Jakob Rehlinger ist ein Deutscher, der in Kanada lebt oder ein deutschstämmiger Kanadier. Sei’s drum, das ist jetzt auch nicht von wesentlicher Bedeutung. Auf jeden Fall würde ich Jakob Rehlinger als einen „kosmischen“ Musikkomponisten und Improvisator bezeichnen, der in Etobicoke, Ontario, lebt. Er veröffentlichte bisher eine große Anzahl an Alben, die nicht nur unter seinem bürgerlichen Namen, sondern auch mit zig Synonymen: King Pong Dub System, BABEL, Moonwood, Heavy Moon, TRANZMIT und in verschiedensten Genres aufgenommen wurden. Von Dub, Chillout, Funk, Krautrock, Psychedelic, Berliner- bis Düsseldorfer Schule ist alles vertreten.
Wir legen hier unseren Schwerpunkt natürlich auf Dub – was sonst? Bereits bei seiner ersten offiziellen Veröffentlichung als „King Pong Dub System: Islington West“ hatte er lt. eigenen Aussagen ein gewisses Unbehagen. Ein „weißer“ Mann, produziert Musik, die stark vom Dub inspiriert ist, ohne dass schwarze Musiker oder Musiker jamaikanischer Herkunft involviert sind. Obwohl King Pong vor allem diese Musik aus Wertschätzung und Respekt macht, ist es doch unvermeidlich, sich auch kulturelle Elemente der Musik anzueignen. Im Laufe der Zeit hat es King Pong dennoch geschafft, seinen völlig eigenen Sound zu erschaffen. Seine von ihm komplett in Personalunion eingespielten Alben, sind mittlerweile etwas weniger von authentischen Dub-Reggae-Rhythmen und -Sounds „inspiriert“. Trotzdem muss King Pong immer wieder anerkennend zur Kenntnis nehmen, dass er auf den hohen Schultern „schwarzer“ Riesen steht: King Tubby, Lee Scratch Perry, Scientist, Mad Professor, Sly & Robbie, Bonjo Iyabinghi Noah, Augustus Pablo und viele andere, von denen er Klänge, Ästhetik und sogar Elemente seines Spitznamens entlehnte. In diesem Jahr hat er sich nochmals das bereits im Sommer 2017 veröffentlichte Album „King Pong Dub System: Dub Brut“ vorgeknöpft und remixed. Herausgekommen ist ein Dub aus der langen Post-Punk-Tradition mit unüberhörbaren Anleihen bei „weißen“ Männern wie The Clash, Mark Stewart und Adrian Maxwell Sherwood. „Dub Brut“ sind improvisierte Drum-Machine-Jams und Live-Loop-Sessions, die von Jakob Rehlinger aka King Pong beinahe komplett live aufgenommen und gedubbt wurden. Mit jedem weiteren Hören offenbart das Album neue Sound-Effekte.
4 Antworten auf „King Pong Dub System: Dub Brut“
Yo ! Kurz und knackig würde ich sagen DUB RULES !!!
Is nunmal so. Da kann und muss man nix dran ändern. Auch diese DubScheibe gehört für mich, mit in die DubHall Of Fame. Die Basslines grooven von vorn bis hinten, jedenfalls bei mir.
Die DubEffekte sind voll und ganz nach meinem Geschmack und mit jedem Hören entdecke auch ich immer noch ein bischen mehr. Das ist eigentlich auch sehr typisch für DubMusic !
Je öfter man ein Album hört, desto mehr entdeckt man und es wird eigentlich bei jedem Durchlauf noch ein klein wenig besser. Die Steigerung verhält sich dabei natürlich in etwa so, wie im Hochleistungssport. Ist man erst mal im Bereich des Weltrekords, kann man sich meistens nur noch um ein paar Milimeter bzw. um ein paar hundertstel Sekunden verbessern. Bei den meisten MainstreamHits aus dem Radio ist es eigentlich genau umgekehrt. Mag schon sein, das da auch mal was richtig gutes dabei ist aber es lutscht sich schnell aus und bröckelt mit jedem Hördurchgang immer mehr ab, bis man es nur noch langweilig findet. Das habe ich jetzt sicherlich wieder zu sehr verallgemeinert aber man merkt doch, das es vielen anderen auch so geht. Viele „Mainstreamers“ ( ganz besonders die tätoowierten ) schämen sich heute sogar teilweise, für das, was sie in ihrer Vergangenheit gehört haben. Ok, schluss damit.
Ich mag hier auch die Dubs – „Dub Demons“ und „Hatred Version“ – die für mich tatsächlich ein bischen „funky“ klingen. Ganz besonders „Hatred Version“ begeistert mich mit einer „geilen
Space Action“ , wenn ich das mal so zusammenfassen darf. Ganz oben auf dem Throne Of Dub sitzt bei mir „Oscillator Dub“ ! Das Ding gräbt sich richtig tief in meinen DubKopf ein. Es klingt nicht nach On-U.Sound, könnte aber durchaus von einem Ableger der On-U.Sound Posse stammen. Jedenfalls glaube ich hier den Beweis gefunden zu haben, das Adrian Sherwood
definitiv eine große Vorbildfunktion inne hat. Klingt richtig schön nach „Dungeon Dub“ für meine DubOhren. Und auch Bonjo Iyabinghi Noah grüßt hier mit seinen Percussions aus der Ferne oder eben aus der Tiefe des Raumes.
Ich wage mal die These, das hier auch ein Theremin zum Einsatz gekommen sein könnte. Jedenfalls auch, was die „geile Space Action“ bei „Hatred Version“ betrifft. Hier und da höre ich das Teil aber auch in dem einen oder anderen Dub auf dieser sehr geilen DubScheibe. Klingt hin und wieder auch nach Creation Rebel aber das Gefühl kommt dann wohl doch sehr speziell in meinem Innneren vor. Einziges Manko, was ich bei „Dub Brut“ finde ist die Drum Machine. Da fehlen dann doch hin und wieder mal so ein paar knackige Akzente, die wir nicht nur von Style Scott so lieben. Aber das macht nix, denn die Scheibe ist auch so richtig super.
DUB RULES !!! ………………………….. lemmi
Hi lemmi,
es ist immer wieder faszinierend, was du da so alles ausgräbst / heraushörst und noch extrem treffend auf den Punkt bringst. Vielen Dank dafür!
Mit Jakobs großem Vorbild hast du eine Punktlandung hingelegt. Latürnich die lebende Legende – boah, jetzt aber – Adrian Maxwell Sherwood.
King Pongs Alben gehen fast alle ein wenig in diese On-U. Sound Richtung, obwohl sie unterm Strich doch recht eigenständig sind. Auch, dass man sie hundertmal hören muss, um wirklich alle Feinheiten herauszuarbeiten, zeigt Parallelen zu On-U. Sound.
Im Nachhinein könnte ich mir sogar in den Hintern beißen, weil ich alter Sherwood-Freak der ersten Stunde dem Album zu leichtfertig nur 3,5 Sternchen gegeben habe. Das leidige Sterne-Thema…
Kein Problem Ras Vorbei !
Sterne kommen und gehen im – aus menschlicher Sicht – ewigen Kreislauf des Lebens ……..
Außerdem müssen ja immer auch noch ein paar Sternchen für The Magnificent One And Only ADRIAN SHERWOOD im Magazin bleiben ;-)
Ja, „Patriotismus“ gibt es auch im Dub ……………….. lemmi
Danke Ras! A nice surprise to find someone writing about KPDS. And nice to read the thoughtful comments too.