Marcel-Philipp ist auf den Dub-Geschmack gekommen, entstammen doch seine drei letzten Alben allesamt diesem Genre. Doch nach „Dub You Crazy“ und „Can’t Get Enough of Dub“ liegt nun ein ganz spezielles Album vor: „Marcel-Philipp Meets Scientist“ (Ashera). Was für eine spannende Zusammenarbeit: Der Multiinstrumentalist und Schöpfer luftig-leichter Reggae-Kompositionen trifft auf den Dub-Großmeister und Kreateur bleischwerer Mixes.
Wie kam es zu dieser bemerkenswerten Zusammenarbeit?
Marcel-Philipp: „Ende 2019 kam der erste Kontakt zustande als ich an der Planung einer Scientist Audio Engineering Master Class in Deutschland beteiligt war. Mitte 2021 habe ich ihm dann das Rohmaterial für einen Track von mir geschickt. Zu Beginn war das Projekt eigentlich auch nur auf einen Track begrenzt doch wir waren beide vom Ergebnis begeistert. Deshalb haben wir beschlossen, ein komplettes Album umzusetzen.“
Wie lange habt ihr an dem Album gearbeitet?
Marcel-Philipp: „Mit seiner Erfahrung und seinen Fähigkeiten hatte er das ganze Album innerhalb weniger Tage fertig. Die russische Künstlerin Lera (lastcaress), die ich mit dem Cover-Design beauftragt hatte, konnte aus Termingründen erst Ende September liefern, weshalb ich den Release-Termin in den November 2021 legte.“
Was schätzt du an der Arbeit von Scientist?
Marcel-Philipp: „Viele der von Scientist gemischten Alben gehören soundmäßig zu meinen absoluten Lieblingen. Während der Zusammenarbeit war der Kontakt zwischen uns sehr intensiv und ich konnte Einblicke in seine Vorgehensweisen und sein Wissen im Bereich Audio Engineering bekommen.“
Was ist das Geheimnis von Scientist?
Marcel-Philipp: „Noch vor der Erstellung des Dub Tracks haucht Scientist dem Gesamtsound seine spezielle Magie ein. Alle Alben, die von Scientist gemischt wurden, haben diesen einzigartigen Sound. Bei ihm beginnt alles mit dem Schlagzeug-Sound. Seiner Aussage nach, kann er jeden seiner tausenden gemischten Tracks nur am Sound der Kick-Drum ausmachen. Auf die Frage nach dem Vorgehen beim Mixing der Bass Gitarre antwortete er „The bass guitar drives the kick“. Seine Obsession für den Sound ist unfassbar. Die Kombination aus technischer und wissenschaftlicher Herangehensweise gepaart mit seinen künstlerischen Fähigkeiten und dem Interesse am Ausprobieren macht ihn zu dem was sein Künstlername aussagt: einen Wissenschaftler.“
Du bist ganz offenbar ein Fan von Scientist. Wo kommt deine Bewunderung für ihn her?
Marcel-Philipp: „Bei mir beginnt der ganze Schaffensprozess mit den Instrumentalversionen. Aus Mittel zum Zweck habe ich mich deswegen früh intensiv mit Mixing und Mastering auseinandergesetzt. Schon vor Jahrzehnten habe ich den Klang, speziell der Kick und der Snare, von Scientist Tracks analysiert. Nicht um diesen Sound zu kopieren, sondern um zu verstehen, wie und was er da macht. Als sich die Möglichkeit einer Zusammenarbeit bot, war ich sehr dankbar und enorm gespannt was Scientist mit meinen Instrumentals anstellen würde.“
Und, was hat er mit ihnen gemacht? Wie unterscheiden sich seine Dubs von deinen?
Marcel-Philipp: „Scientist machte große Anpassungen am Sound von Kick und Snare. Die Melodika als Lead-Instrument bekommt bei ihm viel Platz und ist im Vergleich zu meinen Dubs viel mehr präsent. Aus technischer Sicht spielt Scientist beim Einsatz vom Delay viel mit dem Feeback und auch die Verwendung des High-Pass Filters ist bei ihm omnipräsent.“
Bleibt das Joint Venture mit Scientist eine Ausnahme, oder planst du auch mit anderen Dub-Meistern zusammenarbeiten?
Marcel-Philipp: „Ich selbst strebe nicht an, bestimmte Sounds zu reproduzieren und lasse mich bei meinen eigenen Mixes von meinem Gefühl leiten. Aus Komponisten-Sicht sind Kooperationen daher sehr interessant und ich würde mich freuen, wenn ich in Zukunft auch mit anderen Dub-Meistern zusammenarbeiten könnte. Ich höre in meiner Freizeit viel Dub-Musik und bin immer wieder bei den Neuerscheinungen sehr positiv überrascht.“
Klingt so, als wärest du jetzt von deinen Instrumentals voll auf Dub umgestiegen?
Marcel-Philipp: „Mein Hauptfokus liegt immer noch auf den Instrumentals, denn ohne diese kann ich keinen Dub produzieren. Die drei Dub Alben sind ein Ergebnis der vielen Instrumentals die ich in den letzten Jahren fertiggestellt habe. Ich freue mich nun aber wieder darauf viele neue Tracks einzuspielen. Also werden von mir als nächstes wieder ein oder mehrere Instrumental-Alben erscheinen, bevor ich dann auch diese in Dubs verwandele.“
4 Antworten auf „Marcel-Philipp Meets Scientist“
Ein großartiges Album. Gibt es dafür (oder für kommende Alben) Vinyl-Pläne?
Oh jeh,
ich weiß nicht so recht. Am liebsten würde ich mir einen Kommentar sparen, denn ich habe im Moment Probleme, mir eine klare Meinung zu bilden. Die WeltKrise und deren Folgen gehen leider auch an mir, auf Dauer, nicht spurlos vorüber.
Und so komme ich auch mit diesem Album nicht wirklich zu einer klaren und fundierten Meinung. Aber ich denke auch, das es noch komischer ist, wenn ich gar keinen Kommentar abgebe.
Ich denke, das ihr denken könntet, ich finde das Album so schlecht, das ich noch nicht mal einen Kommentar dazu abgeben möchte. Dabei ist es schon von Grundauf ein Fehler, denken zu wollen, was andere denken könnten.
Also schreibe ich hier jetzt schon meinen zweiten Kommentar zu dem Album. Beim ersten Kommentar, habe ich am Ende für mich selbst zu schnell in die Tasten gehauen, so das ich kurz vorm Absenden irgendeine LöschTaste berührt habe. Und leider war dies eine entgültige Variante dieser Funktion ;-) Besonders ärgerlich, weil auch der nun verschollene Kommnentar über eine gewisse Länge verfügte.
Vielleicht ist es aber auch möglich, meinen Text schon zu lesen, während ich ihn noch schreibe. Und da mein Text nicht so ganz freundlich ausgefallen ist, könnte ich mir vorstellen, das er vorsichtshalber schon vor dem Absenden gelöscht wurde ;-) Das hätte ich auch niemandem verübelt.
Ok, ob das Album nun wirklich großartig ist, traue ich mir momentan nicht zu, beurteilen zu können. Also schreibe ich wieder über meine Eindrücke, die mir so in den Sinn gekommen sind.
Insgesamt hatte ich durchaus spannende DubMomente, die sich besonders beim Intro eines jeden Dubs eingestellt haben. Je länger die DubTunes dann laufen, umso mehr stellt sich dann doch ein gewisses Gähnen bei mir ein. Das liegt vor allem daran, das Dub in dieser Qualität und ich meine hier vor allem auch die „RhythmusQualität“ inzwischen weltweiter Standart ist. Dazu kommt noch, das meine Meinung über den Einsatz der Melodica hier auch längst bekannt sein dürfte. Warum der Scientist ihr hier so viel Platz einräumt, verstehe ich nicht und so wie ich das im Interview verstanden habe, hätte Marcel-Philipp diesen „Fehler“ selbst nicht gemacht. Für mich ist das leider ein Grund, warum ich nicht die geringste Lust verspüre, mir dieses Album nochmal anzuhören. Das klingt hart, ich weiß. Vielleicht tröstet es Marcel Philipp, wenn er sich mal meine Kommentare zum Einsatz der Melodica bei dem Urvater Augustus Pablo durchliest. Von ihm haben wir langjährigen Reggae und DubFans, schon so viel Melodica auf die Ohren bekommen, das es zumindest mir wirklich langsam mal reicht. Allerdings finde ich persönlich den gelegentlichen (!) Einsatz der Melodica immer noch magisch und faszinierend. Wenn ich das KinderInstrument aber zu oft wahrnehme, wird es banal für mich und ich habe dann keinen Bock mehr drauf. Sorry, so ist das nunmal bei mir. Marcel Philipp ist da also nicht allein.
Wenn nun ein Album ganz fett mit Scientist daherkommt, muss es sich ( in meiner Welt ) zwangsläufig mit seinen „alten“ Aufnahmen vergleichen lassen. Und dabei stelle ich nun fest, das ein Marcel Philipp genauso wie jeder andere EinzelKämpfer nicht in der Lage ist, magische Musiker wie Errol „Flabba“ Holt / Lincoln „Style“ Scott / Eric „Bingi Bunny“ Lamont / Dwight Pinkney und den – für mich – besten Percussionisten aller Zeiten Noel „Skully“ Simms zu ersetzen. Zudem habe ich gelegentlich ( vielleicht sogar fast immer ) ein gewisses Problem mit dem gesamten ReggaeTiming. Irgendwie fühlt sich das bei den „alten Jamaikanern“ immer noch so – wie soll ich sagen (?) – exakt auf den Punkt (!) an. Als ob das Herz noch mehr auf dem richtigen Fleck sitzt und den ursprünglichen Takt ohne das geringste Herzkammerflimmern am Besten wiedergibt. Ob das Timing bei Marcel Philipp nun passt oder nicht, kann Scientist natürlich viel besser beurteilen, bzw. fühlen, als ich. Ich kann nur sagen, das Timing von den Roots Radics entsprach mehr meinem HeartBeatRiddimFeeling.
Ich weiß nicht, wer bei dem, aus meiner Sicht, letzten großen Werk von Scientist den Rhythmusteppich gewoben hat aber wer auch immer das war, hat großartige, magische Riddims aufs Parkett gelegt. Ich hab´die SCHEIBE ( Vinyl …. yeah Mann !!! ) Zuhause. Da müsste das ja hinten drauf stehen. Welche Scheibe, lemmi ?
„Scientist meets Hempress Sativa“ ( In Dub ) !!! Ganz besonders interressant finde ich dabei, das der beste Dub auf der SuperScheibe von Poalo Baldini gedubbed wurde. Das ist aber ne ganz knappe „Entscheidung“ denn ich finde diese DubScheibe insgesamt einfach SPITZENKLASSE !!!
Die Scheibe hat auch einen weiteren entscheidenden Vorteil. Sie ist leibhaftig und nicht nur als „immaterielles Kulturerbe“ auf die Welt gekommen und sowas bekommt bei mir viel öfter eine Chance, als Musik, die es für umme ( wie de Pälzer sacht ), überall zum streamen gibt. Bei der großen Auswahl an Musik, die es inzwischen weltweit – auch in sachen Dub gibt – gehört das für mich zu einer Art natürlichen Auslese. Irgendwo ist die Zeit hier auf Erden ja doch begrenzt und von daher muss ich zusehen, wo ich bleibe ……………..
Tja, sorry …….. bin jetzt leider nicht gegen sone blöde Löschtaste gestoßen und deshalb ging das Ding jetzt raus …………………………. lemmi
Lieber lemmi
muss mal gesagt sein: lese deine Komments immer wieder mit Hochgenuss und finde sehr oft horizonterweiternde Links und Tipps und obwohl ich mich auch nicht mehr zu den jüngsten Dubgeniessern und -liebhabern zählen kann, finde ich immer wieder Neues durch dich… danke, auf hoffentlich noch viele weitere Texte „ohne Löschtaste“…
Greetz……….
Deine Kommentare gehen mir aber auch runter wie feinstes OlivenÖl … ;-)