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Kutiman: Wachaga In Dub

Das Jahr 2020 neigt sich dem Ende entgegen und pünktlich finde ich noch einen passenden Abschluss. Eine Kuriosität, eines dieser Dubious-Music-Alben, die ich so sehr liebe, rotiert bei mir seit zwei Wochen Minimum zweimal täglich. Im ersten Moment klingt das Album, als hätten sich die ON-U Sound Legenden Adrian Sherwood, African Head Charge und Strange Parcels zusammengetan und veröffentlichten jetzt ein Seitenprojekt unter dem Künstlernamen „Kutiman“. Aber weit gefehlt, der israelische Kibbuznik, Produzent, Filmemacher und Multiinstrumentalist Ophir „Kutiman“ Kutiel steckt hinter dem Ganzen. Musikalisch ist Kutiman in ganz unterschiedlichen Genres wie Funk, Afrobeat, Worldmusik, Jazz, Psychedelic Rock und Alternative zu Hause. Ganze sechs Jahre hat er sich nun Zeit gelassen, um „Kutiman: Wachaga In Dub“ zu veröffentlichen.
Mit großer Ausrüstung (Mikrofone, Videoaufzeichnungsgeräte) flog Kutiman, den in Israel beinahe jedes Kind auf der Straße erkennt, 2014 nach Tansania, Afrika. Dort arbeitete er mit Stämmen der Massai und der Wachaga, einer Gruppe indigener Völker zusammen, die am Fuße des Kilimandscharo leben. Basierend auf den dort entstandenen Feldaufnahmen lokaler Musiker, Stammesgesängen und singenden Schulkindern aus Arusha, stellte er dann im heimischen Studio akribisch „Wachaga“ zusammen. Aus fünf der neun Originaltitel seines vierten Studioalbums schuf er jetzt „Wachaga In Dub“. Im Geiste klassischer Dub-Alben nimmt Kutiman Teile des ursprünglichen Ausgangsmaterials, ordnet sie neu, fügt Delay, Reverb und Phaser hinzu, um seine Musik in neue halluzinogene Höhen zu pushen. Entstanden ist ein wahrlich einzigartiges Konzept, das traditionelle afrikanische Gesänge und Rhythmen mit spirituellem Jazz und frisch klingender Elektronik kombiniert. Die Rhythmusmuster, Gesänge und die sich wiederholenden Passagen bieten die perfekte Plattform für Kutimans bewusstseinserweiternde Erkundungen. Das psychedelische „Awake In Dub“ klingt, als hätte Doug Wimbish die satten Bass-Lines eingespielt. „Maasai In Dub“ ist ein akustisch-afrikanischer Trip – (m)ein Killertrack. Das Mini-Album ist eine Tour de Force, die mitten ins Schwarze trifft, weil sich durch die Verschmelzung von Sampling, Electronica, Jazz und extrem vielen Dub-Effekten eine Exotik offenbart, die man in der Art sehr selten zu hören bekommt. Bitte mehr davon, Kutiman.

Bewertung: 4.5 von 5.

2 Antworten auf „Kutiman: Wachaga In Dub“

Mal wieder aus Zeitgründen, habe ich diese fantastische „Scheibe“ auch noch nicht rauf und runter gehört. Aber dafür wäre sie auch viel zu „schade“. Denn sowas lege ich immer dann gern auf ( bzw. drücke auf Play ), wenn es mal wieder Zeit ist, für die ganz besonderen Momente. Dann, wenn sozusagen alles passt ! Alle sind gut versorgt und niemand nervt rum ! Telefon aus und nach mir die „SinnFlut“….
Es gibt leider nur fünf Dubs, die alle weit über jegliche Tellerränder hinaus ragen und mal wieder zeigen, wie unendlich groß das DubUniversum ist. Hier gefällt mir sogar der Jazz, der wohl von Afrikanern eingespielt wurde und deshalb auch richtig groovt.
Die Musik selbst ist schon extrem mystisch, was durch die Gesänge der Schulkinder und der Stammesmitglieder noch unterstrichen wird. Das ist ein Stilmittel von Adrian Sherwood, was zum großen Teil mitverantwortlich dafür ist, das ich diesen Mann so sehr schätze bzw. verehre um nicht zu sagen „anhimmele“. Am meisten kommt das bei African Head Charge durch aber auch in diversen anderen Tunes wird mal ein „Hoi Hoi Hoi AAAAAUUUUUUUUHHHHH“ eingestreut, so das ich mal wieder nur zu dem Schluss kommen kann, Yo das is genau meins !!!
Zum mystischen Groove kommen dann tatsächlich noch jede Menge völlig abgefahrene DubEffekte hinzu, so das es an Exotic, wenn überhaupt, nur noch von African Head Charge übertroffen werden konnte. Man kann die „Scheibe“ natürlich auch gern „rauf und runter“ laufen lassen aber um sie nur nebenbei zu hören, hätte der gute Kutiman sich nicht sechs Jahre Zeit nehmen müssen. Ich, für meinen Teil, hätte auf jeden Fall auch gern MEHR DAVON !!!
Ich schwanke zwischen „Maasai In Dub“ und „Tanzania In Dub“ und kann mich immer noch nicht entscheiden, welchen Dub ich denn nun besser finde. Ok, dann nehme ich „Awake In The Rain Dub“. Der is auch genial ! Mir gefallen sie Alle ! Ich möchte noch erwähnen, das ich zwar keinen Plan von Jazz habe aber wenn „Tanzania in Dub“ auch Jazz ist, dann kommen Jazz und ich vielleicht auch noch „ins Geschäft“. Zu den DubSpielereien kann ich nur sagen, FANTASTISCH ! Ich brauch es, wie schon oft erwähnt, auch nicht immer aber wenn Groove und Effekte mich in Sphären aufsteigen lassen, wo ich nicht mehr weiß, wo oben und unten, vorn oder hinten ist, dann fühlt sich das für mich extrem richtig an.

„Every Moove Of the Individual Shakes The Cosmos“ …………………………. lemmi

Hi lemmi,

deinem ausführlichen Kommentar ist wieder einmal nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht das Black Uhuru/Michael Rose Zitat: „The whole World is Africa…“ Womit M. Rose geographisch, erdgeschichtlich (Pangaea) und entwicklungsgeschichtlich betrachtet absolut recht hat.

Stay tuned….

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