Regelmäßig tauchen Dub-Alben scheinbar aus dem Nichts auf. „Dubocracy“ (Dave Meeker) von The Wavestate Project ist genau so ein Fall. Plötzlich ist es da – mit einem ansprechenden Cover, einem Titel, der zur aktuellen Weltlage passt, und neun Tracks, die sich spontan in meine Wahrnehmungssphäre gedrängt haben. Die Recherche zur Urheberschaft des Werkes fördert spärliche offiziellen Informationen zutage, laut derer das Album die Fusion von Reggae, Dub und Acid-Synthesizern erforscht, um eine neue Klanglandschaft zu erschaffen. Klingt nach einem generischen ChatGPT-Textchen. Also bleibt nichts anderes, als genau hinzuhören. Ein erster Verdacht drängt sich auf: Hat hier jemand sein neues Spielzeug ausprobiert? Immerhin gibt es von Korg einen Synthesizer mit dem Namen „Wavestate“. Und tatsächlich, der zweite Track klingt direkt so, als hätte The Wavestate Project einfach mal drauflosgespielt – dominante Synthie-Sounds, etwas holpriger Rhythm. Doch dann ändert sich das Bild schlagartig: Plötzlich sind da wunderbar produzierte Dub-Tracks, die alle Register des Genres ziehen. Entweder hat der Produzent eine steile Lernkurve hingelegt, oder hier ist doch ein erfahrener Dub-Nerd am Werk. Aber lassen wir die Spekulationen. Entscheidend ist, was hinten rauskommt – und das überzeugt. Die Reggae-Rhythmen sind tight produziert, der Sound ist satt und sauber, die Dub-Mixes spannend. Die Musik strahlt eine helle, beschwingte Grundstimmung aus, die sofort gute Laune verbreitet. Das prägende Element des Albums ist jedoch in der Tat zweifellos der Synthesizer. Doch keine Sorge – hier gibt es keine nervigen Flächen oder ausufernde elektronische Spielereien. Der Korg-Synth übernimmt vielmehr die Rolle des Lead-Instruments und fügt sich ganz bescheiden und harmonisch in das Gesamtbild ein. Er bleibt zwar immer als Synthesizer erkennbar, aber er stellt sich ganz in den Dienst markanter, schöner Melodien, die weit über das generische Gedudel hinausgehen, das man von manchem „echten“ Live-Leadinstrument im Dub kennt. Das Resultat: Dub-Songs, die fast zum Mitsummen einladen. „Dubocracy“ ist kein Album für Dub-Puristen, die ausschließlich nach klassischen Klängen suchen. Aber für alle, die Dub mit offenen Ohren genießen bietet es eine spannende und erfrischende Hörerfahrung. Ein Album, das gute Laune macht – und das ist ja schon viel Wert.
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The Wavestate Project: Dubocracy

Eine Antwort auf „The Wavestate Project: Dubocracy“
Ich weiß nicht mehr genau wann ich es dachte. Vielleicht war es bei meiner letzten Fahrt über die Autobahn. Eventuell hat mich irgend so ein shit aus dem Radio wider total auf „die Palme“ gebracht. Synthesizer-Sounddreck, der meine Ohren komplett zu verschmutzen drohte. Nun höre ich ja schon sehr lange RastaMusic und auch wenn ich niemals ein Rasta sein werde, bin ich geneigt, mir eine ihrer besten Tugenden öfter mal zu eigen zu machen. Obs stimmt weiß ich eigentlich gar nicht aber die Fähigkeit zur Selbstreflexion und ihre gelegentliche Anwendung ist mir schon oft als Teil der RastaPhilosophie bekannt geworden. Und so habe ich bei der Scheißmucke aus dem radio angefangen, meinen eigenen Musikgeschmack zu reflexieren ( oder doch zu reflektieren / nix genaues weiß ich nicht ). Und genau dabei ist mir dieses Album vom
Wafestate Projekt in den Sinn gekommen.
In der Rezension ist die Rede vom zweiten Track ! „Shift of force“ oder besser „Shit of force“. Was für ein grausames synthiegeplärre ! Nachdem, was ich im Release Radar dazu geschrieben habe, dachte ich, dieser DubTune ist ja nunmal das komplette Gegenteil von meinem Gesamteindruck, den ich spontan zu dem Album hatte. Ich wollte das eigentlich nochmal klarstellen aber dann dachte ich, so genauinterssiert das bestimmt niemanden. Nun gibt mir die Rezension aber doch nochmal die Gelegenheit, zu erwähnen, daß das Album bei mir keine 9, sondern nur 8 DubTunes enthält. Track 2 ist dort, wo es meiner meiner nach hingehört. In der digitalen Mülltonne !!!
Ansonsten kann ich mich dem Eindruck von René mit einem lupenreinen Gewissen komplett anschließen. Und so wie es interpretiere sind wir uns sogar bei Track 2 vollkommen einig.
Auch, wenn die klassischen Klänge im Dub meine Topfavoriten bleiben werden, höre ich doch immer wieder gern DubMusic, die für Puristen nicht so taugt. Denn meine Ohren sind offen und vor allem auch sauber, weil ich den Müll immer „ganz schnell“ entsorge ( sobald er stinkt ;-) man will ja auch nix überstürzen … )
Ok, bevor es zu schmuddelig wird, sage ich lieber tschüss erst mal und freue mich auf all die guten Sachen, die wir noch erfahren und erleben dürfen.
„Why don´t you use japanese records, much cheeper much better !“
Ich frage mich bis heute, wie das Dub Syndicate auf diesen Text gekommen ist. Ich habe das Gefühl, daß er donald japanische ReggaeScheiben schon vor langer Zeit mit Strafzöllen, besonders für deutsche, belegt hat. Naja, das is n´ anderes Thema …..
So long ………………. lemmi