Wenn wir im Reggae von Trompete sprechen, fallen uns spontan zwei, drei Namen ein: Johnny „Dizzy“ Moore, Bobby Ellis und David Madden. Seit dem ersten Album „Silver Wind“ von Juliette Bourdeix aka Youthie aus 2018, können wir die Liste um eine Interpretin erweitern. Youthie begann mit 6 Jahren das Trompetenspiel und startete mit 17 Jahren das Studium der klassischen Trompete am Pariser Konservatorium, wo sie heute selbst als Professorin arbeitet und das Trompetenspiel lehrt. Bei Ibrahim Maalouf, einem französisch-libanesischen Jazz Trompeter und Komponisten absolvierte sie außerdem eine Jazz- und Improvisationsausbildung. Im Sommer 2019 erschien nun Youthie & Macca Dread „Nomad Skank“ (Youtie Records), ein Instrumental-Dub-Album mit vielen Inspirationsquellen: Reggae, Rocksteady, Ska, Jazz, Balkan, orientalische, jüdische (Klezmer), spanisch-andalusische und klassische Musik. Sowohl Youthie mit ihrer Trompete und zahlreichen, melodischen Arrangements, als auch Dubmaster Macca Dread mit seinem Mix, wissen hier zu beeindrucken. Auf den 16 Tracks des Albums sind die orientalischen Einflüsse auf Tracks, wie „Oriental Skank“ oder „Monkey Temple“ mit wunderschönem Flötenspiel, sehr schön zu hören. Aber auch der klassische Roots-Reggae wie bei „Double Rainbow“, „The Wild Horn“ und „Irie Land“ kommt keineswegs zu kurz. Andalusisch-spanisch klingt es bei „Al-Andalus“, Swing-jazzig bei „Swing City“, kubanisch bei „Jaruco“ und asiatisch bei „Pagoda“. Kurz, eine bunte Mischung verschiedenster musikalischer Stilrichtungen, die jedoch allesamt vom Reggae und Dub inspiriert und geerdet sind. Eine exzellente musikalische Weltreise im Reggaebeat wie aus einem Guss.
Das Album ist extrem gut arrangiert und keine einzige Sekunde langweilig. Mir bereiten vor allem die orientalischen Themen richtig Spaß und machen gute Laune. Youthie mit ihrem berühmten orientalischen Trompeter und Lehrmeister Ibrahim Maalouf zu vergleichen, fällt mir hier nicht allzu schwer. Dennoch trägt „Nomad Skank“ die ganz persönliche Handschrift von Youthie & Macca Dread.
Auf dem Album sind übrigens auch die beiden Schwestern von Youthie, Jalaya (Alice Bourdeix) an der Flöte und Clara (Bourdeix) an der Geige vereint. Die Riddims hat Macca Dread in seinem Studio im Alleingang angefertigt. „Nomad Skank“ ist ein fast übersehenes Glanzlicht am Reggaehimmel und spiegelt einen kulturellen Mix, der den wahren Reichtum der Menschheit ausmacht.
7 Antworten auf „Youthie & Macca Dread: Nomad Skank“
Woah… sehr feines Album! Danke für’s vorstellen Ras Vorbei. Eher Instrumental-Album als Dub, aber das tut der Schönheit keinen Abbruch („Swing City“ find‘ ich persönlich halt nicht so knorke, aber is‘ ja nur eins aus 16). Wie sieht Deine Sternbewertung aus?
volle Punktzahl! (macht René)
Da ist übrigens Madame Bourdeix auch noch aktiv.
https://nattyprincess.bandcamp.com/
Madame Bourdeix hat’s echt drauf, viel Spaß!
Greetings
5 Sterne auch von mir ;-)
Wenn ich mir die Rezension und eure Kommentare dazu durchlese, wird mir ganz warm ums Herz. Hier fühle ich mich geborgen und am Puls der Zeit. Fand ich doch ihr Debut (?) vor etwa zwei Jahren noch ziemlich lasch und viel zu artig, so hat sie mich jetzt mit Nomad Skank voll gepackt. Ihre Melodien und Imprivisationen erfüllen mein Verlangen nach „Anti-Establishment“. Das Gefühl, hier mal wieder Rebel Music zu hören wird durch die knackigen Riddims von Macca Dread noch bestärkt.
FREE JULIAN ASSANGE !!!!!!!!!!!!!!!!!! …………………. lemmi
[…] Jazz, Dub und World Music im weitesten Sinn, der dem hier ebenfalls besprochenen Vorgänger „Nomad Skank“ in nichts […]
Gibts das Album auf Vinyl? Finde nichts :-(
Hi Dirk,
so viel ich weiß, wurde die „Nomad Skank“ nie auf Vinyl veröffentlicht. Zurzeit ist sogar die CD vergriffen. Als kleines Trostpflaster kann ich noch „Alkemist meets Youthie: Nomad Skank Rework“ (https://culturedub.bandcamp.com/album/alkemist-meets-youthie-nomad-skank-rework) empfehlen. Das Album ist bei Bandcamp digital als „name your price“ und auch noch als 12 Inch zu haben. Viel Spaß!