Youthie und Macca Dread setzen mit ihrem neuen Album „Gecko Tones“ (Youthie Records) nahtlos dort an, wo sie mit „The Roots Explorers“ aufgehört haben, das wiederum dort anknüpfte, wo die beiden mit „Nomad Skank“ zuvor stehen geblieben waren. Diese Kontinuität sollte nicht als Stagnation missverstanden werden. Die Multiinstrumentalistin Youthie und der Riddim-Maker Macca Dread setzen ihre Zusammenarbeit einfach auf dem gleichen hohen Niveau fort. Die 44 Tracks der drei Alben könnten in einer einzigen ausgedehnten Session entstanden sein. Ich ahne es schon: Meine Worte können nicht ohne eine leichte Kritik gelesen werden, da oft die allgemeine Erwartung besteht, dass sich alles ständig weiterentwickeln und verbessern muss. Doch für uns Freunde des Dub ist klar: Gutes bleibt. Und dies muss man den beiden Franzosen wirklich zuschreiben: Was sie tun, ist wirklich, wirklich gut. Eine Veränderung könnte diesen Status der Perfektion gefährden. Daher bin ich dankbar dafür, dass Macca Dread für „Gecko Tones“ ebenso kraftvolle Rhythmen produziert hat wie für die Alben zuvor und und das Youthie ihr Instrumentalspiel dazu abliefert, wie es kongenialer nicht sein könnte. In jeder Note ist zu hören, dass Juliette Bourdeix aka Youthie, die klassisch an der Trompete ausgebildet wurde, nicht nur ihr Handwerk beherrscht, sondern den Reggae bis ins Mark verinnerlicht hat. Ihre Trompete, gelegentlich auch Querflöte oder Akkordeon, spielt nicht stumpf über die Rhythms – wie nicht selten bei Reggae-Instrumentalalben zu hören ist –, sondern MIT ihm. Youthie spürt den Vibe des Reggae auf eine Weise, die nur einer wahren Liebhaberin dieses Genres möglich ist, und verwebt ihr Spiel mit den Beats zu einer untrennbaren Einheit. Youthie und Macca Dread haben hier wahre Instrumental-„Songs“ geschaffen, in denen sich Rhythms und Lead-Instrument perfekt ergänzen und miteinander interagieren. Das Ergebnis sind vollkommen stimmige Instrumentalstücke, wie man sie im Reggae nicht allzu oft hört. Geschickt ist auch, wie Youthie von Track zu Track die Instrumente wechselt und so für viel Abwechslung sorgt. Sie lässt auch Musikstile verschiedener Kulturen anklingen, was das Hörerlebnis des Albums zu einer kleinen Reise macht, die uns vor allem nach Osteuropa in den Balkan führt. Dabei findet sie stets wunderschöne Melodien, die ihre Stücke prägen und einzigartig machen. Doch die Musik von Youthie könnte ihre Magie nicht entfalten ohne die absolut brillanten Produktionen von Macca Dread. Auch ihm gelingt es, abwechslungsreiche Tracks zu komponieren, die er vollständig selbst analog einspielt und sie in einem dynamischen, crispen Klanggewand zu produzieren. Wer nun noch darüber meckert, dass es keinen „richtigen“ Dub-Mix gibt, sollte sich in die Ecke stellen und schämen.
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8 Antworten auf „Youthie & Macca Dread: Gecko Tones“
Ich finde Youthie und Macca Dread auch immer wieder schön.
Allerdings schaffe ich dennoch kein ganzes Album am Stück, da es mir dann doch oft zu viel „geflöte“ und „gebläse“ wird. Sehr erfrischend ist auch ihr Einsatz des Akkordeons in ihren Werken. Hat für mich sehr viel mehr Power, als die Melodica !
Jedes Stück ist für sich ist aber genau richtig. Ich mag alle Arten von Flöten und auch fast alle anderen BlasInstrumente aber auch hier kann die Dosis für mich giftig werden.
Daher muss ich mir das ein wenig einteilen.
Der Rhythmusteppich wurde von Macca Dread wieder mal sehr stramm und gleichzeitig flauschig gewebt.
( Wieso gibt es eigentlich keinen „richtigen“ DubMix ? ….. ! Ich hab nich jemeckert, nur jefragt ;-) ……. )
So long …………… lemmi
Ich darf mich kurz aus der Ecke, wo ich mich schämend stehe, melden. Natürlich wären Dub-Mixes der Tracks mit etwas weniger Getröte und mehr Riddim was ganz, ganz Feines – aber die kommen bei Youthie ja mitunter noch als EPs raus.
Dass Youthie und Macca Dread über jeden musikalischen Zweifel erhaben sind, steht hingegen felsenfest. Superste Produktion wo gibt, sozusagen… no contest.
Ich habe gerade das ganze Album am Stück durchgehört und stimme René in seiner Einschätzung zu.
Für mich dürfte es aber gerne noch eine „echte“ Dub-Version des Albums geben, wo die Mixes vielleicht noch reduzierter sind und das sehr musikalische Youthie-Spiel noch etwas ausgedünnt wird (sprich, wo Spuren zeitweise aus- und wieder eingeblendet werden), denn auch lemmis Einwand, er könne das Album nicht am Stück hören, kann ich nachvollziehen…
Und so richtig fette Dub-Effekte wie Hall, Reverb und Delay oder zwischendurch punktuelle Spielereien an Filtern (à la Mad Professor) könnten das Ganze durchaus etwas psychedelischer und mystischer gestalten… Ganz nach meinem Geschmack eben.
Wie schön könnte meine kleine heile Welt sein, wenn es sich auch für die Künstler lohnen würde, das Werk ( „mit Autor“ ) als Doppel – oder gar Dreifach – LP zu veröffentlichen. Sowohl die schönen InstrumentalVersions als auch die von uns nochmal speziell geliebten Dubs könnte man doch – wenn nötig – auch auf 4 Scheiben pressen. Hats´ alles schon gegeben, wenn ich mich nicht irre.
Ich kam, ganz besonders, deshalb nochmal drauf, weil mich das Cover auch ganz „weich in der Birne“ macht. Bei mir Zuhause ist es üblich, daß die Cover, deren Inhalt gerade läuft, ganz vorn auf einer Art Thron sitzen, bzw. stehen. Und dieses Cover, würde sich da exzellent in die vielen anderen schönen Cover einreihen. Sehr schönes, ja fast schon spirituelles Cover ! Ich finde so ein kleines Bild aufm rechner, was bei Vergrößerung ziemlich sicher unscharf wird, bringt einfach nicht genug Wertschätzung rüber. Sowas will ich anfassen und nicht nur einfach mit ner „Maus“ draufklicken.
Ich mein´ ja nur ……………………… lemmi ( bin dann mal weg, Skifahren auf der grünen Wiese „irgendwo“ in Österreich ……. )
Da hätt‘ ich dir auch noch einen Cover-Tipp, würde sich auf deinem „Altar“ sicherlich auch sehr gut machen…
https://dubsahara.bandcamp.com/album/turquoise-noise
Nicht nur das Cover Philipp !!!
Ich finde auch die Musik richtig super. Auch wenn s aus Uk kommt,
ich fühle mich ins tiefste Indien versetzt, was wohl aber bei dem Titel „DubSahara“ nicht so ganz hinkommt. Egal, die Musik klingt so, wie ich es am liebsten habe. Abgehoben und bestimmt nicht aus dem EuroSpace. Fremd und doch sehr vertraut ….
So, wie es bei BandCamp eben auch steht. PSYCHEDELIC MUSIC !
Sehr guter Tipp ! ……………………….. lemmi
Für die meisten mag das jetzt eine überflüsige Information sein aber vielleicht gibt es ja noch mehr solche Sonderlinge wie mich, die es gern ganz einfach haben, also quasi so wie früher, als mann sein Leben noch selbst in der Hand hatte und wo noch nicht alles digital diktiert wurde.
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn der lemmi mir sagen würde, daß es im Moment diese und noch zwei weitere komplette Alben von Youthie exklusiv und zum very Nice Price bei irie records GmbH Münster zu kaufen gibt.
Big Up auch an Youthie, daß sie es zumindest für mich ermöglicht hat, ihre musikalischen Schätze nun auch in den Händen halten zu können.
Give Thanks and Praise for the „analog business“ …………………. lemmi
[…] in der Szene. Zeichnet sich dieser doch auch für die einschlägig bekannten Youthie-Produktionen „Gecko Tunes“ und „Nomad Skank“ und mittlerweile einige andere kleinere bemerkenswerte Veröffentlichungen […]