Ein Aspekt, den ich an Dub ganz besonders liebe ist, dass Dub eine echte Weltmusik ist. Entwickelt in Jamaika, wird Dub inzwischen überall auf der Welt produziert, wobei keine einzelne Nation mehr im Vordergrund steht – wie noch vor 25 Jahren ziemlich deutlich das UK. Im besten Fall ließe sich noch behaupten, dass die meisten Dubs in Europa produziert werden, gefolgt von den USA, Asien und leider mit Jamaika als Schlusslicht. Mit Principal schießt sich nun auch Dänemark den Dub-Nations an. Hinter dem Namen verbirgt sich Rasmus Allin, der mit „Treacherous Dub“ (Stereo Royal) sein Dub-Debut vorlegt. Arbeitsplatz des inzwischen 50jährigen Dänen ist das Musikstudio, wo er seit den 1990er Jahren als Musiker, Songwriter und Produzent im Dienste der dänischen Musikindustrie arbeitet. Inspiriert von der britischen Trip Hop- und Drum ‘n’ Bass-Szene, entdeckte er den klassischen jamaikanischen Dub von King Tubby, Lee Perry, Augustus Pablo, Scientist und anderen Heroen. „Ich habe endlose Stunden im Studio damit zugebracht, den Sound der Dub-Originators zu reproduzieren,“ gibt er zu Protokoll, „Tape Delays, Filter-Boxen und sonstige analoge Effektgeräte – ich habe nichts ausgelassen.“ Womit er sich in die Schar unzähliger anderer Dub-Produzenten (wie. z. B. Prince Fatty, Roberto Sanchez oder auch Alborosie) einreiht, die der Sound-Mystik alter Dub-Produktionen nachspüren. Daher verwundert es nicht, dass „Treacherous Dub“ ins Sound-Gewand klassischen Dubs gekleidet ist. Aber die Reproduktion schrammeliger Dub-Sounds ist nicht die einzige Qualität des Albums. Souverän reiht Allin hier zehn kraftvolle – wenn auch mit durchschnittlich nur drei Minuten Spielzeit ziemlich kurze – Produktionen aneinander. Keine Platz schindenden X Versionen eines Tracks (Instrumental, Dub, Remix, etc.), sondern alles originäre Kompositionen, bei denen er auch noch (fast) alle Instrumentalspuren selbst eingespielt hat. Der Sound ist dabei richtig schön schizophren: wuchtig–dynamisch und schrammelig-analog zugleich. Aber so muss es ja auch sein. Clever arrangiert und smart gemixt, manchmal mit leichtem Jazz-Einschlag durch charmante Gitarrenklänge á la Ernest Ranglin, manchmal stripped to the bone, aber immer spannend und überraschend. Ich kann nur sagen: Rasmus Allin – Willkommen im Club.
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2 Antworten auf „Principal’s: Treacherous Dub“
Die Beschreibung seiner Lehrjahre erinnert mich total an Twilight Circus. Den ich glaub ich auch bei euch entdeckt hab :D Bevor ich mir diesen Release reinziehe, wollte ich wissen: In Jamaica wird kaum noch Dub produziert? Reggae auch net? Also des find ich irgendwie… schockierend. Gottseidank sind so viele andere Produzenten infiziert! Gabs dazu schon mal einen Artikel bei euch? Tät mich wirklich interessieren…
Hi Doc
„In Jamaica wird kaum noch Dub produziert? Reggae auch net? “
Kann man so stehen lassen, die Betonung liegt auf „kaum“ und wenn…, dann ist es eher ein auf Jamaika produziertes und eingespieltes Dub-Album eines Europäers (z. B. Alborosie).
„Gabs dazu schon mal einen Artikel bei euch?“
Nicht, dass ich wüsste. Die Thematik klingt gelegentlich mal in einer Rezension an.
Tja, so ändern sich die Zeiten. Als ich begonnen habe, mich für Reggae und alles drum herum zu interessieren, hat man die Nase gerümpft, wenn ein Album mal nicht aus dem Mutterland des Reggae kam. Selbst englische Bands (Steel Pulse, Aswad, Misty In Roots u. a.) wurden extrem kritisch beäugt und mussten zweimal so gut sein wie die Originale aus Jamaika, um die verdiente Anerkennung zu bekommen. Bands aus anderen Ländern/Kontinenten (Amerika, Afrika etc.) waren lediglich der Abklatsch des Originals und wurden vom Gros nicht wahrgenommen oder milde belächelt. Heute ist man sehr vorsichtig, wenn das Werk oder die Band aus Jamaika kommen. Mit Roots Reggae war es dort beinahe Jahrzehnte lang ziemlich mau, doch die letzten Jahre ist eine Trendwende zu beobachten.