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Interview

Interview mit Helmut Philipps

Was wir bereits wussten, ist jetzt amtlich: „Dub Konferenz“ von Helmut Philipps ist das beste Buch des Jahres! So gewählt mit großem Abstand zu den nachfolgenden Plätzen von den Lesern der RIDDIM im Lerserpoll 2022. Die Erstauflage war nach nur drei Monaten komplett ausverkauft, ab sofort ist die Zweitauflage des neuen Standardwerks zum Thema „Dub“ aber wieder überall im Handel und über die Homepage von Helmut erhältlich. Christoph Kraus hat mit Helmut Philipps ein Gespräch über die Erfolgsgeschichte seines Buches (dem ersten Buch über Dub in deutscher Sprache und dem dritten Buch über Dub überhaupt) geführt.

Wie und wann kam die Idee ein Buch über Dub zu schreiben? Kurze Entstehungsgeschichte.
Ich hab ja 2007 mit Olaf Karnik das Buch „Reggae in Deutschland“ geschrieben. Danach war klar: ich will noch ein Buch schreiben. Und während ich auf der Suche nach dem richtigen Thema war, haben mich Freunde bedrängt: „Warum schreibst du nicht ein Buch über Dub? Du hast selbst Dubs gemischt. Du kennst dich aus mit Tontechnik. Du kannst die richtigen Fragen stellen.“ Damit war die Entscheidung gefallen.

Wie bist du vorgegangen?
Das erste was ich hatte, war tatsächlich der Titel „Dub Konferenz“. Der Titel war Programm. Es sollten – soweit möglich – Dialoge werden, keine Interviews. Ich wollte vor allem wissen „warum“. Ab 2010 hab ich die ersten Gespräche geführt. Zuerst in Deutschland: Soljie Hamilton in Bielefeld, Pat Kelly an einem Offday in Münster, Clive Chin in Berlin, in Köln und beim Reggae Geel in Belgien, King Shiloh in Wuppertal. Danach überall und bei jeder Gelegenheit, die sich bot. Beim Garance Festival in Frankreich, beim Summerjam, Reggae Jam, Reggae Summer, in Holland, London, zweimal bin ich wegen des Buches nach Jamaika gereist.

Ein alter weißer Mann schreibt ein Buch über eine „schwarze“ Musik – in diesen Zeiten, überlegt man da sich auf den potentiellen Vorwurf der cultural appropiation vorzubereiten?
Ja, da hat mich tatsächlich der woke Zeitgeist eingeholt. Als ich angefangen hab zu schreiben, gab’s noch keine Gendersternchen. Ich kann nichts dazu, dass ich alt und weiß bin. Soll ich deshalb so ein Buch nicht schreiben? Wer schreibt es dann? Die jamaikanische Botschafterin in Berlin hat sich eine Präsentation des Buches von mir angehört und war erstaunt, dass ein deutscher Mann Geschichten aus ihrer Heimat erzählt, von denen sie noch nie gehört hat. In Jamaika weiß niemand, dass vor 50 Jahren die ersten Dub-LPs erschienen sind.

Wie ist die Rezeption, das Feedback auf das Buch?
Überwältigend und manchmal auch berührend. Die Leute schicken mir Fotos, wo das Buch bei ihnen auf dem Nachttisch liegt, auf dem Mischpult oder in ihrem Plattenregal. Manche „klagen“, dass sie nach der Lektüre jetzt ganz viele Alben kaufen müssen. Andere schreiben mir: „Ich lese es schon zum 2. Mal.“ Eine Frau hat mir eine Karte geschickt: „Wenn mich jemand fragt was liest du gerade und ich sage ‚Helmut Philipps – Dub Konferenz‘, dann klingt das ganz schön intellektuell.“ Jemand anders schickt mir ‘ne SMS: „Ich glaube du weißt nicht, was du mit deiner Arbeit und deinem Wissen für junge Dubnerds tust. Viele Infos und Erfahrungen können wir gar nicht mehr nachfühlen. Es ist wichtig, auch hier in Deutschland die Anfänge nachvollziehen zu können. Danke für die Möglichkeit durch dein geniales Buch!“ Sowas macht mich sprachlos. Und wenn ich dann überlege, dass die „Dub Konferenz“ zum besten Buch des Jahres gewählt worden ist und die erste Auflage nach 10 Wochen ausverkauft war, dann bin ich sehr dankbar und glücklich darüber, wie das Buch angenommen wird.

Wovon bist du bei deinen Recherchen am meisten überrascht gewesen, was hat dich am meisten beeindruckt?
Mir war nicht bewusst, wie groß der Einfluss von Jazz auf die Entwicklung von Reggae ist, und damit auch von Dub. King Tubby zum Beispiel hatte ein Zimmer voll mit Jazzplatten. Die bei ihm arbeitenden Engineer konnten sich die Platten auf Kassette aufnehmen, was Leute wie Pat Kelly reichlich gemacht haben. Auch Coxson hatte eine riesige Jazz-Sammlung. Seine Skatalites waren eine Jazzband. Die frühen Studio One Dubplates sind oftmals von Jazz beeinflusste Bläser-Improvisationen. Lee Perry hat privat am liebsten Jazz gehört und macht 1975 mit Vin Gordons „Musical Bones“ eine Jazz-LP mit Offbeat. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Der improvisatorische Aspekt des Jazz spiegelt sich beim Dubben. Man höre sich nur die Platten von Tommy McCook oder Bobby Ellis an, die Tubby gemischt hat: Tommy McCooks „Brass Rockers“ (aka „Cookin‘“) oder „Hot Lava“, oder „Bobby Ellis & The Professionals meet The Revolutionaries“. Da trifft Jazz auf Dub. Dub und Jazz eint der freie Umgang mit Musik, Dub ist Improvisation am Mischpult. Deshalb haben sich ja auch einige der von mir Befragten so vehement gegen digitalen Dub ausgesprochen. Weil Dub ein Mischpult braucht und sich nicht programmieren lässt. Mittlerweile gibt es kleine Mischpulte, mit denen man Computer bedienen kann. Da hat sich was geändert.

Gab‘s ein Lieblingsinterview und wenn ja warum?
Ganz klar Style Scott. Mit ihm hab ich in Kingston im Yard von Chinna Smith unter einem alten Baum gesessen und er hat stundenlang erzählt. Von seinen Großeltern, von dem Ort wo er aufgewachsen ist, von Junkuno, seiner Ausbildung, den Clubs in Montego Bay. Ich wollte von ihm eigentlich nur wissen wie es war mit den Roots Radics und Dub Syndicate. Aber er hat mir sein ganzes Leben erzählt. Er war ein angenehmer, freundlicher und auf eine europäische Art höflicher Gesprächspartner. Ein Wanderer zwischen den Welten, der zwei Dub-Jahrzehnte geprägt hat und dem der Unterschied zwischen Jamaika und Europa total bewusst war. Es war ein krasser Schock als ich wenige Monate nach unserem Treffen erfahren musste, dass man ihn umgebracht hat.

Ist Dub spirituelle Musik oder Studio-Fließbandarbeit?
Dub war Auftragsarbeit am Fließband. Die Soundmen haben Freitags Schlange gestanden bei den Studios. Alle wollten neue Dubs für die Dances am Wochenende. Sie haben sich die Klinke in die Hand gegeben, während drin im Studio ein Dub nach dem nächsten gemischt wurde. Fünf Minuten pro Dub. Es hat nicht länger gedauert als der Song lief von dem der Dub gezogen werden sollte.
Die spirituelle Note des Dubs liegt in der Natur der Vorgabe. Hat das Original, die Vocalversion, spirituelle Tiefe, so überträgt sich das in den Dub und in die Toastings über den Dub. Aber wenn Johnny Osbourne singt: „I don’t want no ice cream love, it’s too cold for me“ und Scientist davon einen Dub zieht, ist das wenig spirituell. Wenn aber Johnny Osbourne über „Truth & Rights“ singt und dann vermutlich auch wieder Scientist einen Dub mischt, ist das was ganz anderes.

Kann es Dub ohne Reggae geben?
Es wird zumindest immer wieder versucht. Aber es gibt wenig überzeugende Beispiele. King Jammy hat zu mir gesagt: „Der Heartbeat des Reggae ist essentiell für Dub.“ Die „interdisziplinären“ Versuche Punk und Dub zu kombinieren funktionieren am überzeugendsten bei Musik mit Reggae-Beats. So wie bei Ruts DC, den Members oder The Clash. Die Fellow Travellers haben das auch gut hingekriegt, weil ihre Country-Musik ein unterschwelliges Reggae-Flair hat. Aber Jazz goes Dub, Klassik in Dub etc., das halte ich alles für in Echo getränkte Irrtümer.

Kannst du dich noch an dein erstes Hörerlebnisse erinnern – wann und wo und wie ist Dub in dein Leben getreten?
Lee Perry mit „Super Ape“. Gigantisch, aber wie man mit der Zeit verstanden hat, eigentlich kein Dub. Trotzdem, ein Meisterwerk. Und Scientist mit den Greensleeves Platten, von denen man heute weiß, dass er sie gar nicht gemacht hat. Von ihm stammen die Mixe, aber die Alben haben sich die Chefs von Greensleeves ausgedacht.

Das Thema „Scientist“ und die Art und Weise wie die Engineers für den Dub-Mix als Job bezahlt worden sind, aber weder als Künstler gesehen oder erwähnt werden und ihre Arbeiten zum Teil ohne ihr Wissen veröffentlicht wurden, war für mich als gängige Praxis eher unbekannt und hat mich überrascht. Kannst Du hier ein wenig drauf eingehen?
Dubs gehörten beim Mischen irgendwann zum Tagesgeschäft und haben nicht viel Zeit in Anspruch genommen. Wenn ein Song fertig war, wurde eben noch schnell ein Dub nachgelegt, quasi umsonst mitgeliefert. Der Produzent (Junjo, Bunny Lee, wer auch immer) hat den Song bezahlt und am Ende das Tape gekriegt. Da war dann auch der Dub drauf, der für die Rückseite der Single gebraucht wurde. Das von den Dubs woanders – in England – gesonderte Alben gefertigt wurden haben die Engineer nicht gewusst. Weil es ja die Alben in Jamaika gar nicht gab, sondern nur in Übersee.

Was ist deine Definition von Dub?
Dub ist der besondere Mix eines bestehenden Titels für einen besonderen Einsatz, nämlich bei Sound Systems. Dub ohne vorausgegangenes Original ist Instrumentalmusik. Was übrigens keine Definition von mir sondern von Style Scott ist. Interessanterweise hat Coxson den Sinn von Dub-Platten darin gesehen, dass die Deejays üben konnten.

Wer ist dein Lieblingsengineer?
Scientist wegen der Anarchie in seinen Mixen und wegen des besten Sounds. Groucho Smykle weil er Dub wie Hollywoodfilme inszeniert. Auch seine Mixe beruhen auf Vocalversionen, aber da ist kein Platz mehr für Toastings. Beide, Scientist und Groucho, werden perfekt beschrieben mit dem Titel des Buches, das Michael Veal über Dub geschrieben hat: „Soundlandschaften und zerstörte Songs“. Bei Scientist habe ich erlebt, wie er beim live-dubben immer wieder gerufen hat: „Someone must deejay!“ Doch auch bei mir zuhause kommt kein Deejay à la David Lynch per Hologramm ins Zimmer und fängt an zu toasten wenn ich Dub höre. Dub ist außerhalb von Jamaika längst zu einer eigenständigen Kunstform geworden. Aber eine die von Erinnerungen lebt. Man weiß dass da noch Melodien, Bläser, Gesänge sind. Aber man hört sie nur im Geiste.

Du bist ja auf Lesetour, wirst in Radiosendungen eingeladen, z. B. WDR 3, WDR Cosmo, DLF, Bayerische Rundfunk, ByteFM, diverse Online Sender. Welche Fragen hat man dir noch nicht gestellt, bei denen es dich wundert, dass sie dir noch nicht gestellt worden sind?
Ich war anfangs ein wenig verwundert, dass es nie zu konfrontativen Diskussionen gekommen ist. Aber darum geht’s in der Dub Konferenz gar nicht. Ich hab ein Geschichtsbuch geschrieben, lasse andere Leute erzählen und hab dazu Fakten recherchiert. Ich merke, dass die Leser an genau der Geschichte interessiert sind. Wo alles herkommt und was es mit Dub auf sich hat(te). Die meisten haben inzwischen schon gemerkt, dass Dub und Steppaz nur scheinbar Seelenverwandte sind. Mit vielen gemeinsamen formalen Ingredienzien, ja. Aber letztlich something completely different. Steppaz ist, historisch wie musikalisch eine alternative Techno-Musik. Dub aber ist die Version einer bereits existierenden Musik. An diesem Unterschied führt kein Weg vorbei. Mad Professor hat mir gesagt: Es ist erst dann Dub wenn es eine Version ist. Und da sind wir wieder bei Style Scott: Wenn es keine Version ist, ist es Intrumentalmusik.

Welche Aspekte haben dem Publikum besonders am Herzen gelegen und sind nach der Lesung Thema gewesen?
Die meisten haben einfach nur zugehört und waren glücklich über die Informationen und Geschichten, die ich erzählt habe. Ich merke wie stark das Interesse am Thema Dub ist. Jeder kennt den Begriff, auch außerhalb des Reggae-Zirkels, aber viele wissen nicht so genau, was es damit auf sich hat. Deshalb kommt es ja auch zu dem Irrtum, dass man bei jedem Echo sofort denkt: Aaah … Dub!

Was ist deine Top 3 der klassischen Dubalben?

  • Lee Perrys „Super Ape“ – ein übernatürlicher Rausch. Kein Dub, fühlt sich aber so an.
  • „Herb Dub Collie Dub“. Gemischt von King Tubby, das Pendant zu „The Legendary Skatalites“, der einzigen Roots-Platte der Skatalites. Eine ziemlich seltene Platte. Kam 1976 ohne Cover auf den Markt und ist nicht mehr zu finden, wurde 2001 von Motion nachgepresst.
  • Alles von Scientist bei Greensleeves. Scientists Mixe profitieren davon dass die Originale in jenem Jahrzehnt so überragend waren: Wailings Souls, Johnny Osbourne, Michael Prophet, Barrington Levy, Hugh Mundell …

11 Antworten auf „Interview mit Helmut Philipps“

Also Steppas ist keine Musikrichtung, nur ein Drum Pattern. Da vergleichst du Äpfel mit Birnen. Das sollte man wissen wenn man so ein Buch schreibt;)

Beides stimmt. Zunächst war es ein Drum Pattern, dann ist daraus ein eigener Stil und schließlich ein eigenes Sub-Genre geworden. Heute versteht man unter „Steppers“ Dub im Stile des UK-Dubs mit Ursprung in den 1990er Jahren. Das Drum-Pattern ist prinzipiell gleich geblieben.

Ich weiß nicht, ob Helmut Philipps irgendwo geschrieben hat, Steppaz ist keine Musikrichtung. Aber so in etwa habe ich das auch in Erinnerung.
Ich würde jedenfalls auch sagen, das die Grundvoraussetzung der sogenannte „Four TO The Flour Takt“ ist. Also im Grunde „Bum Bum Bum Bum“ wie beim Techno oder auch wie bei der überaus erfolgreichen „BallermannMusik“. Ich kann mich sehr gut erinnern, das ich schon bei den meisten RootsTunes keinen Bock auf diesen „4 to the flour“ – Beat hatte, was mir ganz besonders bei Live-Konzerten sämtlicher Reggaebands, bei einigen Tunes, aufgefallen ist. Nun, so schlimm, wie ich es jetzt schreibe war es nicht wirklich, denn wenn mich ein ReggaeTune richtig packt, ist es mir egal, wie oft der Drummer auf „die Pauke“ haut. Aber ich empfinde Musik mit gekonnt akzentuierter und auch variabler Bassdrum wesentlich magischer und prickelnder als dieses „stupide“ Gestampfe. Daher gehört Steppaz für mich nicht zu den Favoriten von DubMusic. Ich würde aber auch nicht sagen wollen, das Steppaz keine DubMusik ist. Dafür hat es einfach viel zu viele DubElemente in sich und es erzeugt trotz Bum Bum Bum …. sehr oft ein mystisches Musikgefühl, was ich übrigens auch bei gewissen TechnoTunes schon sehr oft empfunden habe. Wichtig dabei ist immer, das es sich „bekifft“ anhört. Bekifft ist hier nicht negativ gemeint ! Es bringt – für mich – nur den Eindruck der Musikwahrnehmung effektiv auf den Punkt. Es soll für mich immer ein wenig surreal klingen, damit ich es wirklich interessant und faszinierend finden kann. Und wenn Eins surreal klingt, dann ist es DubMusic !!!
Leider ist bei Steppaz nur all zu oft keine Fantasie mit im Spiel. Das geht schon bei den BassLines los. Die sind meistens so variabel, wie die längste gerade Bahnstrecke in Australien. Haben nichts aber auch rein gar nix mit den BassLines aus Jamaica zu tun, seitdenn sie wurden eben „geklaut“ bzw. gecoverd. Die Effekte lassen mich meistens im Stich, weil der Mann an den Reglern ( oder an der ComputerMaus ) anscheinend denkt, die meisten leute sind eh mit dem Bum Bum Bum ….. zufrieden. Steppaz Fans sind meistens, bzw. oft, keine Reggae Fans und im Grunde auch keine DubFans ( eine etwas gewagte These von mir, habe ich so oder so ähnlich aber schon öfter mal irgendwo aufgeschnappt ).
Ich ( ich ich ich ….. ) bin ein VollBlutReggaeFan !!! Ja, jetzt haue ich hier aus tiefster innerer Überzeugung richtig auf die Pauke aber inna One Drop Style.
Von daher ist es mir völlig schleierhaft, wie man sich NUR mit diesen Steppaz-Tunes zufrieden geben kann. Das ist mir viel zu engstirnig. Hat den Horizont einer 4 Quadratmeter kleinen Knastzelle. „BallemannDub“ könnte man auch sagen …….. Upps, jetzt klingt es doch wieder so, als ob ich Steppaz überhaupt nicht mag. Nein, dafür klingt es mir immer noch viel zu sehr nach DubMusik ! Aber wenn es nur Steppaz gäbe und das auch noch eiskalt am Computer hingemurchelt, dann würde ich lieber eine spezielle Art von Techno hören, bei der es wesentlich mehr DubLametta zu bestaunen gibt bzw. gab.
Man kann das ja nicht pauschalisieren aber ich neige dazu. „Unsere Großeltern“ haben ja auch schon geschimpft, über die komische Musik, die wir uns so angehört haben. Aber die meinten teilweise auch, Peter Alexander sei besser als Elvis oder die Beatels. Von daher können wir die echt nicht für voll nehmen. Auch über den Tanzstil Dub hätten die mit Sicherheit keine guten Worte gefunden. Ich hoffe ich liege nicht genauso falsch aber ich habe nicht viel Respekt für die Jugend, die sich mit billiger ComputerMucke abspeisen lässt, ohne auch nur das geringste Bedürfnis zu verspüren, sich richtige Musik von echten Musikern zu gönnen.
Neulich habe ich gehört ( für euch hier wahrscheinlich längst bekannt ), daß es schon Programme gibt, die einem komplette Aufsätze zu allen möglichen Themen schreiben und es fast nur noch für die „künstliche Intelligenz“ möglich ist, diese Aufsätze von echten, menschlichen Aufsätzen zu unterscheiden. Da bin ich jetzt etwas faslch abgebogen …..
Es gibt auch computerprogramme, die es nichtmusikern ermöglichen Musik zu „produzieren“. Also irgendwo sollte dann aber auch mal Schluss sein, mit der Selbstverarschung der Menschen. Es gibt eh schon viel zu viel Mucke und auch Musik, da brauchen wir doch nicht auch noch „musik“ von leuten, die davon noch weniger Ahnung haben als ich.

Man sieht, das ganze Thema liegt mir wohl doch sehr am Herzen …….

Greetings ……………….. lemmi

[…] Eine gute Übersicht zum amerikanischen Geburtstagskind gibt die auf Discogs gestellte „50 Years of Hip-Hop: A History of the Genre’s Evolution„, Bezug auf die jamaikanische Party hoffe ich auf Helmut Phillips‚ Buch „Dub Konferenz„. […]

Aha. Also bei Steppers ist man also nicht ganz so genau. Da geht man implizit davon aus das sich der Begriff im laufe der Zeit geändert hat. Man hätte ja auch von UK-Steppers reden können. Bei Dub jedoch sagt man nicht: Ursprünglich enstand dub als version eines existierenden tracks, heute ist das jedoch nicht immer so. Da sagt man: Die definition von dub ist so, alles andere ist kein dub! Das Problem das man eine musikrichtung nicht vom Sound definiert sondern wie die musik gemacht wurde sieht man dann das in einer top list an dub alben 33 1/3% kein dub ist! Ja ich halte ja schon meine klappe und nerve nicht mehr :D

Da existieren offenbar unterschiedliche Auffassungen. Ich vertrete eine andere Auffassung als Helmut. Nach meinem Verständnis ist Dub ein Musikstil, der durch bestimmte musikalische Merkmale definiert wird.

„Dub Ist das Spiel mit dem Fader. Dieses Rein und Raus von Guitarre und Bass oder einfach nur Schlagzeig und Bass.
GENAU DAS IST DUB !!!“
( Coxson Dodd )

„Es ist dann Dub, wenn der Engineer Teile der Rhythmussektion entfernt und durch Effekte ersetzt ( oder gar ergänzt …. Anmerkung des Kommentators ) und so eine komplett andere Atmosphäre schafft, die den Zuhörer irgendwohin zwischen hier und Weltraum bringt. Dub ist Musik, die Geist und Seele erforscht. Du kannst einen guten Dub eine Million mal spielen und du wirst jedesmal etwas anderes hören.
( Mad Professor )

Das sind erst mal zwei Zitate, aus dem Buch, von Menschen die es genau wissen müssen. Ich finde sie unterstreichen damit exakt deine Auffassung von Dub. ( Eigentlich auch meine ….. )

Und noch einer der vielen Sätze aus dem Buch, die mir runtergehen wie feinstes Olio de Olivio :
Nat Birchall sieht Jazz und Dub vereint und spricht von der „Erwartung des Unerwartbaren“ und kommt damit der „Krümmung des Raumes“ schon sehr nahe ;-) ( wie ich finde )
„Jazz und Dub beruhen auf Improvisation in Echtzeit ! Was passiert ist nicht geplant ! Es sind NATÜRLICHE, ORGANISCHE Vorgänge des Musizierens !“ ( Das Gegenteil von digitalisierung !!! ….. )

Ich fühle mich schon fast wie „gesalbt“ ………………. lemmi

„Dub ohne vorausgegangenes Original ist Instrumentalmusik.“ – Style Scott
Wenn dann herausragende Protagonisten des Genres wie King Jammy und Mad Professor Style Scotts Aussage sinngemäß bestätigen, dann muss an der Sichtweise schon etwas dran sein. In den Anfängen war es definitiv so, dass jedem Dub ein Original vorausging. Nach der Lektüre der „Dub Konferenz“ bin ich auch dazu übergegangen, in Gedanken zwischen Dub und „dublastiger Instrumentalmusik“ zu differenzieren. Womit ich keinesfalls ausdrücken möchte, dass mich „dublastige Musik“ jetzt nicht mehr interessiert – ganz im Gegenteil. Auch „dublastige Instrumentalmusik“ à la Dub Syndicate o. a. hat zweifellos weiterhin ihre Berechtigung im Dubblog vorgestellt zu werden. In meinen Augen liefert uns hier Helmut lediglich eine geschichtlich logische Abgrenzung – c’est tout.

DUB ist doch einfach nur der Tanzstil, der vorwiegend in den Ecken der DanceHall „praktiziert wurde ;-) Oder müsste ich da in ganz korrekter Weise „Dubbing“ schreiben ?
Vielleicht heißt das Buch auch deshalb „DubConfernce“, weil man darüber wahrscheinlich ewig diskutieren kann, was denn nun eigentlich Dub sein soll bzw. ist.
Weil es darüber so viele unterschiedliche Ansichten gibt, habe ich natürlich auch eine und weil ich mir die Welt gern so mache, wie sie mir gefällt, sage ich, es ist Dub, wenn ich es sage, bzw. wenn ich es so empfinde. Damit möchte ich aber keinesfalls sagen, das Helmut Phiipps an irgendeiner Stelle Unrecht haben könnte.
Aber seine „Definition“ reicht mir persönlich nicht, um für mich immer sagen zu können, das ist definitiv eine DubScheibe bzw. das ist definitiv Dub !
Ich kann zum Beispiel nicht sagen, das beispielsweise ein DubAlbum welches von (z.B.) Scientist gemischt wurde wirklich ein DubAlbum ist, wenn ich die VocalVersion dazu nicht kenne, obwohl es eine gibt. Es könnte ja auch eine reine InstrumentalVorlage sein, die nach meinem Kenntnisstand sowieso die Grundlage für alles – auch für die VocalVersion – ist. Es gab auch Ausnahmen im Reggae, wie zum Beispiel bei Bob Marley, der wohl erst die Lyrics am Start hatte aber ansonsten kam der Artist immer erst dann in die Kabine zum singen, wenn der Riddim längst im Kasten war.
Apropos Kasten : Für mich ist DubMusik „nix“ anderes als Quantenphysik ;-) Solange ich nicht nachschaue und mich zweifelsfrei darüber informiere, ob es eine VocalVersion zu dem von mir so empfundenen DubTune gibt, kann ich nicht sicher sein, was sich in der Box befindet. Ist es nun ein „richtiger lupenreiner Dub“ ? Ist es „dublastige InstrumentalMusik“ ? Oder handelt es sich gar um „Schrödingers Katze“ ? …………………..
Nun, immer wenn es um Quantenphysik geht, können sich natürlich Denkfehler einschleichen und sollte ich hier einen oder gar mehrere gemacht haben, so bin ich für jede Form der Belehrung offen.
Besonders als On .U Sound Addict, bin ich natürlich über die gewöhnliche Quantenphysik längst hinausgewachsen und beschäftige mich sehr gern mit „dublastiger Vocal – UND Instrumentalmusik“, die den Dub als Ursprung, sozusagen immer noch als solide Grundlage, wie die gute Butter auf dem Brot, als unerlässlichen Bestandteil einer ausgewogenen MusikErnährung im Sortiment hat.
Helmut Philipps lässt im Buch keinen Zweifel daran, das zum Beispiel African Head Charge nix mit Dub zu tun hat. Ich bin weit davon entfernt, das anzuzweifeln, da ich im Grunde schon glaube verstanden zu haben, was Dub im ursprünglichen Sinne ist, bzw. gewesen ist. Dennoch bin ich allen PlattenHändlern aus der Vergangenheit sehr dankbar dafür, dass sie African Head Charge und On .U Sound sowieso, in die große DubBox gepackt haben, denn sonst hätte ich diese abgefahrene Musik eventuell niemals entdeckt. Mag sein, das sie nix inna DubBox zu suchen hatten aber ich hätte selbst nicht gewusst, wo man diese Musik sonst hätte hinpacken sollen. ( Ja, ich höre einige bis hier hin „flaxen“, die mit African Head Charge nix anfangen können und genau wissen in welche Tonne sie African Head Charge schmeißen würden. Ich habe selbst eine in die MüllTonne geworfen, weil der Sänger wohl meinte, African Head Charge und sein „gesinge“ könnte auch ohne Adrian Sherwood irgendjemandem gefallen aber ich hatte dafür nix übrig …. )
Dann gibt es im Buch auch die berechtigte These, „es ist nur Dub, wenn die Grundlage Reggae ist“ !!! Eigentlich kann ich mich mit dieser These bzw. „Definition“ auch am besten anfreunden aber mir würde dann doch sehr viel gute DubMusik fehlen. Und wenn sogar Scientist ( vielleicht auch nur ironisch ) meint, man könnte vielleicht auch R.a.B, oder sogar Soul dubben, dann erlaube ich mir zu schreiben, man kann auch African Head Charge und sogar Rumba dubben.

In einer Sache möchte ich Helmut Philipps aber auch meine uneingaschränkte Unterstützung zukommen lassen. Egal ob Steppaz – ( Dub ) , Psy – Dub oder die vielen Ambient Dub Slile, die ich als FantasyDub bezeichnen würde, sie alle vermitteln gegenüber den original Dubs aus Jamaica nur einen Bruchteil der Energie,
die in Jamaica, vom Start weg, vorhanden war. Leider hat Jamaica diese Energie nun längst schon selbst nicht mehr.
Ich mag auch die ( man kann es ja fast nicht anders sagen ) weichgespülten Varianten der DubMusik aus der „neueren Zeit“. Ich kann auch mal bei einem durchprogrammierten „FantasyDub“ dahinschmelzen aber letztendlich sind es die jamaikanischen Riddims, die für mich einen wirklich richtig guten Dub ausmachen.

( Allerdings hätte ich da im Einzelfall auch noch ne ganze Menge mehr zu schreiben. Im Buch wurden zum Beispiel die „ersten“ Dubs der Revolutionaries oder waren es doch die Aggrovators als langweilig und uninspiriert beschrieben. Aus Unwissenheit oder doch eher aus Oberflächlichkeit, haben mich diese Dubs dazu veranlasst, hier im DubBlog zu schreiben, „Sly and Robbie können keinen Dub“, obwohl die mit diesen Riddims noch gar nix zu tun hatten. Aber das der Autor des Buches oder – falls das nicht stimmt – irgendjemand anderes im Buch meinte, diese Dubs wären langweilig und uninspiriert, ist für mich noch viel besser, als ob ich im Buch an irgendeiner Stelle zitiert worden wäre ;-) ……………….. )

„Dubbing is a must“ …………………………. lemmi

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