Mystic Fyah ist ein Soundsystem aus Lissabon, bestehend aus drei Typen (Baresi, Dubio, Tito) und einigen beeindruckenden Lautsprechertürmen. Das Sound System existiert seit 2007, ins Production-Business scheint das Trio aber erst 2015 eingestiegen zu sein. Seitdem hat es einen kontrollierten, wohl dosierten Output – wie es sich für ein Sound System geziemt – im Steppers-Style. Doch dann kam letztes Jahr die „Dynamite EP“ mit sieben Titeln heraus, die plötzlich deeper und dunkler klang und unverhohlen mit Minimal-Techno-Anleihen spielten. Nun liegt das Reworking der EP mit dem einfallslosen Titel „Dynamite EP Remixes“ vor – und geht noch einen Schritt weiter. Frenk Dublin, Smalltondubz, Skruff, Dub Troubles und Stillhead legten Hand an vier der Titel und trieben sie noch weiter in Richtung Dunkelheit. Ich fühlte mich beim Hören unweigerlich an Rhythm and Sound erinnert – jene beiden Dub-Techno-Pioniere von Basic Channel, deren Musik ich vor 20 Jahren in höchstem Maße feierte. Doch im Vergleich zu deren rigorosem Minimalismus ist die Musik von Mystic Fyah geradezu ein Füllhorn an Ideen, Sound und Melodien. Wer den reichen uptempo Dub-Sound historischer, handgespielter Analogaufnahmen mag, wird Mystic Fyah wahrscheinlich trotzdem stupide Repetition unterstellen. Ich aber liebe diese magisch-minimalen, hypnotischen Mystic Fyah-Klang, der wie ein Meditationsmantra auf Trommelfelle und Gehirn wirkt und in dem jede Note, jedes Echo und vor allem auch jede Pause zwischen den langsamen Beats zählt. Das Hörerlebnis gleicht einem Abtauchen in eine Slow-Motion-Unterwasserwelt, schwerelos und (Tiefen-)berauschend.
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Eine Antwort auf „Mystic Fyah: Dynamite EP Remixes“
Das soll jetzt keine Kritik am DubBlog werden. Aber das in der kürzeren Vergangenheit auch öfter als früher EP´s besprochen werden, lässt bei mir den Verdacht aufkommen, das es wohl inzwischen wirklich seltener wird, mit den „reichen uptempo Dub-Sounds, historischer, handgespielter Analogaufnahmen“. Gleichzeitig scheint die Produktion von „hausgemachtem Psy Dub“ ins unüberschaubare und unermessliche zu wachsen. Das führt zum Beispiel bei mir zu einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber neuen DubProduktionen, die sich besonders an das Schema des Rhythmus – und IntsrumentenMinimalismus halten.
Auch hier bei diesen Ep -remixes, wird mein „Dilemma“ sehr deutlich. Was mir hier gefällt, sind die über den schlaffen riddims schwebenden Synthesizer – Dunstschwaden, die sich hier über die gesamte EP legen und für mich eine akzeptable, habitable DubAtmosphäre schaffen. Somit habe ich ein schönes Dubgespinst in meiner Birne aber ansonsten hält das gesamte Rhythmusgeflecht einfach keinem Vergleich mit The ORIGINAL DUBMUSIC stand. Bei einem Dub ( Travelling – Smalltown mix … ) ist mir auch viel zu viel gesang dabei und dieser wird leider auch nicht so schön „arrogant“ behandelt, wie sich das für Dub eigentlich gehört.
Ich müsste jedenfalls mindestens 4 bis 5 Gänge zurückschalten, um für diese riddims auch nur annähernd ein Gefühl von Extase aufbringen zu können. Ich bin nun mal mit den allmächtigen Riddims aus Jamaica und den Riddims mit Migrationshintergrund aus Great Britain „aufgewachsen“ und vor allem auch geprägt worden. In dieser Zeit entstanden Rhythmen bzw. Riddims, die meinen Enthusiasmus und meine Euphorie für Reggae und Dub aus der Wiege gehoben haben. Und es tut mir außerordentlich leid, für alle, die jetzt mit ihrem äußerst beschränkten Zugang zu dieser Art von Kreativität versuchen, mein Innerstes zu erreichen. Wie gesagt, wir durften in einer Zeit leben, in der Menschen wie STYLE SCOTT, ERROL FLABBA HOLT, CARLTON und ASTON BARRETT, SLY DUNBAR und ROBBIE SHAKESPEAR, ASWAD, STEEL PULSE, MISTY IN ROOTS, BLACK UHURU, und – jetzt kommt schon, die LIste ist sehr sehr lang – eine derart kraftvolle Musik abgeliefert haben, die bis in den letzten Winkel der Erde Menschen inspiriert haben, das Gleiche zu versuchen.
Nun leben diese Menschen aber nunmal leider nicht wirklich ewig ( auch wenn sie in unsreren Herzen weiterleben und … blablabla ) und ich muss und kann sehr gut mit all dem Leben, was
diese musikalisch gesegneten Helden für die Nachwelt hinterlassen haben. Ich bitte nur immer wieder um Verständnis, wenn es den „IT – Dubproduzenten“, wenn überhaupt, nur ganz selten gelingen kann, mich zu erreichen und zu begeistern. Sie „kämpfen“ da in gewisser Hinsicht gegen die Natur, gegen die Schöpfung, und vor allem treten sie gegen Musiker an, gegen die sie nicht den Hauch einer Chance haben. Da fehlt einfach der Background. Ein Background, der allerdings für niemanden wünschenswert ist. 400 Years of Slavery ! Aber vor allem auch ein urzeitlich, genetisch bedingtes Rhythmus und Musikverständnis.
Ich möchte also eigentlich gar nicht über diese „neue“ DubMusik ablästern aber ich bin über die vielen Jahre, die ich schon Reggae und Dub genieße einfach zu verwöhnt worden.
Ich möchte aber auch nicht, das jetzt keine DubMusik mehr produziert wird. Macht nur immer weiter aber ich bitte um Nachsicht, wenn ich doch lieber vorwiegend reiche, handgespielte,
Analogaufnahmen im uptempo ( vor allem „BlackTempo“ ) Dub-Sound inhaliere.
Ja, meine lieben DubFreunde, in mir macht sich zur Zeit eine gewisse Müdigkeit breit. Im Grunde wäre es mir am liebsten, es würde nur noch eine DubScheibe im Monat geben, die mich dann aber so richtig „umhaut“. Der DubBlog ist ganz große Klasse. Für mich das Beste, was ich im Internet gefunden habe aber ich komme bei den ganzen Dubveröffentlichungen nicht mehr hinterher. Da der DubBlog aber nicht nur für mich da ist, macht bitte weiter so aber ich muss gestehen, das es für mich immer schwerer wird, unter der ganzen Spreu noch den guten Weizen, geschweige denn den Roggen zu finden und vom Rest zu trennen.
Es ist wie mit allem. Wenn es zu viel davon gibt, bleibt die Faszination auf der Strecke. Ein Alien ist mit Sicherheit eine Sensation aber 7 Milliarden können dann auch schon wieder lästig werden …………………
Keine Sorge ! Ich habe auch gestern wieder „den ganzen Tag“ nur DubMusic gehört ……………………. lemmi