Diese Jahr wird Zion Train 35 Jahr alt. Damit zählt die Band, das Label, das Sound System, kurz: Neil Perch zu den absoluten Veteranen des Genres. Ich kann mich auch noch gut an ein von Nicolai (Echo Beach) 1994 in Köln organisiertes Konzert erinnern, wo ich Zion Train zum ersten Mal live erlebte. Im gleichen Jahr veröffentlichte Zion Train das wegweisende Album „Siren“ und unterschieb kurz danach beim Mayor-Label (heute Warner). Es war die Zeit, in der wir alle glaubten, Dub sei auf dem Weg zum Mainstream. Weit gefehlt! Und zum Glück, wie wir heute wissen. Ein Ausverkauf hätte dem Dub seiner Seele beraubt. Lange Rede, kurzer Sinn: Zion Train ist was ganz besonderes und ich freue mich immer sehr über die (seltenen) Releases. Jetzt ist es endlich wieder so weit. Soeben erschien „Dissident Sound“ (Universal Egg). Ich vermute, dass die außergewöhnliche Qualität der Produktionen von Neil Perch darin besteht, dass er Dubs wie Songs versteht und entwickelt. Wie ein guter Song, braucht auch ein Dub eine Idee, ein zentrales Element, dass ihn einzigartig macht. Das kann eine außergewöhnliche Bassline sein, melodiöse Bläsersätze, ein inspiriertes Soloinstrument, oder ähnliches. Wesentlich ist der melodiöse Aspekt. Die Melodie macht aus dem Dub ein songähnliches Instrumentalstück. Und genau das ist die Spezialität von Zion Train. Jedes Album (abgesehen vom Frühwerk) ist ein Werk von ganz eigenem Charakter – unverwechselbar und einzigartig. Hinzu addieren sich natürlich noch die notwendigen Tugenden der Dub-Produktion: Inspirierte Instrumentierung, cleveres Arrangement, sauberes Handwerk (mit echten Instrumenten), crisper Sound, fetter Bass, radikaler Dub-Mix. Warum zähle ich das alles auf? Weil „Dissident Sound“ das alles in Idealform bietet. Ich lasse mich sogar dazu hinreißen zu behaupten, dass es eines der besten Alben von Zion Train überhaupt ist. Wie schon der Vorgänger „Illuminate“, wurde auch „Dissident Sound“ in Deutschland aufgenommen. Auch hat Paolo Baldini wieder Bass und Gitarre beigesteuert und Sängerin Cara ist auf drei Tracks ebenfalls zu hören. Das Album wurde vollständig mit „echten“ Instrumenten eingespielt und von Neil mit analogem Equipment gemixt. Auch wenn ich sonst ein Verfechter digitaler Produktionen bin, so muss ich konstatieren, dass „Dissident Sound“ massiv von dem analogen und handgemachtem Sound profitiert – was aber auch mit der Anarcho-Attitüde zusammen hängen kann, die das Album mit Titel und Cover so ostentativ vertritt.
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2 Antworten auf „Zion Train: Dissident Sound“
Ich bin sowas von gespannt.
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