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Laguna Pai: Resiliencia Dubs

Die kleine Weltreise geht weiter. Wie wär’s mit Reggae/Dub made in Peru? Ich muss gestehen, bis vor ein paar Monaten war Peru ein schwarzer Fleck auf meiner Reggae-Landkarte. Dabei wurde Laguna Pai bereits 2008 in Lima gegründet. Die siebenköpfige Truppe spielte 2017 in Berlin und 2018 auf dem Rototom in Italien. Die Band präsentiert eine ungewöhnliche Mischung aus Reggae und Rock. Mit zwei Gitarren, Synthesizern, klassischen Keyboards und soliden Reggae-Rock-Rhythmen wurde neben Cumbia und Folklore ein neues Genre in der peruanischen Musikszene geboren. Einflüsse von Bob Marley & The Wailers, Pink Floyd, Manu Chao und auch die Wurzeln ethnisch peruanischer Musik sind in ihren Arrangements und Kompositionen zu hören. Gelegentlich gibt es auch recht fetzige Gitarrenriffs, die aber wenig mit David Gilmours (Pink Floyd) atmosphärisch getragenem Fender Stratocaster Gitarren-Sound gemein haben. Darauf folgen dann wieder sehr schöne Soundscape-lastige Synthiepassagen. Die Themen, der sowohl in Englisch als auch Spanisch gesungenen Texte drehen sich um: Umweltschutz, Gerechtigkeit, soziale Eingliederung, Selbstreflexion und Spiritualität.

Ende 2015 hatten Laguna Pai die Aufnahmen ihres dritten Albums „Resiliencia“ abgeschlossen. „Wir haben das Album „Resiliencia“ genannt, weil die Welt momentan an vielen Traumata leidet, die es gilt zu überwinden. Die Menschheit muss sich selbst transformieren. Es ist von enormer Wichtigkeit, sich nicht nur anzupassen, sondern sich auch zu verändern und sowohl aus guten als auch schlechten Erfahrungen seine Lehren zu ziehen. Wenn wir dies nicht tun, werden wir den falschen Weg gehen.“ Die Aussage der Band aus 2015 ist momentan aktueller denn je.

Ok, zurück zum Thema: Nachdem die Band also mit Jim Fox in Kontakt gekommen war, wurde „Resiliencia“ in den Lion and Fox Studios in Washington, DC aufgenommen, gemixt und coproduziert. Die Zusammenarbeit mit Jim Fox sieht die Band selbst als einen Glücksfall, denn für die Band war besonders wichtig, den Sound zu finden, nachdem sie schon lange suchte. Unter der Ägide von Jim Fox hat Laguna Pai nach eigenem Bekunden endlich diesen Sound gefunden. Dass Jim Fox eine herausragende Persönlichkeit für Reggae und Dub ist, muss man hier sicherlich nicht ausdrücklich hervorheben. Jim Fox’s 40-jähriger Erfahrung sei es lt. Laguna Pai auch zu verdanken, dass es gelungen sei, die Spiritualität und Magie ihres Reggaes einzufangen. Zu meiner Freude hat sich Jim Fox 2017 nochmals ans Mischpult gesetzt und für uns Dubheads die „Resiliencia Dubs“ gemixt. Mit diesen Dubs erreichen Laguna Pai nun ganz neue Ufer. Jim Fox erforscht in den elf „Resiliencia Dubs“ meisterlich Harmonien und musikalische Arrangements, ohne die wahre Essenz der Tracks aus den Augen zu verlieren. Es erwartet uns lediglich hervorragender, relaxter Dub aber kein akustisches Feuerwerk. Jim Fox spielt hier seine ganze Erfahrung aus, die er im Laufe seiner langen Tätigkeit als Soundengineer und Studiobetreiber bei Aufnahmen mit: Groundation, Scientist, Black Uhuru, Israel Vibration, Culture und so vielen anderen gesammelt hat. Speziell unter Jim Fox’s Mitwirkung erhielt Laguna Pai einen wesentlich tieferen Sound. Gerade, weil die sphärischen Synthesizerklänge, langen Gitarren- und Keyboard-Soli, kraftvollen Basslines und Drum-Patterns teilweise aus verschiedenen Musik-Genres stammen, bewahren sie der Band eine einzigartige Persönlichkeit.

Bewertung: 4 von 5.

7 Antworten auf „Laguna Pai: Resiliencia Dubs“

Schönes Album! Ich mag diesen getragenen, erdigen laid-back-Stil sehr. Erinnert an Groundation‘s „Dub Wars“, sprich die Marcus Urani / Jim Fox-Zeiten.

P.S.: Die plötzliche Stille in „De Otra Manera Dub“ ist geradezu atemberaubend!

ja, finde ich auch. Die Stimme von Mariano Palacios kommt für mich auch sehr angenehm rüber. Was mir an dem Album ganz besonders gefällt, ist diese angenehme, warme Stimmung. Eines dieser Alben, das locker als Hintergrundmusik durchläuft aber auch konzentriert gehört werden kann.

Is in der Tat wieder eine feine Entdeckung Ras Vorbei. Fängt schon mit den ersten Tönen richtig gut an. Himmlische Gefühle heben mich über die Wolken hinaus und werden durch den schönen warmen Riddim wie durch thermische Kräfte in einer soliden Umlaufbahn gehalten. Ja und auch ich verweigere mich nicht mehr bewusst einer gewissen Melancholie, die ich hier ganz besonders in der ersten Hälfte des Dubs zu spüren glaube. Je aus all meinen Träumen werde ich dann ab Minute 2:40 gerissen. Der Sound vom Keyboard erzeugt eine Art „Tinitus“
in meinem Kopf und macht das ganze schöne Gefühl für mich kaputt. Naja, egal es gibt ja noch viele weitere Dubs auf dieser wirklich schönen DubScheibe. Ich schwanke zwischen „Otra Manera Dub“ und „Dem I Dub“ als spontane TopFavoriten auf dieser Scheibe. Ich war natürlich auch auf die von gtkriz als „atemberaubend“ beschriebene „plötzliche Stille“ gespannt aber wie das nun meistens beim „Spoilern“ so ist, hat sich diese Wirkung bei mir nicht so entfalten können, wie bei gtkriz. Der Dub ist jedenfalls richtig gut. Und ich finde, das auch der Drummer
ganz besonders in diesem Dub aber auch sonst ein paar excellente kleine Wirbel einstreut. Ein Drummer wie gtkriz hat dafür sicherlich ein passenderes Fachwort aber ich empfinde so kleine „DrumWirbel“ mit gekonnt gesetzten Akzenten, immer sehr erfrischend und sie sind für mich im Grunde auch das Salz in der Suppe, wenn sie zudem auch noch von starken Basslines, wie hier auf der Scheibe üblich, nicht nur begleitet, sondern regelrecht – wie auf Händen – getragen werden.
Insgesamt sind hier und da auch mal meine kleinen „musikalischen Feinde“, Rascheln und Flying Cymbals zu vernehmen aber die nerven mich hier nicht im geringsten, da sie ( aus meiner
Sicht ) gekonnt und richtig ausgesteuert wurden. Ja und auch, wenn die Guitarren noch nicht die ganz großen Melodien a la David Gilmour hervorzaubern, so muss ich sagen, das sie mir aber trotzdem genau so gut gefallen. Melodie, Klang und Atmosphäre heben die Dubs letztendlich auf das höchste Level, was man dem kleinen DubHead Lemmi bieten kann. Die Synthesizer unterstützen das noch mit ihren sphärischen Klangwelten.
Es gibt auch Dubs hier, wie „Canales Dub“, den ich zunächst gähnend langweilig fand. Aber nach dem zweiten, dritten Anlauf ist davon nix mehr zu spüren, da mann auch bei dieser DubScheibe im Gunde noch nicht weiß, was da so alles drin steckt, wenn man sie erst einmal gehört hat. Es gibt jedoch viele Gründe, die Scheibe mehr als nur einmal zu hören.
Dazu gehört auch ganz klar 28 Dubs !!! Ein stichfester Beweis dafür, das Dub nicht immer Reggae sein muss und das es auch für mich noch viele „Deep Wild Dub Fields“ gibt, wo ich nach vergrabenen Untensilien aus längst vergangenen „Schlachten“ suchen kann. Ach nee, das Suchen überlasse ich lieber euch. Ich bin schon lange kein „Suchender“ mehr, denn ich habe alles gefunden, wonach ich gesucht habe. Glaube ich zumindest. Manchmal findet man ja etwas, wonach man gar nicht gesucht hat und es gefällt einem auch richtig gut.
Ursprünglich habe ich ja auch nicht nach Reggae und Dub gesucht. Die haben mich gefunden und nicht umgekehrt. Manchmal glaube ich, Reggae und Dub wurde ganz speziell für mich Erfunden aber immer, wenn ich euch so höre, bzw. lese, denke ich, man gut, das es noch andere Menschen gibt, die das genau so gut ( oder gar besser ) zu schätzen wissen als – wie ich.

Ach ja, die VocalScheibe „Resilencia“ gefällt mir übrigens auch ganz gut …………………… lemmi

Hey lemmi,
zu meinen Drummer-Zeiten hat man „Rolls“ oder „Fills“ gesagt. Aber warum nicht auch „Drum Wirbel“… Hauptsach‘ es fetzt :-)

Wenn es nicht so unwahrscheinlich wäre, würde ich glatt behaupten da sitzt Groundation’s Paul Spina an den Drums. Wer auch immer da spielt, die Ähnlichkeit des Stils ist frappierend, da kommt alles genau so locker aus dem Handgelenk wie bei Spina.

Ich habe das Album seit Ras Vorbei’s Rezension schon x-mal gehört, weil…. super. Aber ich schwöre: Dieser plötzliche Moment der Stille in „De Otra Manera Dub“ der erst nach einer gefühlten Ewigkeit durch eine leise Percussion erlöst wird, macht mich immer noch jedes Mal fix & foxi. Stündlich grüßt das Murmeltier, sozusagen ;-)

Hi „Chef-Kommentator“ lemmi ;-),

meine zwei Favoriten sind „Without Dubbing“ und „28 Dubs“. Die „28 Dubs“ erinnern sowohl an lateinamerikanische Mucke aber auch ein klein wenig an die schwebenden, ätherischen Gitarrenklänge der Pink Floyd. Mein Tinnitus hat offenbar eine andere Frequenz, so kann ich die Moog-Klänge ab 2:40 bei „Without Dubbing“ lässig hören. Im Gegenteil, ich empfinde 2:40 als Kontrapunkt. Auf alle Fälle lemmi, eine umfängliche, sehr treffende Beschreibung deiner Empfindungen und Wahrnehmungen. Wie immer suuuper guad, bessa goht’s nüd! Thanks!

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