Spätestens seit den Easy Star Allstars und Mato wissen wir, dass sich alles dubben lässt: Die Beatles, David Bowie, Pink Floyd, Daft Punk, Country & Western, Soundtracks, ja selbst klassische Musik. Und nun also auch Soul. Das Album „Dub Stax“ (Echo Beach) von Drummer Achim Färber beweist es. Soul und Reggae haben ja bekanntermaßen eine gemeinsame Vergangenheit. Insbesondere zur Zeiten des Rocksteady wurde nahezu jedes US-Soul-Release in Jamaika gecovert. Also liegt es durchaus nahe, sich auch heute mit Reggae-Mitteln dem Soul zu nähern. Noch spezifischer: Mit Dub-Mitteln. Der große Vorteil: Dub reduziert die Fallhöhe, denn im Vergleich zu einer „normalen“ Cover-Version muss die Dub-Version nicht den Vergleich mit dem Original standhalten, sondern wird mehr als eigenständiges Werk betrachtet – was zugleich auch größere kreative Spielräume eröffnet. „Warum nicht?“, dachte sich Achim Färber, aktuell Drummer bei der Band Automat, trommelte (!) ein paar Musiker zusammen, und begann Klassiker des legendären Soul-Labels Stax einzuspielen und zu dubben. Interessanterweise hat Färber bisher kaum mit Reggae zu tun gehabt. Seine beeindruckende Diskographie listet hunderte Namen auf, darunter nur einen, Deadbeat, den ich aus dem Reggae-Kontext kenne. Daran mag es liegen, dass der Sound seiner Aufnahmen für Reggae untypisch ist. Was aber letztlich keine Rolle spielt, denn entscheidend ist ja die Qualität der Musik – und nicht, womit sie vergleichbar ist. Also hören wir mal genau hin. Was zuerst auffällt: Die vermeindlichen Dubs haben einen ziemlich großen Vocal-Anteil. Zwar sind diese oft fragmentiert und ein Großteil von ihnen verschallt im Echo, aber dennoch stellt das die Kategorisierung als „Dub“ ein wenig in Frage. Es gibt auf dem Album allerdings genügend Instrumentalversionen und sogar explizite „Dub Cuts“, um den Titel „Dub Stax“ letztlich doch zu rechtfertigen. Dennoch wäre es konsequenter gewesen, komplett auf Vocals zu verzichten. Aber das mag ein subjektives Geschmacksurteil von mir sein, denn mir gefällt der exzessiven Gebrauch von Gesangsfragmenten im Dub nicht. Denn Gesang verbannt die Instrumentalmusik unweigerlich in den Hintergrund. Sie wird zum „Backing“ verliert ihre Eigenwertigkeit und „dient“ nur noch dem Gesang. Beim Dub geht es aber genau darum, das „Backing“ nach vorne zu holen, allen Fokus darauf zu legen und es in all seiner Schönheit wirken zu lassen. Deshalb stört mich Gesang in Dub-Mixes grundsätzlich – wo hingegen ich es liebe, wenn ein Dub mit Gesang beginnt, der dann aber in einem Akt skrupelloser Anarchie und Respektlosigkeit vom Engineer einfach mitten im Wort abgeschnitten wird und sich anschließend in Hall und Rauch aufgelöst. Okay, also hinsichtlich dieses Aspekts überzeugt mich Dub Stax nicht. Ansonsten aber gibt es wenig zu meckern. Die Interpretationen der Stax-Klassiker sind wirklich originell. Der Sound erinnert mich manchmal an die Senior Allstars, etwas trocken, etwas holzig, aber dafür mit solidem Groove. Der Dub-Mix ist allerdings äußerst dezent, etwas zu repetitiv und generell nicht wirklich spannend.
Kategorien
4 Antworten auf „Dub Stax“
Danke für diese Rezension René !
So wie sich das liest, brauche zumindest ich da gar nicht reinzuhören.
Mache ich aber trotzdem ……..
Bei Soul muss ich auch meistens schlucken. Zu viel Gesang im Dub ist bei mir ebenso schwierig, wie zu viel Saxophon.
„Der Dub-Mix ist allerdings äußerst dezent, etwas zu repetitiv und generell nicht wirklich spannend.“
Das klingt wirklich nicht sehr spannend ………………. lemmi
Ich denke, meine Kommentare kommen jetzt mal gestückelt.
Ich bin jetzt doch sehr positiv überrascht, wie gut das bei mir grooved.
Wahrscheinlich sind es alles SoulKlassiker, die da bearbeitet wurden, wobei ich die nicht alle wiedererkennen konnte. Macht nix, das ist der gute Soul, den ich irgendwie mit Motown verbinde. Da war meine Seele noch in Ordnung, bis dieser Billy Joel seine mucke dann auch Soul nannte.
Wie auch immer …… SOUL IST GEIL !
Also Echo Beach hat doch bestimmt ne CD für mich.
Greetings …………… lemmi
Diese Motown-Klassiker sind unsterblich, was ich von dem Album nicht behaupten kann. Das ist mir dann doch viel zu farblos und gestelzt.
Wenn schon nicht „unsterblich“, dann vielleicht wenigstens „zeitlos“ hoffe ich.
Auf jeden Fall auch sehr abhängig von meiner Tagesform.
Reggae got Soul …….. but Soul got no Reggae ;-(