Das letztjährige Album „Damaged“ (Pressure) von Ghost Dubs (alias Michael Fiedler, alias Jah Schulz) stieß ja bereits gewagt tief in den Grenzbereich des Genres vor. Jetzt ist mit „Extended Damaged Versions“ die – äh – Dub Version von „Damaged“ erschienen. Dem Titel nach also wörtlich „ausgedehnte Versionen der Beschädigung“ – das verheißt nichts Gutes. Es gab ja schon zu „Damaged“ Stimmen, die Fiedler Musik als „Studio-Testsounds“ bezeichneten. Ich würde präzisieren, dass es insbesondere um einen Test der Membranschwingungstiefe von Subwoofer-Scoops ging. Aber im Ernst: Die Musik von Ghost Dub ist streng genommen eine Neuinterpretation jener Sounds von Basic Channel/Rhythm & Sound aus den frühen 2000er Jahren, die damals das Spannungsfeld zwischen Minimal Techno und Dub austesteten. Im Vergleich zu „Damaged“ bricht Mr. Ghost Dubs bei den „Damaged Versions“ das typische Shuffle-Muster des Originals auf, fordert die Hörgewohnheiten noch weiter heraus, dreht den Bass noch mehr rein und lässt die Musik dadurch noch abstrakter, noch dunkler, noch böser werden. Auch wenn wir glaubten, „Damaged“ geht an die Grenzen dessen, was Dub sein kann, so belehrt und Fiedler: Es geht noch weiter. „Exdended Damaged Versions“ ist eine Reise durch dystopische Klanglandschaften, ein Sounddesign-Labyrinth, das mehr mit experimenteller Elektronik als mit Roots-Ästhetik gemein hat. Und doch steckt tief unter den dicken Schichten aus Bass und Delay der treibende Beat von Reggae, dekonstruiert und in super Slow Motion, aber doch auch organisch und dynamisch. Tracks wie „Dub Regulator“ brechen mit roher Wucht aus den Boxen, ein massiver, technoider Groove, der sich hypnotisch voran wälzt. „Chemical Version“ hingegen ist ein Strudel aus Delay-Spiralen, eine klangliche Täuschung, die in ihrer Tiefenstruktur an die besten Werke des deutschen Techno-Pioniers Porter Ricks erinnert. „Thin Dub“ ist ein weiteres Highlight, eine klangliche Verdichtung aus Hall, Echo und minimalistischer Percussion, die sich im Nichts aufzulösen scheint und doch alles andere als substanzlos wirkt. Die Essenz dieses Albums liegt in der völligen Hingabe an das Mischpult als Instrument, an das Prinzip der klanglichen Dekonstruktion. Fiedler zerstückelt seine eigenen Tracks, transformiert sie in neue Gebilde, die fragmentarisch, aber keineswegs unzusammenhängend wirken. Besonders das abschließende „Lobotomy Version“ zeigt, dass hier nicht einfach nur Dub produziert wurde, sondern eine Art sonisches Ritual stattgefunden hat – ein hypnotischer, ambienter Abstieg in die tiefsten Regionen der Bass-Abgründe.
Ghost Dubs: Extended Damaged Versions
