Die nächste Hiobsbotschaft: Nach Frederick „Toots“ Hibbert hat Corona leider den Nächsten erwischt und viel zu früh ins Grab gebracht. Der bekannte Soundengineer Barry O’Hare verstarb Ende September im Alter von 56 Jahren. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder. Berichten zufolge starb er nur wenige Tage nachdem er positiv auf COVID-19 getestet worden war im Universitäts-Krankenhaus der West Indies in Kingston. Barry O’Hare könnte vielleicht doch Einigen relativ unbekannt sein, obwohl er auch für Burning Spears Grammy-preisgekröntes Album „Calling Rastafari“ aus dem Jahr 2000 am Mischpult saß. Erst 2018 wurde er von der Jamaica Reggae Industry Association (JaRIA) für seine bedeutende Rolle in der Entwicklung und dem Fortbestand des Reggae geehrt.
Das größte Werk, das Barry O’Hare in meinen Augen der Fangemeinde hinterlässt, ist der Remix von „Burning Spear: Living Dub Vol. 2“ aus dem Jahr 1992. „Living Dub Vol. 2“ wurde ursprünglich 1980 als Dub-Version zu Burning Spears epochaler „Hail H.I.M.“ im Mix von Sylvan Morris auf LP veröffentlicht. Das vorliegende Album ist keine Neuauflage des Original-Dub-Albums, sondern ein völlig neuer Dub-Mix von Barry O’Hare und Nelson Miller (Drummer bei Burning Spear). Die „Hail H.I.M.“ ist für mich das letzte klassische Burning Spear Werk, wenn nicht sein definitives Meisterwerk. Die Backing Band stellte damals ein großer Teil der „arbeitslosen“ Wailers. Bob Marley war gerade sehr schwer erkrankt und befand sich in ärztlicher Behandlung in Dr. Issels Klinik in Bad Wiessee. Also ergriff Burning Spear die Gelegenheit und produzierte zusammen mit Aston „Familyman“ Barrett dieses Glanzstück. Auch das Remix-Album hat keine einzige Schwachstelle. Das Album beginnt mit „Cry Africa“ (Cry Blood Africans) und Burning Spears ein- und ausgeblendeter, klagender Gesang haut mich wieder um, wie bereits beim ersten Kontakt mit diesem Album geschehen. Eigentlich ist „Living Dub Vol. 2“ so homogen, dass es keinen Track gibt, den es lohnt, ausdrücklich hervorzuheben. Jeder Titel hat den perfekten Flow. Die Wailers liefern großartige Musik und Barry O’Hares kongeniale Dubs mit vielen Sound-Effekten sind traumhaft schön. Aus dem Dunst von Echo und Reverb tauchen immer wieder fantastisches „Gebläse“, fließende Keyboards, satte Basslines, komplexes Nyahbinghi-Drumming und Burning Spears klagende Stimme auf. Auch wenn ihr mich vielleicht für verrückt haltet, „Burning Spear: Living Dub Vol. 2“ ist immer noch eines der besten klassischen Dub-Alben aus der Blütezeit. Ein absolutes Muss für jeden Dub-/Reggae Fan. Really well done, Barry! (R.I.P.)
8 Antworten auf „Burning Spear: Living Dub Vol. 2“
Die Steaming-Dienste bieten das falsche Dub-Album, das hier besprochene findet ihr leider nur noch hier: https://www.youtube.com/watch?v=Socb2PUe024
Große Konfusion: Von „Living Dub Vol. 2“ gibt’s mittlerweile drei Versionen.
„Living In Dub Vol. II“ haben wir beide ja im vergangenen Jahr ausführlich besprochen Ras Vorbei. Es ging dabei um nichts geringeres als den „Heiligen Gral des Dub“. Nachdem ich zunächst ein anderes Album für den „Heiligen Gral des Dub“ ins Spiel gebracht habe, hast Du mich mit „Living Dub Vol. II“ ganz cool ausgekontert und ich habe dir am Ende auch aus tiefster innerer Überzeugung zugestimmt.
Ich sage dann auch mal :
Rest In Peace Barry O´ Hare ……………………………………………………………………… ( lemmi )
Hi lemmi,
stimmt und auch wieder nicht. Wir hatten es nach meiner Erinnerung über die erste, der drei Versionen. Die 1980 von Sylvan Morris gemixte. Im Grunde hast du wieder recht, denn die Quintessenz ist die gleiche. Das Album ob Vocal oder Dub ist einfach nur geil! Mir ging es auch, um die letzte Laudatio für Barry O’Hare, denn mit diesem Mix hat er sich unsterblich gemacht.
Ah jetzt ja ! Alles klar Ras Vorbei ! Man ( bzw. ich ) muss wohl beide oder auch alle drei Versions intensiv durchhören, um die feinen unterschiede herauszuhören. Wenn ich mich jetzt nicht irre, ist die Version von Barry O´Hare diejenige, wo am Ende noch eine – ebenfalls sehr gelungene – DubVersion von Civilized Reggae bzw.
„Do The Reggae“ drauf ist. In erster Linie leben die Alben aber wohl auch am meisten, durch die excellenten – weltweit das Maß aller Dinge bestimmenden – Riddims.
Ich hätte es auch auf youtube nochmal genau abchecken können aber youtube ist bei mir gerade sehr stark im Verdacht, rechtes „Gedankenschlecht“ zu begünstigen
und damit den weltweiten Faschismus voranzutreiben. Es geht mir jedenfalls zu sehr gegen den Strich, was die da so „senden“ und welche Art von Kommentaren die da zulassen. Ich muss mich wundern, das dort immer noch Reggae gezeigt und gesendet wird. Aber irgendwie muss man die ganzen Schäfchen ja auch erst mal einsammeln. Vielleicht nicht das beste Thema und eventuell auch falsch von mir interpretiert aber mein youtube Algorhythmus scheint zu glauben, das sie mich auch noch irgendwie auf „rechts“ drehen können.
YouTubeSystem is the Vampire ……………… lemmi
Hi lemmi,
ein Titel aus der Original Hail H.I.M. – „Jah See & Know“ – wurde weggelassen, dafür wurden 9. World Dub (Bad to Worst) und 10. Over All Dub (Civilized Reggae) mit auf das Album raufgepackt. Die Reihenfolge der Titel wurde bei der O’Hare-Version von Living Dub Vol.2 nicht beibehalten. Gründe dafür konnte ich keine finden. Künstlerische Freiheit eben.
Die dritte Ausgabe kenne ich nicht. So wie es aussieht, wurden die Titel erneut umbenannt und das Album wurde um zwei weitere Dubs ergänzt. Barry O’Hares Mix wurde remastered ansonsten aber beibehalten. So viel meine Recherche.
Give Thanks Ras Vorbei !
Ich habe irgendwo gehört, die dritte Version von dem Album wurde um zwei Dubs von Adrian Sherwood erweitert ;-)
Kann für nix garantieren. Manchmal höre ich auch irgendwelche Stimmen
in meinem Kopf, die gar nix gesagt haben ;-)
„The Road is so foggy“ ……………. lemmi
Raspect Ras Vorbei… danke dir für deine vertiefenden Informationen… habe das Album lange nicht mehr aufgelegt, dank deiner (traurigen) Rezension geniesse ich es gerade mal wieder; vieles, was du da erwähnst, entzog sich bisher meines Wissens… wirklich grossartig! Habe Burning Spear anno dazumal ca. ’95 oder ’96 mal noch live in der Usine in Genf erlebt. Das hallt bis heute nach… Jah bless…
P.S. Und immer wieder schön zu hören, dass spotify eben doch nicht alles hergibt… da lohnt sich das „altertümliche Jäger- und Sammlertum“ also manchmal doch… komm einfach nicht los davon…
Hi Philipp,
vielen lieben Dank für deine positive Rückmeldung.
Ja, Burning Spear live hat mich noch niemals enttäuscht, ganz im Gegenteil er und seine Burning Band haben immer einen bleibenden, sehr positiven Eindruck hinterlassen. Bei seiner allerersten Tour im Januar 1981 durch Deutschland, hatte ich das große Glück – aus heutiger Sicht – Burning Spear im Mannheimer Rosengarten zu sehen. Das Bootleg von Mannheim und später der Auftritt im Rockpalast kannst du mühelos auf youtube finden. Alleine das Intro…Hammer. Das komplette Konzert, war ein wahrlich mystisches Ereignis, das heute immer noch beim erneuten Hören eine Gänsehaut auslöst.