Heute gibt es Dub aus dem hohen Norden, genauer aus Finnland. Die Aufnahmen sind, wie der Titel bereits verrät, nicht brandaktuell. Dennoch lohnt es sich, in diese (kostenlose) Werkschau einmal intensiver reinzuhören. Dreadlock Tales ist (heute) ein Dub-Projekt von Kimmo Ilmari Tyni, einem Musiker und Soundengineer aus Helsinki. Zusammen mit Kasper Philström hat er 1999 „Dreadlock Tales“ als Studioprojekt gegründet, um Reggae und bevorzugt Dub aufzunehmen. Das Projekt kann bereits auf über 20-Jahre musikalische Entwicklung und Geschichte zurückschauen. Möglicherweise lag es auch wegen des Jubiläums nahe, die allerersten Dubs aus den Anfangsjahren, „Dreadlock Tales: Years 2000–2006“, als über 40-minütiges Gesamtwerk zu veröffentlichen. Zu Ohren bekommen wir eine exemplarische Zusammenstellung ganz früher „Dreadlock Tales” Titel, einschließlich des allerersten Tracks, der jemals von den zwei Musikern aufgenommen wurde. Die meisten der hier versammelten Dubs wurden noch analog eingespielt. Doch schon in den Anfangszeiten hatte Kimmo Ilmari Tyni dieses „Analog- vs. Digital-Ding“ am Laufen, bei dem er gerne zwei unterschiedliche Dub-Versionen anfertigte. Zuerst eine analog mit Instrumenten eingespielte Version, der dann die digitale mit „Maschinen” erzeugte Version folgte. Exemplarisch sehr schön bei „AmBush Dub #1 & #2″ herauszuhören. Die hier versammelten Dubs wurden noch zusammen mit Kasper Philström eingespielt und gemixt. Kaspar Philström saß am Schlagzeug und übernahm etliche andere Instrumente. Kimmo Tyni widmete sich Gitarre, Bass und Tasteninstrumenten. Eingespielt und gemixt wurden die melodischen Basslines und dynamischen Riddims analog im Old-School-Stil. Verweise auf die alten Dub-Meister sind auch hier nicht zu überhören. Was man ganz besonders als Kuriosum im Dub hervorheben muss, ist bei einigen Tracks der Einsatz eines Didgeridoos oder der Mundharmonika. Die Melodika wurde nur bei einem Track relativ sparsam eingesetzt. Sehr gespannt war ich im Vorfeld auf die Dubversion von „Wild Child“, einem Doors-Cover aus dem 1969 erschienenen „Soft Parade“ Album. Am Titelende bekommen wir ein fettes Pfund rockig-fetziger Gitarrenriffs auf die Ohren, die leider nix mit Robbie Kriegers Gitarrensound gemein haben und deshalb auf mich eher (ver)störend wirken. Darum können sich vor allem Dubheads die letzten zwei Minuten von „Wildubchild“ getrost schenken.
Trotzdem können wir aber insgesamt positiv vermerken: Auch wenn diese Tracks möglicherweise während des pechschwarzen finnischen Winters entstanden sind, verströmen sie dennoch genug Wärme, um das Studio zum einzigen Zufluchtsort werden zu lassen, an dem man sich vor dem Frost und den Stimmungsschwankungen einer Winterdepression schützen konnte.
Fazit: Mir persönlich gefallen die Aufnahmen der frühen Jahre bedeutend besser, als die heutigen Werke von Dreadlock Tales.
Info: Kasper Philström, der zu Beginn von Dreadlock Tales auch als Koproduzent und an den Reglern in Erscheinung trat, verließ nach den Aufnahmen zur „SynchroniCity” (2007) das Projekt, welches seither von Kimmo Tyni alleine weitergeführt wird.
4 Antworten auf „Dreadlock Tales: Years 2000-2006“
Auch hier bin ich wieder begeistert, Ras Vorbei !
Richtig klasse finde ich die Werkschau ! Es tut mir allerdings mal wieder sehr leid, das mein Wortschatz bei all den vielen Dubs, die es so gibt, kaum noch neue Varianten zur Verfügung stellt. Mir persönlich geht es immer um Basslines, DubAtmosphäre, Effekte sowiso und letzendlich um den ganzen Groove. Alle Aspekte sind hier so gut umgesetzt, das ich nur begeistert sein kann. Die Effekte sind durchweg auf meiner Wellenlänge und ganz besonders über den Drums liegen hier mal mehr, mal weniger, regelrechte EffektGewitterZellen, was bei mir mal wieder fantastische Raum-Zeit-Krümmungen im Kopf erzeugt. Ja, eine gewisse „Astrophilie“ ist ja auch für viele DubHeads unumgänglich. Daher immer wieder mein Vergleich zu kosmischen Phänomänen. Die Hall-Effekte auf den Drums zeigen hier jedenfalls mal wieder, was in so einem Mischpult, unter anderem, alles so drinsteckt. Bei mir erzeugt es „Bilder“ von
sichtbaren „Gravitationswellen“, die schlierenartig über alle sieben Morgen durch sämtliche Hügel und Täler schweben und dabei mit jedem Morgen erneut Fahrt aufnehmen, bis sie schließlich in ein speziell – eventuell durch Aurora Borealis – fantastisches Leuchten am Horizont übergehen und dabei einen bleibenden, magischen Eindruck hinterlassen. Und wenn man meinen Versuch, dieses Gefühl bzw. dieses Erlebnis zu beschreiben, mit 5 mal 10 hoch neun multipliziert, bekommt man in etwa einen Eindruck, wie das bei mir wirkt und warum ich immer so ein bischen rumspinne, bzw. kein Problem damit hätte, dabei waahnsinnig zu werden. Das bleibt aber Spekulation.
Hin und wieder betört mich auch eine sehr schöne Keyboard oder Synthesizer“Melodie“, für die das Wort Melodie sicherlich ein wenig zu lang erscheint, weil die „Melodien“ sehr kurz sind und nur aus wenigen Tönen bestehen aber diese Töne treffen mein Innerstes und werden genau in der richtigen Reihenfolge gespielt, um meine Seele zu erhellen. Das gefällt mir ganz besonders bei „South from here“ wo sich dann auch noch feine Percussions dazu gesellen und das Klangerlebnis wunderbar abrunden. Bei „Dub Rider“ trifft sowohl der Sound des RiddimKeyboards als auch die darauf liegenden Effekte genau meinen Nerv ! Fantastisch !
Ja und „WildDubChild“ passt mir eigentlich auch sehr gut. Ich kann es mir nicht verkneifen, mich bei den Doors zu rächen, indem ich hier ein klein wenig rumzicke. Das Guitarrensolo ( ver )
stört mich nicht so sehr und auch das Keyboard deutet lediglich nur an, wie extrem enervierend diese elend langen quäkigen Keyboardpassagen bei den Doors, selbst den besten Tune unerträglich gemacht haben. Nix gegen „Riders On The Storm“ und natürlich „The End“ ( in beiden Versions ) ! Das ist und bleibt auch für mich „GANZ GROSSES KINO“ !!!
Und ich lehne mich mal wieder ein klein wenig weit aus dem Fenster, indem ich gestehe, das ich hier keine einzige durchweg digital produzierte Aufnahme höre. Auch bei „Ambush Dub“
klingen die Instrumente – vor allem natürlich Bass and Drum – durchweg nach feinster BioSchokolade von Rapunzel. Lediglich bei DubRider klingt der Bass sythetisch, wobei er aber Eins A
blubbert und auch eine sehr geile BassLine hat.
Naja, sind nun doch wieder ein paar mehr Worte geworden, als ich zunächst dachte aber vieles habe ich so oder so ähnlich wohl schon öfter mal formuliert. Könnte sein, das das noch öfter vorkommt ;-) Eben immer ganau dann, wenn hier gute bis sehr gute Dubs empfohlen werden.
So oder so ähnlich ………………………….. lemmi
Danke lemmi,
das weißte ja, die Doors gehen bei mir auch immer. So wie du richtig sagst: „Ganz großes Kino“ was diese Band damals abgeliefert hat. Möchte noch „L.A. Woman“ erwähnen, das letzte reguläre Album mit Jim Morrison, für das sich die Doors sogar einen Bassisten leisteten. Wie gesagt, die Gitarre zum Ende von “WildDubChild” passt so meines Erachtens überhaupt nicht. Dieser „pratzige“ Gitarrensound zerstört mir dann doch die durch den Track aufgebaute wohlige Stimmung. In dem Track sind so schöne Elemente verwoben: Querflöte, Mundharmonika, ordentlich Dub-Effekte und dann diese Gitarrendampfwalze, die alles glatt bügelt. Das ist aber auch das einzig Störende.
Oh ja, Aurora Borealis möchte auch ich unbedingt mal live erleben!
Mir gefällt ganz besonders, dass guter Dub rund um den Erdball entsteht. Ob in Finnland oder Neuseeland ist völlig wurst. In so vielen Ländern wird guter Dub produziert, lediglich Jamaika – das Mutterland – ist dazu nicht in der Lage. Sehr schade!
Zu AmBush Dub #1 & #2:
Hab‘ nochmals reingehört, #2 ist nur digital entstanden. Kein Schlagzeug, kein Bass, alles Synthesizer und Sequenzer – das Resultat ist schon krass.
Yo ! Ras Vorbei !
Deshalb schwärmt der gute René ja auch immer gern, das Dub inzwischen eine Art
Weltmusik geworden ist.
Ich würde das – so wie meine Art nunmal ist – noch erweitern und sagen, DUB IS THE
MUSIC AND THE INTERNATIONAL LANGUAGE OF ALL ALIENS BEYOND THE UNIVERSE !
Das mit dem Dub aus Jamaica nehme ich so nicht hin. Auch wenn es tatsächlich stimmen sollte. Aber für meine „Verschwörungstheorie“ zu dem Thema habe ich im Moment keine Zeit ……………. ( Die wollen echt, das ich hier Arbeite ;-) )
Also ! Ich komme wieder ……. keine Frage ……………… lemmi