Nicht selten sind es gerade Genre-Außenseiter, von denen die spannendsten Genre-Alben kommen. Das liegt oft daran, dass sie aufgrund ihres musikalischen Backgrounds gewisse Konventionen entweder nicht kennen oder schlicht nicht akzeptieren. Ihr Sound- und Rhythmusverständnis ist nur teilkompatibel mit dem jeweiligen Genre, weshalb ihre Musik oft eigenwillig neu und ungehört klingt. Das gilt auch für Quantic, aber in sehr subtiler Weise. Hinter dem Namen verbirgt sich Will Holland, geboren in England, 2007 ausgewandert nach Kolumbien, ein Vollblutmusiker mit Hang zu Jazz, Soul & Funk, Afrobeat und Tropical Sounds. Vor allem im Bereich von Salsa und Cumbia tobte er sich aus und veröffentlichte wegweisende Alben. Mit „1000 Watts“ (Tru Thoughts) hat er sich nun unter dem Namen ”Quantic Presenta Flowering Inferno“ dem Reggae und Dub zugewandt – und das mit unfassbarer Akribie und Hingabe. Denn anders wäre er nicht in der Lage, diese großartigen Old School-Rhythms zu bauen und den jamaikanischen Sound der 1970er Jahre so originalgetreu zu reproduzieren. Seine Produktionen lassen unwillkürlich an Prince Fatty denken, der einen ähnlichen Ansatz pflegt. Eine offensichtliche Verbindung zu diesem ist auch Hollie Cook, die als Gastsängerin auf dem Album vertreten ist und den wunderbar melancholischen Song „Schuffle Them Shoes“ beisteuert. Außer ihr, gibt es noch U-Roy auf einem anderen Stück zu hören und Christopher Ellis auf zweien. Der Rest der 14 Tracks sind Dubs, meist garniert mit großartigen Bläser-Melodien. Alles perfekt ausgeklügelt und so verdammt authentisch. Oder auch nicht? Zwar sind Arrangements und Sound unglaublich oldschool, aber irgendwie schwingt da doch noch etwas anderes mit: Eine besondere Leichtigkeit, eine spielerische Qualität, vielleicht eine Feinheit bei den Bläser-Arrangements, die fremd anmutet und den Geist von Latin anklingen lässt. Beim Stück „Chambacú“ wird dann die Verbindung zur Cumbia offensichtlich, und mit „Macondo“ schleicht sich zwei Tracks später ein lupenreiner Cumbia-Titel in die Playlist. Welch schöne Synthese karibischer Sounds.
4 Antworten auf „Quantic Presenta Flowering Inferno: 1000 Watts“
Das Ding läuft bei mir schon länger, schöne vielseitige Platte die man „am Stück“ genießen kann.
Bevor meine Senftube ganz austrocknet, möchte ich Dir hier in erster Linie vollkommen recht geben. GEILE SCHEIBE !!! Da war aber schon mal was mit „Flowering Inferno“ vor einigen Jahren. Noch mehr Latino und Cumbia – Zeugs ( is nicht abfällig gemeint ). Ab da wusste ich, das man aus jeder Musik mit afrikanischen Wurzeln einen guten Dub machen kann. Cumbia Dub erweitert meinen Horizont. Hat Rockmusik eigentlich afrikanische Wurzeln ? ( Kann ja eigentlich echt nicht sein ).
Lee „Scratch“ Perry legalize Cannabis ………………………… lemmi
Hallo René,
vielen Dank fürs Review. Ich habe Quantic kürzlich auch für mich entdeckt … wegen des Cubia-Stücks „Cumbia Sobre El Mar“ auf seinem früheren Album „Dog With A Rope“. Das ist ähnlich aufgebaut wie dein hier gelobtes „Chambacu“.
Und jetzt habe ich mir tatsächlich nach Jahren mal wieder eine CD gekauft.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Nils
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