Die 1990er waren in musikalischer Hinsicht ein aufregendes Jahrzehnt. Es war die Zeit des UK-Dub und die Geburtsstunde der Dub-Sound Systems, wie wir sie heute kennen (okay, Jah Shaka, Originator und Urvater des modernen Dub, war schon viele Jahre früher aktiv). Dub war groß und schwappte sogar ganz vage in den Mainstream. Schuld daran war ein Dub-Stil, der eine deutliche Nähe zu House entwickelte. Denken wir an Dreadzone, Zion Train, Groove Corporation oder Rockers Hi-Fi. Was zeitgleich im UK passierte war die Entstehung von Jungle. Frisch und ungehört, eine absolut verrückte, stark Reggae-beeinflußte Musik. More Rockers und Smith & Mighty produzierten Jungle-Tracks, die ganz, ganz nah an Dub gebaut waren. Nur wenige Alben dürfte ich häufiger aufgelegt haben, als „Selection 2“ von More Rockers. Warum erzähle ich das? Weil hinter More Rockers, ebenso wie hinter Smith & Mighty ein Mann stand, der uns noch heute häufig über den Weg läuft: Rob Smith aka RSD aka Blue&Red. Wir kennen ihn vor allem als häufig von Echo Beach gebuchten Remixer, aber auch wegen seiner eigenen, recht speziellen Dub-Produktionen – an denen sich übrigens regelmäßig die Geister scheiden. Denn was Smiths Produktionen so speziell macht, ist sein rigoroser Minimalismus, seine stoische Repetitivität und die nackte Rauheit seiner Dubs. Alles drei Eigenschaften, die ich in ihrer Konsequenz sehr schätze, doch es gibt viele Dubheads, die Smiths Musik als Verrat am Genre verstehen. Nun ist sein Album „Hidden Dubs Vol. 1“ erschienen und ich habe arge Zweifel, ob es geeignet ist, die Rob Smith-Verächter zu bekehren. Wie zur Verteidigung zitiert Rob Smith Style Scott mit den Worten: “Dub is really what you would call a deconstruct, you strip it down, you strip it right down to bone!”. So gesehen, muss Dub minimalistisch und „raw“ sein. Und genau das liefert er uns mit seinen „Hidden Dubs“ – Tracks, die aus den vergangenen 25 Jahren stammen, einige von ihnen als überarbeitete Version, andere unverändert. Allesamt harte Dubs, pur, rau mit teils übersteuertem Bass und minimaler Instrumentierung. Hier klingt ganz deutlich die Junge/Drum&Bass-Schule durch. Ein klassischer Reggae-Producer würde Dub niemals so scheinbar „seelenlos“ umsetzen. Doch die Härte hat ihren Reiz und der Verzicht auf Schönheit ist zwar radikal, aber auch befreiend.
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4 Antworten auf „Blue & Red: Hidden Dubs“
Mir gefällt diese Scheibe sehr gut… mag eben zwischendurch diese minimalistische, elektronische „Kälte“, die da aufkommt… muss dann aber schon wieder zurück zu rootsigerem Stoff; auf die Dauer ist es eben doch nicht befriedigend…
Habe mir mal ne halbe Stunde auf meiner heissgehassten Spotify-Seite verbracht und versucht eine Playlist zu erstellen, die mich quasi einigermassen befriedigt… dabei wieder festgestellt, dass mindestens die Hälfte der gewünschten Songs und Dubs nicht available sind… anyway, ein paar Sachen habe ich gefunden…
https://open.spotify.com/playlist/3a9ftPfwWnfPh29AExWxgd?si=d118476222804a11
Vielleicht mag ja mal ein Dubhead reinhören… hat natürlich auch die ene oder andere „Single“ mit dabei, die hier ja leider nicht zur Erwähnung kommen… und meistens im Showcase-Stil, Song und danach Version!
Deine Playlist gefällt mir gut!
„Schönheit geht nur bis unter die Haut“ bzw. „Beauty is only skindeep“. Von daher müssen Dubs für mich auch keinesfalls schön sein. Dürfen es aber !
Auch ich habe oft so meine kleinen Problemchen mit dem Sound von Rob Smith. Eigentlich ist der Sound immer richtig fett aber die Art wie er die Drums bzw. den Sound der Drums „behandelt“ finde ich schon etwas zu eckig. Obwohl wir ja auch gerne Ecken und Kanten haben. Wenn ich nun versuche zu beschreiben, warum mir vor allem die spitzen Ecken bei Rob Smith doch ein wenig zu eckig erscheinen, so muss ich ein wenig MaterialKunde zu rate ziehen. Es kommt drauf an, ob die Ecken an einem Holztisch sind oder ob sie sich an einer schweren kantigen Edelstahlplatte befinden. Klar, tuts auch weh, wenn man sich den Kopf an einer Holzplatte stößt aber bei einer Edelstahlplatte, die wohlmöglich – so wie bei Rob Smith – noch nichtmal entgratet wurde, um maximale „Rauheit“ zu gewährleisten, dann kann das schon richtig weh tun und die Verletzung braucht sicherlich auch mehr Zeit zum Heilen, als an einer eckigen aber gekonnt entgrateten Holzkante.
Kurz gesagt, die Drums werden mir von Rob Smith zu „garstig“ seviert. Aber es kommt schon des öfteren vor, das mir das egal ist und wenn dann die BassLine schonmal grooved und auch noch genügend „InstrumentalFetzen“ für eine Dubbehandlung übrig bleiben, kann mich auch ein Rob Smith gelegentlich aus dem Sitz hauen. Zumindest kann er mich bei meiner Wurzel packen …… ähm, ich meine er kann mich bei meinen Wurzeln packen und mir ein raues underground DubFeeling vermitteln. Seine Art Effekte zu setzen, sagt mir jedenfalls sehr zu.
Und all das trifft auch auf seine „Hidden Dubs“ zu, so das ich von dem Album insgesamt doch sehr angetan bin. Lediglich dann, wenn er zu den metallischen Drums
auch noch einen PVC-Bass „packt“ ( z.B. bei „Arena Pocket Money Version“) bin ich raus. Seitdenn, die Bass>Line ist so gut wie z.B. „Stalag“ oder „CussCuss“, dann muss ich da durch.
Ansonsten gebe ich auch noch gern ein kleines FeedBack für die Playlist von Philipp. Da gibt es auch für mich nicht das Geringste zu meckern. Vieles finde ich auch in meinen Playlisten wieder und ich habe sogar noch etwas entdeckt, was mir bisher mal wieder vollkommen entgangen ist.“Chan Chan in Dub“ von Gaudi und Mr Savona war mir bisher entgangen. Ich war so frei und habe das jetzt auch in eine meiner Playlisten übernommen ;-)
Apropos Playlist ! Was ist eigentlich mit der Deep In Dub Playlist von gtk !?! Normalerweise taucht die auf meiner Startseite bei Spotify sofort auf und ich brauch nur das Bild dazu anzuklicken und los gehts. Zur Zeit ( seit mind. etwa einem Momat ), kringelt Spotify nur vor sich hin, bis es dann aufgibt und mir „erzählt“ …. „tut uns leid, die Seite wurde nicht gefunden.“ Bisher dachte ich immer, das wird schon wieder aber so lamgsam wage ich an meiner Theorie zu zweifeln.
Ok, ich mag die „Hidden Dubs“ und finde es gut, das Rob Smith sie aus ihrem Versteck geholt hat.
So long ……………. lemmi