Dass sich David Harrows nicht auf eine klare Stilistik festlegen lässt, verdeutlicht sein nach „Lockdown Dubs“ zweites Corona-Album: „Virus Dubs“ (Workhousedigitial). Von Techno keine Spur mehr. Das Album klingt wie eine Produktion aus den 1970er Jahren: luftiger, akustischer Klang, echte (wahrscheinlich eher gesampelte) Instrumente, langsame Beats – und dennoch unverkennbar eine moderne Produktion. Erkennen lässt sich das an ihrer Komplexität und den überall hervorragenden Ecken und Kanten. Diese Musik wurde nicht als Backing für einen Song komponiert – wie in den 70s üblich. Die Virus Dubs sind pure Instrumentalmusik – und das nicht nur, weil keine Stimme zu hören ist. Deshalb bin ich auch so ein großer Freund von Dubs, die von vornherein als solche produziert wurden: Komposition und Sound sind meist radikaler, komplexer und origineller. Wenn dann noch, wie hier, ein fantastisch cleverer und spannungsvoller Mix hinzu kommen, ist der Dub ganz und gar bei sich.
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4 Antworten auf „David Harrow: Virus Dubs“
Da musste ich doch auch gleich nochmal schauen, was ich denn zu „Dub Journeys Vol.1“ so geschrieben habe. Die Scheibe hatte mich wohl auch nur zum Teil begeistert. Aber immerhin
war da was für mich dabei.
Soundmäßig ( obwohl Computerbass ) finde ich die „Journey Dubs“ als einzige so richtig professionell. Diese Virus Dubs klingen echt brutal nach einer alten verstaubten Kassette aus meinem Keller. Auch wenn sie „luftiger“ klingen, so klingt es doch sehr muffig nach alter verstaubter Luft. Über solch eine Soundqualität bin ich eigentlich auch hinweg. Das ändert aber nichts daran, das mir die Riddims hier größtenteils sehr zusagen. Auch die Dubatmosphäre, ganz besonders der mystische Hall und die Echos auf den Percussions, ist ganz nach meinem Geschmack.
Und mit „Snuffle and Shuffle“ habe ich hier einen Dub gefunden, der auf Anhieb in meine DubHall Of Fame kommt. Das Keyboard produziert ein „akustisches Lametta“, dem ich mich nicht entziehen kann und auch nicht möchte. Das ist BlingBling für meine Ohren. Ich gestehe, das ich auf BlingBling, bunte Lichter und Lightshows aller Art sehr gut abfahre. Daher ist der Begriff „BlingBling“ für meine akustische Wahrnehmung voll und ganz positiv zu deuten. Mit „BlingBling“ meine ich jetzt aber nicht nur die glitzernden Goldkettchen sondern auch ganz besonders, zum Beispiel, solche Schuhe für Kinder ( warum gibts die nicht auch für mich ), die bei jedem Schritt so schön bunt leuchten. Lightshow ! Schade das es diese Teile in meiner Kindheit noch nicht gab. Auch die Weihnachtsbeleuchtung ( scheiß auf co2 ) finde ich nicht nur kitschig sondern irgendwie auch romantisch.
Auch wenn „Snuffle and Shuffle“ etwas ganz anderes heißen mag, ich übersetze es für mich mit „Schnuffeln und Kuscheln“ ………
Weil mir zur Zeit am meisten danach ist …………………… lemmi
Mit was kann ein Dub-Album denn besser beginnen als mit einer schönen Bassline?
Der „Maskup Dub“ hat mit seiner repitiven Stoik etwas aufforderndes, was irgendwie zum Namen passt. Das Gegenstück ist dann wohl „Mask Off“ von Future? Gefällt mir.
„Conquer Virus“ mit seiner impulsiven Betonung läuft in meiner Erinnerung als halbfertiger DnB-Remix weiter (eher Jungle-artig), ich muss mich wohl mal wieder ans Ableton setzen.
„Virus Return“ packt mich nicht so, irgendwie empfinde ich den Beat als zu stressig und mit der Melodica kommt aufgrund des Klangbilds keine rechte Freude auf.
„Dubmasker“ erinnert mich an Sachen aus den 90ern, die damals bei Klaus Fiehe liefen. Nicht gerade meine Soundscape damals, heute auch nicht. An der Fahrstuhlmusik-Grenze.
„Oh mein Gott dieser Himmel“ – das schießt mir in den Kopf bei den ersten Tönen von „Sixfeetdance“. Sample oder nicht? Track deutlich besser als der vorige.
Mit „Purplecircle“ ist dann noch ein guter Chillout-Tune drauf, den ich mir gut auf dem verkifften zweiten Floor einer Psychedelic-Party mit großer Hängemattendichte in gediegener Lautstärke zwischen Chai-Stand und Kompostklo vorstellen kann. Die schrillen Töne gegen Ende dürften da aber den ein oder anderen Fraggle auf ne miese Schiene bringen.
„Reinfector“ hat was trauriges, für mich stimmt der Kontrast zu den recht treibenden Drums nicht so. Mir passiert da auch zu wenig irgendwie.
„Schnuffeln und kuscheln“ fällt mir zum letzten Track nicht ein, eher „füg ein Instrument hinzu“. Wie auch schon andere Tracks von David Harrow eignet sich dieser zum drüber-improvisieren.
Das Album ist klanglich durchwachsen. Ich bin gerade zu erkältet um herauszuhören ob einige Samples „dreckig“ bzw. gering aufgelöst sind oder einfach die ganze Produktion (absichtlich?) akustisch etwas stumpf ist. Richtigen Bass gibt es auch nicht, unter 60 Hz passiert gefühlt gar nichts. Als fehlte dem Bassist die E-Saite. Das Problem hab ich aber auch beim letzten kanka-Album, was besonders schade ist…
lemmi, LED-Schuhe gibt es auch in Erwachsenengrößen. Per USB aufladbar… und nach dem was man so liest ist die Elektronik ziemlich kurzlebig und der Schuh nicht gerade bequem.
Hehe, Danke ropp auff !
Nur so aus Joke mal hier auf der Arbeit mit den BlingBlingSchuhen auflaufen wäre voll nach meinem Geschmack.
Das die Elektronik kurzlebig ist, hat ja wahrscheinlich eh Methode.
War auf jeden Fall sehr erfreulich für mich, hier noch eine etwas andere Meinung zu der Scheibe zu lesen.
Ach und …… gute Besserung ! ………………………………….. lemmi
thanks for the studied review. FYI. no samples of any kind, all real instruments.