Einmal quer durch den Reggae-Gemischtwarenhandel, hier und da und dort zugegriffen, alles einmal grob durchgeschüttelt und fertig ist das Debut „Many Roads“ (Sweet Waters Music) von Indy Boca. Also eigentlich vom französischen Indy Boca Soundsystem, das hier in Zusammenarbeit mit dem SawaSound Studio das Album gestemmt hat. Ich hab’s ja nicht so mit Überraschungstüten, die jeden glücklich machen sollen – und tatsächlich, da gibt’s feine Roots-Riddims, rhythmisch dröge 4-on-the-floor Soundsystem-Tracks, mal instrumental und dann wieder mit Vocals, und zu guter Letzt doch noch zwei Dubs. Eine Mischung, die mir üblicherweise aufstößt, wenn nicht gar für eine gröbere musikalische Verstimmung sorgt. Dem ist hier erfreulicherweise nicht ganz so – denn es gibt etwas, dass die Tracks verbindet und quasi zu einer Familie werden lässt: Ein unglaublich schöner, satter, tiefer, druckvoller und doch ausgefeilter Sound. Wer auch immer das Album abgemischt hat – Chapeau, großartig, danke für den Ohr-Orgasmus.
Vor den Vorhang bitte auch der Verantwortliche für die vielen schönen Samples, die als solche für mich anfangs nicht zu erkennen waren – so scheinen etwa die Streicher live für die Tracks eingespielt worden zu sein, so perfekt fügen sie sich ins Arrangement und wiederum den Mix ein. Die Realität wird natürlich eine andere sein, denn die allerwenigsten Acts aus dem Reggaeland könnten sich ein Streichorchester im Studio leisten – und wenn doch, dann sicher nicht für‘s Debut-Album. Wie auch immer, das Ergebnis allein zählt – und da hilft es natürlich, dass die Samples den Stücken niemals als Gimmick aufgepfropft, sondern als integraler Bestandteil zu verstehen sind.
Wie bewertet man also dieses musikalisches Sammelsurium, insbesondere wenn der Rezensent es bekannterweise nicht so mit digitalem 120 bpm Soundsystem/UK Dub hat? Er drückt beide Augen zu, lässt sich in den warmen Bass der Roots-Tracks fallen und vergibt satte 4 Sterne – wobei ich gut nachvollziehen kann, dass der eine oder andere Hörer sich einen mehr gewünscht hätte.
3 Antworten auf „Indy Boca: Many Roads“
Ich dachte mir beim durchhören der „RadarErscheinungen“, wenn es eine Scheibe in die Rezension schafft, dann diese. Obwohl mir die „Soul Sugar Excursions“ ebenfalls diesen Gedanken einhauchen. Eigentlich haben es alle DubScheiben verdient aber unsere – besonders meine – Auffassungsgabe hat nunmal Grenzen. Daher ist es immer „gut“, wenn ich ein paar Härchen in der Suppe finde und viele Alben durchwinken kann. Das ist nicht „böse“ gemeint sondern eine reine „Überlebensstrategie“.
Ich hatte mir zunächst nur den TitelTune ( Dub ) „Many Roads“ und „You already now“ in eine meiner Listen gepackt, um gelegentlich an die gesamte Scheibe erinnert zu werden. Inzwischen musste ich auch noch „Reflections“ mit dazu packen, da es mich gefühlsmäßig auch in Richtung DreadZone treibt und mich mit jedem neuen „Run“ auch an „Who pays the piper“ von Gray Clail erinnert. Das könnte aber in diesem Fall wohl nur ganz speziell für mich zutreffen, da „Who pays the piper“ von Gary Clail, für mich, zu meinen ( vielen / sehr vielen )
„All Time Favorites“ gehört, die man mit Sicherheit nicht in jede DubSchublade packen kann. Und wenn jemand sagt, das ist gar kein Dub, sage ich auch, is OK aber ich finde es trotzdem WeltKlasse. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, das Ras Vorbei mich noch am ehesten versteht, da er ja in Sachen On .U Sound auch voll auf der Höhe ist. Aber ich kann mir auch genauso gut vorstellen, das Ras Vorbei ( high Ras Vorbei ;-) ) das auch nicht ganz nachvollziehen kann, da es eventuell doch ein wenig zu weit aus meinem stillen Kämmerchen hervorgeholt wurde.
Ich entdecke mit jedem „Run“ auch noch viel mehr Dubs, die ich mir rauspicken möchte oder sogar müsste aber ich denke mir, es wird wohl viel Zeit vergehen, bis ich mir das Album nochmal ganz durchhöre. Da sind die „rhythmisch drögen 4 – on-the-floor – Soundsystem Tracks“ mit und ohne Vocals, die dann doch im Princip weitergeskippt werden können, da jede MusikMinute besonders kostbar ist. Teilweise entsteht da bei mir auch zuviel „Reibung“, wenn der riddim dröge steppt und dann gleichzeitig mit feligranen Streichern die Seele massiert.
Das nennt man in besonderen Beziehungen „Zucker und Peitsche“ aber ich komme mit diesem Gefühlswiderspruch nicht so gut klar. Und auch der Kiddus I schafft es – für mich – nicht, dem „vertrockneten“ riddim frisches Leben einzuhauchen.
Aber insgesamt ist das Album schön verspielt – wie ich zu sagen pflege, wenn mir nix besseres einfällt – und besonders die eingesetzten Instrumente ( mir ist es dabei auch egal, ob gesampelt oder live and direct eingespielt ) erzeugen bei mir eine fruchtig süße Soundlandschaft, die viele Dubs hier auf dem Album zu einem echten Hörgenuss machen. Ja …. und der Sound des gesamten Albums „erregt“ auch meine Ohren ;-) und gibt meiner Seele das, was sie braucht.
So und jetzt noch was in „eigener Sache“ ;-) …………. Seht ihr das Equipment ( in dem zweiten Video ). So muss das ! Herr Alpha Steppa ! Nur so kann man Dubs machen, die lebendig klingen. Nur so entsteht eine habitable DubZone ;-) in der sich jeder Takt bzw. Atemzug wie eine Frischzellenkur für langlebige DubHeads anfühlt. Das is „BioDub“ vom feinsten und ich glaube, das Software-Entwickler dieses Niveau niemals erreichen werden.
Sorry, ich kann da wohl nicht aus meiner Haut und ich muss da noch was klarstellen. Dazu gehe ich jetzt nochmal zu den Neurologen.
Bis denne ………………. lemmi
Hi lemmi, ich mach’s kurz, Gary Clail ist für mich schon immer – trotz Text – zu 100 % Dub. The Emotional Hooligan, einfach Weltklasse.
;-)