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Alborosie Meets King Jammy: Dub of Thrones

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Wenn es darum geht, der Reggae-Historie zu huldigen und den Sound der 1970er Jahre wiederauferstehen zu lassen, dann steht Alborosie stets in der ersten Reihe. Schließlich hat er sein Studio mit dem ganzen alten, analogen Equipment vollgestopft – Sammler und Fetischist, der er ist. Um die Prunkstücke seiner Sammlung gelegentlich mal so richtig auszuspielen, bringt er alle paar Jahre ein richtig schönes Retro-Dub-Album heraus. Man erinnere sich an „Dub Clash“, soundtechnisch eine perfekte Kopie der Revolutionaries. Vier Jahre später dann: „Dub the System“ über weite Strecken im Stile der Roots Radics gehalten. Nun landet er einen ganz besonderen Coup: Alborosie Meets King Jammy: „Dub of Thrones“ (Greensleeves). Wer denkt da nicht gleich an den „Big Showdown“ zwischen Prince Jammy und Scientist, der vor nunmehr 36 (!) Jahren statt fand. Alborosie liebt den Sound dieser Zeit und daher liegt es nahe zu vermuten, dass er den alleinigen noch amtierenden Master of Dub, King Jammy, zu einem Schlagabtausch überredete. Souverän und altmeisterlich mischte der King seine sechs Tracks in seinem Waterhouse-Studio. Als Grundlage bediente er sich offensichtlich einiger alter Rhythms aus seinem Oeuvre, wobei er neben handgespielten Oldies auch vor digitalen Produktionen nicht zurück schreckte. Da der Londoner Master-Meister Kevin Metcalfe seine Finger im Spiel hatte, ist es aber gar nicht so leicht zu bestimmen, wie alt die Aufnahmen wirklich sind. Sie klingen so frisch und crisp, als hätten sie gerade erst das Licht der Welt erblickt. Albos Tracks klingen dagegen uralt – aber wir wissen bei dem Burschen ja genau, dass die historische Patina nur Fake ist. Trotzdem: es ist immer wieder verblüffend, wie perfekt er den historischen Reggae-Sound zu reproduzieren im Stande ist. Doch was sich hier so schön analytisch auseinander dröseln lässt, klingt im Zusammenspiel (Jammys und Albos Tracks sind im Wechsel auf dem Album angeordnet) absolut homogen und authentisch. Bei einer „Blindverkostung“ würden gewiss selbst eingefleischte Dub-Heads auf ein Rerelease von Dubs der 70er und 80er Jahren tippen. Dabei wäre blind gar nicht nötig, denn das grandios-abgefahrene Cover stammt von Tony McDermott – also jenem Illustrator, der auch schon die alten Greensleeves-Alben von Jammy und Scientist gestaltet hatte. Bleibt die Frage, ob angesichts der unzähligen Revolutionaries- und Roots Radics-Dub-Alben, die Welt tatsächlich nach einem neuen Werk im alten Stil verlangt. Ich glaube: nein, das braucht kein Mensch. Aber jetzt, wo die Platte schon vorliegt, könnten wir doch eigentlich unseren Spaß damit haben, oder?

Rating 4 Stars

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