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Kaptan: Dubs from the Vault

Dub wird ja inzwischen überall auf der Welt produziert, natürlich auch in Deutschland (aber ironischer Weise kaum noch in Jamaika). Nicht nur haben wir in Hamburg eines der profiliertesten Dub-Labels weltweit, sonder auch eine gut abgehangene Generation etablierter Dub-Producer. Mit Leuten, wie Jah Schulz und Kaptan stehen aber auch junge Talente in den Startlöchern. Beide, Schulz und Kaptan, verschreiben sich puren, kompromisslosen Sound System-Dubs, die ihre immersive Kraft aus reiner Bass-Präsenz und stoisch-repetitiven Beats beziehen. Hier steht nicht mehr der virtuose Mix im Zentrum, oder gar eine blasse Erinnerung an ein sowieso nicht vorhandene Vocal-Version, sondern der reine, abstrakt-konkrete, vom Bass getrieben Sound. Kaptan hat soeben sein Debut-Album vorgelegt: Dubs From the Vault (Basscomesaveme), das ich zur Zeit mit großer Faszination höre. Mit dem traditionellen Dub-Schema hat auch dieses Album nicht viel gemein. Dafür umso mehr mit Jah Schulz – und beim letzten Track auch sehr viel mit Rhythm & Sound. Es geht also ausdrücklich nicht um Heavy Steppers, sondern um langsamere Produktionen, in denen sich der Bass ausbreitet, wie ein quellender Hefeteig. Alle Poren und Hohlräume der Dubs werden vom Bass-Teig durchdrungen. Schlagzeug und Offbeat wabern darin herum, wie Rosinen. Einfach nur lecker! Obwohl der Titel anderes vermuten lässt, sind die „Dubs From the Vault“ aktuelle Produktionen und keineswegs einst im Archiv verschollen gegangenes Material. Das Album umfasst nur sieben Tracks – was dem Release-Format geschuldet ist, denn wer das Album physisch besitzen möchte, muss tatsächlich eine Audiokassette kaufen. Zum Glück gibt es aber auch eine digitale Ausgabe mit perfektem Sound.

Bewertung: 4.5 von 5.

3 Antworten auf „Kaptan: Dubs from the Vault“

Lieber René
„der Bass, der sich ausbreitet wie ein quellender Hefeteig“… sehr sehr schöne Metapher für dieses kurze Album, das ich ebenfalls abfeiere. Mehr habe ich dem nicht hinzuzufügen, lasset die Musik für sich sprechen!

Nach dem Lesen der Besprechung in der Riddim dachte ich mir ‚Hoffentlich veröffentlicht René die auch im Dubblog, damit ich ihm widersprechen kann.‘
Ist zwar nur ein Punkt, aber der liegt mir am Herzen: Ich empfinde es gerade als Glück, dass dieses Album auf Kassette erschienen ist. Da spielt natürlich Nostalgie eine Rolle, aber davon ab: Muss Dub in perfektem Sound daher kommen? Nein! Darf Dub nicht ein bisschen dreckig sein, unsteril? Unbedingt!

(Der „quellende Hefeteig“ ist mega!)

Hmmmm, ja schade. Jetzt wo ihr euch hier so schön einig seid, möchte ich eigentlich gar nix mehr dazu schreiben.
Ich finde das Album ja auch nicht schlecht aber so ganz kann ich eure Begeisterung nicht teilen. Und obwohl ich Zuhause auch noch ein TapeDeck gelegentlich zum Einsatz bringe, kann ich die Philosophie nicht nachvollziehen, im Jahre 2023 ( 22 Jahre nach Odyssee im Weltraum ) noch auf dieses sperrigste Medium von allen zu setzen. Da sind mir einfache Daten dann doch lieber. So ganz verstehe ich auch nicht, warum das der Grund für die „nur“ sieben DubTunes sein soll. Auf meine Kassetten passen locker 90 Minuten drauf. Ok, das hat jetzt aber nix mit den DubTunes selbst zu tun. Die finde ich durchweg voll Ok aber leider gelingt es mir nicht, das Album mit der selben Faszination abzufeiern wie ihr. Ich kann es mal wider“ gar nicht rational erklären, zumal Jah Schulz im letzten Jahr sogar in meinen Top 5 vertreten war. Bei Rhythm And Sound hat mir schon immer was gefehlt, um in DubExtase zu geraten. Obwohl ich die auch nicht schlecht fand musste ich mir aber nix davon Zuhause hinlegen, geschweige denn auflegen.
Ich kann es nur erraten oder maximal erahnen aber ich habe das Gefühl, diese DubTunes sind nicht durch ein analoges Mischpult geschickt worden und klingen daher – im Endeffekt – für mich ein bischen sperrig, bzw. lassen sie mich doch „etwas hungrig“ zurück. Wie es René ja gelegentlich auch schon so treffend formuliert hat. Vielleicht sind es auch die Rosinen, die im Hefe-Bass-Teig herumwabern. Ich kann ja nix dafür aber ich mag Rosinen überhaupt gar nicht. Also Rosinen gehen bei mir Minus. Allerdings sind die DubTunes hier wesentlich besser, als ein christstollen mit rosinen …………………
Nix für ungut aber ich halte einen christstollen für einen GeschmacksIrrtum. Genauso wie Gorgonzola mit oder ohne Avokado ………… Ok, ok, ich weiß, is alles Geschmacksache aber christstollen, rosinen, gorgonzola und avocado muss ich wirklich nicht haben.
Genauso kann ich es nicht im geringsten nachvollziehen, wie man Spaß daran haben soll, DubMusic auf übelst lästige Weise durch Mausgeschiebe zu editieren, wenn es doch die schöne Möglichkeit gibt, das Ganze, ganz spontan, intuitiv und lebendig mit einem analogen Mischpult entstehen zu lassen. Ich gebe ja ( ungern ) zu, das ich von Beidem keine Ahnung habe aber für mich hat diese garstige Computermaus definitif nix mit Dub zu tun. Das könnt ihr auch gern an den „Herrn Scientist“ weiterleiten, der ja anscheinend schon sehr früh Dubs, quasi „automatisch“ editieren bzw. bearbeiten wollte. Naja, der Scientist is halt auch nur ein Mensch und auch er kann sich ja mal irren. Soweit ich mich erinnere, meinte er, nur Reggae wäre wirklich „dubtauglich“. Soweit wäre ich glatt noch dabei aber als er dann meinte, R.a.B. und Soul wären die einzigen Stile, wo das eventuell auch noch klappen könnte, musste ich doch arg zweifeln. Allerdings bin ich ja auch nur ein Mensch ………………… lemmi

( Aubergine finde ich übrigens auch ungenießbar )

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