Okay okay, ich weiß: Nicht alles ist Dub. Auch nicht alles, was instrumental daher kommt. Aber dieses Album hier ist sooo gut, dass ich es erwähnen muss: „Smoke“ (Easy Star) von Victor Rice – zumal Victor im Genre des Dub ein ausgesprochen gern gesehener Dub-Remixer ist. So haben u.a. auch schon die Senior All Stars, Dub Spencer & Trance Hill, Dubblestandart, Easy Star All-Stars und selbst Dubmatix auf seine Skills zurück gegriffen. Doch so viel der New Yorker, der seit mehr als 15 Jahren in Brasilien lebt, auch remixed und gedubbt haben mag, so wenig produziert er Musik unter seinem eigenen Namen. Sein neues Album ist erst das dritte in seiner über zwanzigjährigen Karriere. Wer sich so viel Zeit lässt, muss entweder faul oder Perfektionist sein. Ich glaube, letzteres ist der Fall, denn bei „Smoke“ gibt es keine einzige schwache Note. Es ist vielleicht die beste Fusion aus Reggae und Jazz der neueren Zeitrechnung, die mir bisher zu Ohren gekommen ist. Um präziser zu sein: eigentlich handelt es sich um Ska und „Samba-Rock“, eine sehr jazzige Form brasilianischer Pop-Musik aus den 1960er Jahren. Das gibt die Struktur vor: Ska-Offbeats legen die steady Basis für darüber frei flottierende Jazz-Groves, für schwadronierende Bläser-Melodien und funkiges Orgelspiel. Der Kontrast zwischen dem steifen Beat einerseits und dem freien Spiel der Melodie-Instrumente andererseits macht den unvergleichlichen Reiz aus. Alles ist natürlich glasklar produziert und virtuos gemischt. Äh, eines muss sicherheitshalber aber noch gesagt sein: Der Bass steht hier nicht in der ersten Reihe. Wer damit leben kann, sollte sich von Victor Rice mal mit ein wenig Smoke die Bass-verklebten Ohren durchpusten lassen. Tut richtig gut.
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