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Eeyun & The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle

Bristol, die englische Stadt, am Fluss Avon gelegen, hat spätestens 1991 mit den Trip Hop Künstlern Massive Attack, Tricky und Portishead ein musikalisches Universum hervorgebracht. Doch die musikalische Geschichte der Stadt geht viel weiter zurück. The Equals mit Eddy Grant wurden Mitte der 1960er hier gegründet. Die Reggaebands Talisman, Black Roots und The Pop Group mit Mark Stewart folgten Mitte/Ende der 1970er. Der mit On .U Sound verbandelte Gary Clail trat auch aus Bristol kommend 1991 ins Rampenlicht. Das sind lediglich eine Handvoll Beispiele, die Liste Bristol’scher Musikkünstler könnte ich noch ellenlang fortführen, ginge es hier nicht im Wesentlichen um Dub Cuts from Eeyun & The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle (Woodland Records).
Eeyun & The Co-Operators wurden zwar in Manchester gegründet, sind aber einige Zeit später nach Bristol umgesiedelt. Im Mittelpunkt des ganzen Projekts steht der Produzent, Soundengineer, Songwriter und Instrumentalist Eeyun Purkins und seine Waggle Dance Studios. Im April 2019 erschien von den Co-Operators & Friends das Album, „Rhythms From The Kitchen Sink“, dem im November 2020 „Beating The Doldrums“ folgte. Erst ein Jahr später sollte die Quintessenz der seither unveröffentlichten Dubs aus den ersten beiden LPs das Licht der Welt erblicken. Eeyun Purkins mischte die Dubs bereits als „Rhythms from the Kitchen Sink“ und „Beating the Doldrums“ entstanden, doch die Mixe blieben bisher unveröffentlicht. Noch nicht einmal auf eine Single haben es die Tracks nach dem Mixdown geschafft. Jetzt sind sie als „Name your Price“-Download zu haben. Die Dub-Tracks wurden allesamt umbenannt: „Murder at Midnight“ ft. Joe Yorke (Kitchen Sink) wurde zu „On Humanby Corner“, „The Thief & the Liar“ (Doldrums) wurde zu „Higher & Higher“.
Der starke Einfluss klassischer Reggae-Dub-Alben aus den 1970ern auf Eeyuns Arbeit als Musiker und Produzent ist sämtlichen Dubs deutlich anzuhören. Eeyun Purkins fand es am besten, die Stimmung und den Klang so nah wie möglich an den ursprünglichen Vokalmischungen zu belassen und auch die Originalversionen zu verwenden. Das gelungene Endresultat gibt ihm vollkommen recht.
Eine Künstlerin muss ich noch ausdrücklich erwähnen: Es ist die Songwriterin Perkie (making punks cry since 2006) mit ihrer wunderbaren Stimme, die offensichtlich auch Eeyun Purkins fasziniert haben muss, denn der Not Forgotten Dub aka Crazy Woman ft. Perkie aus Kitchen Sink ist der einzige Track auf dem ganzen Album, durch den gelegentlich Songfragmente schweben. Für mich Gänsehaut pur.

Und nun weiter viel Spaß beim Entdecken und Entschlüsseln der Tracks. Kleiner Tipp: Vibrations from the Bionic Tabernacle beginnt mit einem Dub vom „Doldrums“-Album gefolgt von einem Dub vom „Kitchen Sink“-Album und immer abwechselnd so weiter.

Bewertung: 4.5 von 5.

2 Antworten auf „Eeyun & The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle“

Danke Ras Vorbei… schön, dass dank dir dieses wunderschöne Werk nicht an uns vorbeirast… nun, die Co-Operaters mit Eeyun Purkins sind bei mir ganz oben auf der Liste der allerliebsten Reggae- und Dub-Tracks-Produzenten. Dabei gefällt mir nicht nur der Sound ausgesprochen gut, sondern auch die einzelnen Instumente und Arrangements sind sehr ausgefeilt und oft mit hohem Wiedererkennungswert gespielt… Die beiden von dir genannten Compilations begleiten mich seit ihrem Release und dank ihnen habe ich beispielsweise Joe Yorke entdeckt und schätzen und lieben gelernt. „Tonight“ (Kitchen Sink, 2021) ist beispielsweise mein Joe Yorke-Initialtrack gewesen und Gentrification (Doldrums, 2020) steht dem in Nichts nach… leider beide hier nicht gedubbt, aber seit längerem für Nerds als Single-Versionen mit Dub erhältlich (auch als LP) und ehrlich gesagt hochgeschätzt! Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Joe Yorke sein Solo-Album „Noise & Emptiness“ nicht mit Eeyun auf Waggle Dance Records produziert und rausgebracht hat… aber das wäre dann wohl nicht von dieser Welt gewesen und Joe wollte lieber ein bisschen experimentieren… auch nicht von schlechten Eltern, aber eben…
Immerhin ist „Turnpike Town“ umbenannt als „Green Lane Collie“ drauf… bedaure beim Durchhören einmal mehr, dass nur so wenige Songs gedubbt resp. hier als Dub veröffentlicht wurden…
Ich nehme an, du hast den halben sechsten Stern nicht gegeben, weil es eine Schande ist, dass nicht jeder Song der beiden Alben mit einem Dub beglückt wurde (ist so in etwa „the best of the rest“, wenn man die Joe Yorke-Überflieger abzählt)… das wäre zumindest mein einziges Argument für einen Abzug beim Höchstwert.

Hey Philipp,
bereits in meinen Charts für 2022 ist „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ auf Platz vier zu finden. Als Kommentar zu dem Album ist zu lesen: „Da wurde es auch höchste Zeit. Endlich ein paar fantastische Dubs zu den wunderbaren Vokal-Vorlagen aus Bristol.“
Deinem Kommentar entnehme ich, dass wir zwei hier wohl ziemlich ähnlich ticken.
Oh ja, die leidige Sternebewertung unter den Rezensionen. Lange habe ich mit mir gerungen, ob ich jetzt 4 oder 5 Sterne geben soll. Schlussendlich wurden es dann 4,5 Sterne, weil ich immer noch insgeheim hoffe, dass Eeyun Purkins die restlichen Tracks der beiden Compilations noch nachschiebt. Dann habe ich wenigstens noch ein bisschen Luft nach oben.

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