Blanc du Blanc, wer ist das denn? Ich muss zugeben, dass ich diesen Bandnamen noch nie gehört habe, obwohl sie in den letzten Jahren zwei sehr empfehlenswerte Alben („The Blanc Album“; „Regatta du Blanc du Blanc“) und eine EP („Wind of Change“) veröffentlicht haben. Die Band arbeitete bei „Wind of Change“ – der Scorpions-Ballade – sogar mit dem legendären Lee „Scratch“ Perry zusammen und segelten trotzdem unter meinem Radar. Blanc du Blanc ist ein Heteronym. Zum einen ist es eine imaginäre Figur, die derzeit mit Umhang und Maske auftritt. Zum anderen ist es auch das Gesicht einer Gruppe von wechselnden Musikern aus New Jersey, die sich einer einfachen Charakterisierung widersetzen und sich selbst als „created by an undercover artist, working as an agent for Monrovia“ beschreiben.
Es handelt sich um eine Gruppe von Musikern, um Mastermind und Bandleader Chris Harford. Sie agieren live maskiert im Verborgenen und haben Verbindungen zu Bands wie Morphine, Bad Brains und JRAD. Chris Harford ist definitiv kein unbeschriebenes Blatt und wahrlich ein Tausendsassa der amerikanischen Musik- und Kunstszene. Er ist Sänger, Songwriter, Gitarrist und Maler und hat seit 1992 eine Reihe von Alben mit seiner Band „Band of Changes“ veröffentlicht.
In der Welt des Dub / Reggae verlassen sich Musiker und Produzenten normalerweise in der Regel stark auf alte und analoge Geräte und Techniken. Nicht so bei Blanc du Blanc. Im Gegensatz zu den jüngeren Veröffentlichungen anderer Bands, die fast schon historisches Equipment verwenden, ist das Album „Before the Beginning“ eindeutig im digitalen Zeitalter entstanden und erinnert teilweise an modernere Produzenten wie Bill Laswell.
Kommen wir nun zum eigentlichen Objekt der Begierde: Das Projekt „Scientist meets Blanc du Blanc: Before the Beginning“ (Soul Selects Records) ist nicht nur das Aufeinandertreffen zweier genialer Künstler – es ist der Zusammenprall von Welten, Frequenzen und Zeitlinien. Scientist, der Dub-Pionier, der den Sound von Generationen geprägt hat, nimmt die Spektraltransfers von Blanc du Blanc und verwandelt sie in etwas Irdisches und doch Kosmisches. Er lässt jenseitige Klänge auf tief verwurzelte jamaikanische Tradition treffen. Scientist ist in seinem Element und liefert, was das Dub-Herz begehrt: Hypnotische Delays, interstellare Reverbs und fette Basslines, die durch die Galaxien schwingen. Sie bilden ein Portal zu einer neuen Dub-Dimension, in der die Echos der Vergangenheit auf die Zukunft des Sounds treffen. Scientist vermischt analoge Wärme mit experimentellem Drift und nimmt uns mit auf eine Klangreise durch Raum und Zeit. Er erkundet Frequenzen, bei denen die Bässe wie kosmische Wellen vibrieren.
Dabei bleiben Scientists Markenzeichen, das Live-Mixing und die Konzentration auf den Klang. Und diese sind durchgängig präsent, was von abstrakteren Beiträgen von Blanc du Blanc überlagert wird. Traditionelle Dub-Motive werden durch gefilterte Synthies, Ambient-Texturen und subtile Dissonanzen ersetzt. Hier geht es definitiv nicht um den Rhythmus, sondern um die Stimmung. Die Struktur weicht definitiv einem tonalen Drift. Für mich steht fest: Das ist Musik zum Abhängen und Treibenlassen.
3 Antworten auf „Scientist Meets Blanc du Blanc: Before the Beginning“
Yeah Mann !
„Abhängen und Treiben lassen“ ……. ich glaube es gibt nix,was ich besser kann.
Und wenn dabei so ein mystisches und sehr entspanntes DubAlbum die Seele auf so heilsame Weise berührt, wie „Before The Beginning“
wünscht man sich gleich noch einen „OsterDienstag“ dazu.
Ich bin komplett begeistert von diesen Dubs. Was für ein Zauber !
Herrlich !!! Bass and Drum entfalten auch für mich eine wohlige und eine tief im Ursprung verwurzelte Wärme und Geborgenheit, die mich gleichzeitig mit einer starken Kraft erfüllt, die man so in keinem Kraftraum ( oder muckibude ) trainieren kann. Diese Vibes kommen so souverän und über jeden Zweifel erhaben zu mir durch und lassen mich an Dem ein wenig schnuppern, was eventuell nur Schamanen mit einem sehr guten Draht zur Zwischenwelt vorbehalten ist. Hier „lerne“ ich mehr über Quantenphysik, Relativität sowie Raum und Zeit, als in der gesamten Relalitivitätstheorie vom Albert Einstein. Was natürlich auch ein wenig daran liegt, dass ich die Relativitätstheorie wohl niemals begreifen, geschweigedenn verstehen werde. Ja, bei solchen Klängen mit einem so magischen Groove, muss ich wenigstens versuchen, es auch verbal über das übliche Mass hinaus zu steigern. Das scheint mir hier wieder nur ansatzweise zu gelingen, da mir eigentlich die Worte fehlen, die meine Faszination für dieses DubAlbum einigermaßen beschreiben könnten. Es ist nicht nur der RythmusTeppich, der mich quasi Schweben und Fliegen lässt, sondern auch der Einsatz von den Instrumenten – insbesondere der BlasInstrumente – und natürlich auch der Einsatz und die Art der „gesampelten“ Effekte bis hin zu dem Einsatz der Stimme vom größten Magier aller Zeiten Lee“Scratch“ Perry, bei „Infinity´s Edge“. Schon bei der gesampleten Percussion im Intro wurden natürlich ganz große Erinnerungen in mir geweckt die dann mit der Stimme und sei es nur ein Husten mit einer kleinen Anmerkung von „Mr. Magic Magnificent Perry“ bestätigt wurden. Genau so, schonmal gehört bei dem Intro von „Jungle“ auf dem legendären Album „Time Boom“ vom DUB SYNDICATE !
Was mich auch extrem positiv berührt, sind die BlasInstrumente – insbesondere das Saxophon – welche hier keine „aufreizenden“ Melodien präsentieren dürfen. Sobald hier eine ( den lemmi ) nervende Arie vom Saxophon angestimmt wird, schreitet der Wissenschaftler ganz gekonnt ein und schickt sie mit Hall und Echo durch ein Wurmloch in irgendein ParallelUniversum oder vielleicht gleich ganz Out Of Space.
Mir egal, hauptsache es ist weg. Scientist setzt das Saxophon, wie auch alle anderen Blasinstrumente eher wie ein Mittel zum Zweck für sphärische Effekte ein und lässt es erst gar nicht zu, dass es sich wie ein quakendes Kleinkind an der Supermarktkasse anhört, weil es mal wieder keinen Lolly bekommt. Nix für ungut. Ich habe ja nix gegen kleine Kinder aber dieses ständige rumgeplärre, weil sie nicht immer ihren Willen bekommen, erinnert schon manchmal ein bisschen zu sehr, an ein Saxophonsolo von Dean Fraser. Und auch, wenn es bei mir früher genauso war, macht es die Sache ja im Kern nicht besser.
Es ist gar nicht so leicht für mich, hier einen Dub zu finden, der sich von den übrigen Dubs hier auf dem Album ganz besonders abhebt. Die sind alle EXTRAKLASSE ! Dennoch möchte ich am Beispiel von „Difficulty at the beginning : ….. “ mal beschreiben, wie gigantisch so ein Dub auf mich wirkt. Die Drums spielen One Drop, was bei mir im Kopf eine Verbindung zu der maximalen Hebelwirkung einer Pleuelstange im Maschinenraum eines Ozeanriesen herstellt. Dazu spielt das Saxophon
( eventuell ist es in diesem Fall doch nur ein Synthesizer ) keine Rosamunde Pilcher Melodie, sondern fungiert eher als SignalHorn für ein ganz dickes Schiff, was da gerade in den Hafen einläuft. Dazu gesellen sich Effekte, die mich an ein Konzert von Fröschen in einem großen Mangrovenwald mitten im Amazonasgebiet erinnern, welches ich dort vor etwa 3000 jahren gehört haben könnte. Für Connaisseure geht das Ganze dann noch in ein ganz feines Klavierspiel über, welches dann vom Scientist zurück in den Mangrovenwald transferiert wird und zudem mit dem Magic Reggae Rythmus den ganzen Zauber von DubMusic entfaltet. Scientist in TopForm ! ( Irrtum ausgeschlossen ! )
Kurz vor dem Ende dieses Dubs, wird nochmal gezeigt, dass der Stepparythmus, nicht zwangsläufig die Probleme der Menschheit lösen wird. Daher geht es dann auch wieder schön in den One Drop über.
Ich finde das Album viel zu gut, um nach dem Haar in der Suppe zu suchen aber leider schwimmt so ein kleines Hä(ä)rchen gleich direkt ganz oben auf meinem Löffel. Es ist längst nicht so schlimm, wie ich das bei anderen Alben – auch vom Mad Professor – schon erleben musste aber ich finde die PercussionInstrumente und besonders diejenigen, wo auch ein paar Bleche dranmomtiert sind, haben doch wieder ein wenig zu viel Höhen mit auf den Weg bekommen, so dass auf lange Sicht, meine Begeisterung für diese tollen Dubs ein wenig abnehmen könnte. Besonders dort, wo man das Album am besten hören kann, nämlich beim „Abhängen und Treiben lassen“ zuhause auf der ReggaeCouch, wird der exzellente Sound vom Bass nicht ganz so unterstützend wirken, wie gerade hier bei mir auf der Arbeit. Aber das sind nur die Befürchtungen eines DubConnaisseurs, der Zeit seines Lebens nicht für eine unabhängige Location in seinen privaten vier Wänden sorgen konnte. Naja, vielleicht isses so ja auch besser für die Haltbarkeit meiner eigenen Ohren.
Ein ganz hervorragendes DubAlbum !!! ………………….. lemmi
Ein wahrlich wohl klingendes Album und wieder ein wissenschaftliches Highlight. Wenn es das Haar in der Suppe geben sollte, so ist es für mich die Länge der Tracks. Habe mich gerade ein gehört und die Stimmung eingefangen (oder sie mich). Zack, schon kommt der Nächste. Gerade bei dem Versuch in Transdenzentes vorzudringen, wie ja auch Albumtitel und -cover suggerieren (will?), sollte Zeit keine Rolle spielen…
Da gibt es eventuell einen Trick ;-) Ich weiß zwar auch nicht so genau wie der funktioniert aber wenn du dich so schnell wie das Licht bewegst, bleibt die Zeit stehen ( wenn ich mich nicht irre ). Sie ist dann quasi unendlich oder gar nicht mehr vorhanden bzw. man spürt sie nicht mehr. Wie gesagt , „Relativitätstheorie“ ! Wer versteht das schon ?
Egal, wenn das nicht hilft, hätte ich noch einen Vorschlag.
https://www.youtube.com/watch?v=lMFFvMtMC8M
Man kann darüber streiten, ob es wirklich Dub ist aber ich zähle es zu DubMusic. Bei mir hat es jedenfalls geklappt. Ich war zwar immer noch nicht so schnell wie das Licht aber im Grunde ist keine Zweit vergangen und ich habe mich auch nicht mehr im Raum bewegt. Ich bestand gefühlt nur noch aus Vibrations.
Naja, ein bisschen Quant muss sein …………………. lemmi