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Dub Spencer & Trance Hill vs. Umberto Echo: Too Big To Fail

Das Schweizer Dub-Quartett um Bassist Marcel Stalder hat uns schon so manch schönes Dub-Album zu Gehör gebracht, immer geprägt von einem typischen, handgespielten, „rohen“, mit rockigen Gitarren-Riffs garnierten Dub-Sound. Nun ergab sich für die Schweizer erstmals die Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit dem Münchner Meistermischer Umberto Echo, der die Band in sein Studio holte und gleich ein ganzes Album aufnahm, das durch unglaubliche Konzentration und Intensität besticht: „Too Big To Fail“ (Echo Beach). Es klingt, als wäre es aus einer außerordentlich geglückten Jam-Session hervor gegangen, bei der die Band sich nach stundenlangem Spiel irgendwo im transzendenten Raum des puren Klanges wiedergefunden hätte. Mir fällt dazu der Begriff „Psychedelisch“ ein, der im Reggae nicht allzu oft verwendet wird. Hier könnte er passen, denn wer sich auf diese Musik einlässt, der läuft Gefahr, die Grenze zwischen sich selbst, als hörendem Subjekt, und der realen Außenwelt aus dem Blick zu verlieren. Alles wird zum akustischen Raum, einer Virtualität, die das komplette Bewusstsein umfängt. Ein faszinierender Trip mit der alleinigen Droge Musik. Umberto Echo lässt übrigens die Finger von allzu offensichtlichen Effekten. Eigentlich klingt das ganze Album wie ein Live-Konzert, bei dem Echo lediglich geschickt den Hall verteilt und ansonsten für perfekten Sound sorgt. Deshalb funktioniert hier auch der Flow so gut. Keine selbstverliebten Effekt-Spielereien, keine Selbstverwirklichung des Dub-Meisters, keine intellektuellen Experimente. Keep it simple and straight. Einzig der Titel-Track „Too Big To Fail“ ist so etwas wie ein Manifest des effektvolleren Dub geworden. Doch selbst wenn Umberto Echo mal energischer an den Reglern dreht, wird er Flow nie gebrochen. Von mir aus, könnte er ewig fließen.

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