Produktion ganz stark davon aus. Sollten es doch irgendwelche Musiker aus dem „köllner Treff“ sein, sage ich „Schappo“ auf deutsch und lege mich wieder hin. Aber ich muss leider sagen, daß mir der Gesang von Aleighcia zwar grundsätzlich sehr gefällt aber es gibt einfach zu viele Momente ( wäre schön, wenn es wirklich nur Momente wären ) auf dem Album, wo sie es schafft, nicht nur Gläser zerspringen zu lassen, sondern auch die Urgewalt aufbringt, meine Fußnägel durch die Stahlkappen meiner Arbeitschuhe schießen zu lassen. Schade, so kann man Musik für mich auch kaputt machen. Falls jemand die Scheibe trotzdem haben möchte, ich tausche sie gern gegen seine Dubs. Denn die können eigentlich nur gut werden. Wenn der Engineer die GesangsSpur nur einen halben Zentimeter weiter unten gelassen hätte, würde sich das um Längen besser anfühlen.
Mmmmmh, ja, jetzt ist mein Nebensatz doch wieder ziemlich lang geworden.
Die Strahlkraft von „Black Dub“ Produktionen a la Samory I, allen voran
immer noch „Rasta No Gangsta“ erreichen die Produktionen von Loving Paupers bei weitem nicht aber ich finde sie trotz ihrer „poppigkeit“ doch sehr charmant. ( Samory I nervt mich übrigens auch mehr, als ich es hier zugeben möchte ).
Und auch, wenn Victor Rize mir ein wenig zu wenig Höhen in seinem Sound hat, so gehört er auch für mich zu den Chefs in Sachen Dub.
Und ich schätze ihn auch sehr dafür, daß man mal einen gute Ska als Dub serviert bekommt.
Zusammen mit den Loving Paupers ergibt das für mich ebenfalls ein immmer wieder gern gehörtes und gut mit Magie gewürztes Musikerlebnis. Ich habe auch sowieso nix gegen PopMusik, wenn sie mir gefällt ;-)
Im Unterschied zu Giovanni Collina habe ich nicht die „Befürchtung“, daß der Zauber nach zwei Wochen schon wieder verflogen sein könnte.
Ich habe ja auch die Scheiben „Lines“ und „Lines In Dub“ Zuhause und auch da ist der Zauber für mich noch nicht vorbei. Wie das aber nunmal so ist, komme ich auch bis heute nicht auf eine Spielzeit von insgesamt zwei Wochen, wenn ich alle „Umdrehungen“ zusammnezähle. Das ist ja das schöne, wenn man mehr Reggae – und DubScheiben Zuhause hat, als einem Lebenszeit zur Verfügung steht. Würde ich die Arbeitszeit dazu nehmen, könnte es viellicht noch klappen, alles öfter zu hören aber für mich ist ArbeitsZeit keine LebensZeit ……….
Ok, da habe ich doch gleich am Montag hier schon wieder ganz gut rumgesülzt oder vielleicht ja auch ein bischen etwas zum allgemeinen Interesse für dieses DubAlbum beigetragen.
Mir gefällts jedenfalls ………………….. lemmi