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Five Star Review

International Observer: Bat

Langsam gehen mir die lobenden Worte aus. Über die Werke von International Observer – hinter dem sich der Lead-Singer der historischen Thompson Twins, Tom Bailey, verbirgt – habe ich mir schon die Finger wund geschrieben. Ich liebe seine relaxten Dubs über alle Maßen. Am meisten fasziniert mich, dass sie einerseits unfassbar entspannt, andererseits aber hochspannend sind. Ein verrücktes Paradox. Wer Reggae und Dub aus Neuseeland kennt, ahnt aber, was ich damit meine: Perfekt getimte Rhythms voller Groove und innerer Spannung, dargeboten in Zeitlupe. Faszinierend. Außerdem kennt Tom Bailey sein Handwerk. Seine Tracks sind superb produziert: knackig, dynamisch, volltönend. Und dann wären da noch das ausgeklügelte Arrangement, die fantastischen Basslines und die wunderbaren, bunt schillernden Melodien. Alles vom Mix zu einem großen, umfassenden, vielschichtigen Wohlklang verwoben.

Für die Dubs von Tom Bailey gibt es eigentlich keine Schublade. Es handelt sich zweifellos um hundert Prozent Reggae-Dub handwerklicher Perfektion, der sich aber zugleich völlig vom Reggae emanzipiert hat. Verrückt, oder? Tom hat eine ganz und gar eigenständigen Dub-Stil erschaffen, der sich zwar formal der Ästhetik des Reggae bedient, die Genre-Konventionen aber ansonsten hinter sich lässt. Keine „Jah“-Ausrufe, keine Sirenen, kein Steppers, keine historischen Basslines oder Bläsersätze – Observer Dubs sind ganz und gar sie selbst, ohne Zitate und oberflächliche Referenzen. Deshalb kann ich mir seine Musik auch beim besten Willen nicht auf einem Sound System-Event vorstellen. Undenkbar! Aber zu einem neuseeländischen Pop-Open Air-Festival würde sie perfekt passen.

Die Akribie der Produktionen erklären auch, warum der Observer nur sporadisch neue EPs (geschweige denn komplette Alben) veröffentlicht. Hier geht Qualität vor Quantität. „Bat“ (Dubmission) ist sein neustes Werk. Es ist nach „Mink“ und „Pangolin“ die dritte EP in der „Tier-Reihe“ – und diese ist selbstredend so hervorragend wie auch alle anderen Arbeiten dieses außergewöhnlichen Dub-Protagonisten.

Bewertung: 5 von 5.

3 Antworten auf „International Observer: Bat“

Als ich mir diese EP im Release Radar das erste mal angehört habe, wollte ich einen kleinen spontanen Zwischenkommnentar dazu schreiben.
„Standartmäßig gut“ ! Wäre mein Komnentar gewesen und wenn es nicht auch bei mir so wäre, das mir die lobenden Worte langsam aber sicher immer mehr ausgehen, würde ich noch mehr schreiben aber für eine EP mache ich mir diese „Mühe“ jetzt mal nicht. Wenig DubTunes machen wenig Gedanken, die in Worte gefasst werden wollen.
Was mir hier aber besonders gut in meinen Kram passt, ist der doch weitreichende Verzicht auf sein komisches Keyboard. Es kommt hier zwar auch kurz zum Einsatz, scheint mir aber etwas weniger penetrant im Vordergrund zu stehen, als bei früheren DubProjekten vom inrenational Observer. Auch da ist es ja nicht allgegenwärtig aber manchmal kommt es mir schon fast wie so eine Art Markenzeichen von ihm vor. Jedenfalls hat es oft einen eher unvorteilhaften Wiedererkennungseffekt, wo man den I.Observer eindeutig identifizieren kann. Ist hier nicht so der Fall und freut mich sehr.
Ich höre den I.Observer auch immer wieder gern, obwohl ich manchmal auch ein wenig gelangweilt bin. Das kommt vor, wenn ich das Leben gerade mal wieder in Echtzeit voll und ganz genießen möchte und die Dehnung der Zeit mit der Zeitlupe in dem jeweiligen Moment nicht so passt. Aber es ändert nix. Der International Observer hats drauf.
Ich muss mir glatt mal was von den Thompson Twins anhören ( eigentlich müsste ich die ja aus dem radio kennen ). Der gute Tom Bailey hat ja genau das, was ich jedem DubProduzenten aus vollem Herzen ganz und gar wünschen würde. „Genug“ Kohle auf der hohen Kante durch seine RadioHits und damit finanzielle Unabhängigkeit vom Geschmack des Mainstreams und den Vorschriften der MusikIndustrie. Wer da nicht relaxt ist, hat selbst Schuld gelle ?!

Falls gtkriz sich in meinen Ausführungen zum Keyboardsound wiederfindet, muss ich gestehen, JA, ich bin erst durch ihn so richtig auf dieses komische Keyboard aufmerksam geworden.
Vorher hat es mich wohl nur im Unterbewusstsein gelegentlich genervt aber durch gtkriz habe ich verschärft drauf geachtet und inzwischen höre ich bei gewissen Dubs nur noch dieses verkorkste Keyboard ;-)
Kein Problem, denn es gibt genug Dubs, ohne dieses komische Teil.

Wie sagte doch mein Vorredner ?

„Schön diese Musik !“ …… auch ich habe dem nix hinzuzufügen …………………….. lemmi

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