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Alpha & Omega Meets Dan I: Blessed Are The Poor

Wenn es in der Dub-Community einen Act gibt, der seinen Sound gefunden hat, dann ist es ohne jeden Zweifel, ganz und gar und zu 100% Alpha & Omega. Seit 1988 produzieren Bassistin Christine Woodbridge und Keyboard-Player John Sprosen ihren schweren, trägen, düsteren, ja mystischen Sound, der am ehesten mit Lee Perrys Black-Ark-Sound zu vergleichen ist. Ihre Aufnahmen sind einander so ähnlich, dass es mir oft nicht gelingt sicher zu entscheiden, ob die beiden neues Material präsentieren oder alte Rhythms recycled haben. Eigentlich strömt seit den über 20 Jahren ein ununterbrochener Strom dunkler Sound-Materie aus ihrem Londoner Chapel House Studio, ein Kontinuum das nur minimalen Variationen zulässt, ein Strom von Drum & Bass, dem man als Hörer verfällt wie einem Narkotikum. Ich schreibe hier nicht von brillanten Produktionen, krispem Sound oder gar musikalischen Innovationen. Alles, wovon ich schreibe, ist diese mystische Urwald-Atmosphäre, dieser Naturgewalt gleiche Sound, der seine Hörer einhüllt und zugleich mit wuchtigem Steppers-four-to-the-floor vorantreibt. Trotz meiner Verehrung für A & O, haben die letzten Produktionen wie „Trample The Eagle And The Dragon And The Bear“ oder „City Of Dub“ keinen nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen. Das neue Album „Blessed Are The Poor“ (Control Tower) hingegen, das fünf Songs von Dan I im Showcase-Style (also mit angehängtem Dub) präsentiert, ist da von ganz anderem Kaliber. Denn neben Christines und Johns typischem Sound (der mir hier eine Spur aggressiver abgemischt erscheint), sind es vor allem die Songs von Dan I, die für Furore sorgen. Irgendwie hat dieser Bursche einen merkwürdig trägen, fast zeitversetzt wirkenden Gesangsstil entwickelt, der kongenial zum stoischen A & O-Sound passt. Über anderen Produktionen wird sich Dan I wahrscheinlich schrecklich anhören – hier aber würzt er die Musik in genau dem richtigen Maße. Doch auch die puren Dubs klingen interessant. Ich kann es nicht genau analysieren, aber irgendwie klingen die Mixe kraftvoller und dynamischer. Vielleicht ist es der merkwürdig verzerrte Sound, der hier die Bassline begleitet und entfernt an Dubstep erinnert. Vielleicht sind es aber auch die vielen Melodie-Samples aus älteren A & O-Produktionen wie z. B. aus Aswads „Warrior Charge“, das schon auf „City Of Dub“ zu hören war, hier aber, auf „Blessed Are The Poor“ erst seine ganze Kraft ausspielen darf.

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