Dennis Bovell habe ich den Initialfunken für mein Interesse an Dub zu verdanken: meine Begeisterung für Linton Kwesi Johnson bewog mich Anfang der 1980er Jahre, ein mir noch unbekanntes Album zu kaufen: „LKJ in Dub“. Die anfängliche Enttäuschung darüber, dass ich alle Stücke schon kannte, wich alsbald der Faszination über die neue Form, in der sie hier zu hören waren: als Dub-Versionen. Nach dieser Entdeckung kaufte ich alle Bovell/Blackbeard-Dub-Alben, derer ich habhaft werden konnte und verliebte mich in seinen Stil, Dubs zu mixen. Er war fein ausgewogen, hochpräzise, klar, aufgeräumt, harmonisch, zugleich aber auch überraschend, spannungsreich und voller Bass-Power. Nun, 30 Jahre später, zaubert das auf alten Reggae spezialisierte Label Pressure Sounds ein neues altes Werk von Bovell hervor: „Mek It Run“ (Pressure Sounds). Angeblich fand Bovell in seinem Archiv einen Schuhkarton mit Roh-Aufnahmen aus den Jahren 1978 bis 1986 und war von diesen so angetan, dass er schnurstracks zu Neil Fraser, dem verrückten Professor, ging, ein paar Tage Studiozeit kaufte und sich an die Vollendung der bisher unfertigen Arbeit machte. Das Ergebnis sind 16 frische Dubs auf Basis gut abgehangener Aufnahmen, eingespielt von den besten UK-Studio-Musikern jener Zeit. Und? Ist die alte Begeisterung für Bovells Dubs wieder erwacht? Ich frage es mich gerade und muss gestehen: nicht ganz. Dreißig Jahre extensiver Dub-Konsum hat bei mir seine Spuren hinterlassen. So schön, wie beim ersten Mal wird es sowieso nie wieder sein. Außerdem ist die Evolution des Dub nicht stehen geblieben, so dass beim Hören von „Mek It Run“ gelegentlich das historische Interesse gegenüber dem musikalischen überwiegt. Vielleicht hat Mr. Bovell jene Aufnahmen seinerzeit aber auch nicht ohne Grund unvollendet gelassen.
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