Wenn man es richtig bedenkt, dann ist Neil Fraser tatsächlich der dienstälteste, kontinuierlich bis heute tätige Dub-Fabrikant des Planeten. Congratulations! Seit Gründung des 4-Track-Ariwa-Studios 1979 in seinem Wohnzimmer produziert er Dubs. 1982 kam das legendäre Album „Dub Me Crazy“ heraus, dem 11 weitere Alben mit gleichem (Unter-)Titel folgen sollten: Meilensteine der Dub-History. Nun feiert er sich mit „40 Years of Dub“ (Ariwa) selbst. Dafür hat er tief im Berg seiner Aufnahmebänder gegraben und – wie mir scheint – seine persönlichen Favoriten aus 40 Jahren zusammen gestellt. Was eine sehr persönliche Auswahl nahe legt, ist die Tatsache, dass gerade seine großen Dub-Hits (welch Contradictio in adiecto!) hier nicht zu finden sind. Das läßt das Album frisch und unverbraucht klingen, zumal der verrückte Professor seine Aufnahmen neu gemastert hat. Viele der aufgeführten Titel lassen sich nicht im Ariwa-Back-Catalogue finden, so dass es gut möglich ist, dass hier auch bisher unveröffentlichte Dubs vergangener Jahrzehnte zu hören sind – es sei denn, der Verrückte hätte den Tracks einfach nur neue Titel verpasst. Wie dem auch sei: Das Album macht Spaß und die stilistische Entwicklung des Professors und seiner Musik ist spannend. Mit dem letzten Track „Forward 2 Africa“ ist er ganz im Hier und Jetzt angekommen – ach was: Er ist sogar wieder seiner Zeit ein Stück voraus!
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6 Antworten auf „Mad Professor: 40 Years of Dub“
„…dann ist Neil Fraser tatsächlich der dienstälteste, kontinuierlich bis heute tätige Dub-Fabrikant des Planeten.“
Nicht ganz René, der dienstälteste, kontinuierlich bis heute tätige Dub-Fabrikant heißt: Adrian Maxwell Sherwood. Die „Cry Tuff Dub Encounter Chapter 1“ wurde bereits 1978 veröffentlicht. Wenn wir „kontinuierlich“ mal außer Acht lassen, dann neige ich sogar eher dazu Dennis Bovell mit diesen Attributen zu versehen.
Ansonsten hast du natürlich völlig recht, Mad Professor hat mit seiner „Dub Me Crazy“- Serie absolut neue Maßstäbe gesetzt. Congrats, Mad Professor!
Mit „kontinuierlich“ meinte ich vor allem, dass Mad Prof. in regelmäßigen Abständen Dub-Alben veröffentlicht – bis in die Gegenwart. Von Sherwood habe ich schon länger kein Dub mehr gehört und Dennis Bovell (den ich sehr schätze), spielt hier im dubblog kaum eine Rolle – woran gut zu erkennen ist, dass er auch kaum noch aktiv ist. Nur der Prof hat durchgehalten. Gefolgt von Alpha & Omega (gewagte These!), deren erstes Dub-Album auch schon von 1989 stammt ;-).
„Von Sherwood habe ich schon länger kein Dub mehr gehört…“
Vor gerade mal einem Jahr (06.12.2019) erschien: Heavy Rain.
Das wirklich sehr schöne Album „This Road“ seiner Tochter Denise muss ich weglassen. Ist nur ein bisschen Dub.
Mad Professor zieht sich aber auch bereits auf sein Altenteil zurück und überlässt immer öfter seinem Sohn den Platz am Mischpult.
Einigen wir uns darauf, dass Neil Fraser immer noch von den drei Genannten der aktivste ist.
„Heavy Rain“ – du hast recht. Hatte ich schon verdrängt, dass die von Sherwood ist. Allerdings steht sie alleine auf weiter Flur im jüngeren Sherwood-Oevre ;-). Ich würde ja sagen: Neil Fraser ist der aktivste ;-)).
Mad Pro’s Gehör war hier ja schon mehrmals Thema, umso mehr freut es mich dass dieses Werk auch akustisch sehr angenehm zu hören ist. Und danke dir Ras Vorbei für den Tipp mit Denis Sherwood, die werd ich mir auch noch einverleiben. Urlaubszeit ist Dub-Zeit. Also, noch mehr als sonst. Grad läuft noch Drew ID, mal schauen ob ich da auch was zu schreiben muss ;) so long, happy whatever
Auf diese Scheibe war ich selbstverständlich auch sehr gespannt, nachdem ich hier davon gelesen habe. Kurz und „schmerzhaft“ hätte ich diese Scheibe verrissen, wenn ich Rezensent
wäre. Man gut, das ich das nicht bin. So kann man es vielleicht als „unglicklichen Kommentar“ verbuchen. Als jemand, der mit Mad Professor quasi erwachsen wurde ( richtig erwachsen werde ich hoffentlich nie ), bin ich nicht maßlos aber doch ziemlich enttäuscht. Ich höre hier zum Großteil nur 0815 Dubs, die ziemlich uninspiriert und lustlos auf mich wirken. Hart aber Herzlich.
Ob nun „neu gemastert“ oder nicht, für mich klingt es jetzt nicht mehr „zu hoch“ sondern zu „dumpf“.
So komme ich aber vor mir selbst nicht aus dieser Nummer raus. Auch wenn Mad Professor mich immer mal wieder ein wenig enttäuscht hat, so würde ich sagen, das sowohl er als auch Adrian Sherwood die weltweit unangefochtenen DubProduzenten überhaupt sind. Ohne diese beiden Wizzards würde es keine Baldinis, Aldubbs,Umbertos, Dubvisionists und wie sie alle heißen geben. Diese beiden Heroes Of Dub haben unsere Lieblingsmusik beständig und unbeirrbar durch all die Untiefen der musikalischen Entwicklung in den letzten 40 ( + ) Jahren manövriert, so das es immer wieder Menschen gab, die sich davon so stark inspiriert fühlten, das wir das Glück haben, heute zusätzlich eben genau jene neuen Helden, zu denen alle
Baldinis, Aldubbs,Umbertos, Dubvisionists und wie sie alle heißen und heißen werden, gehören. Sie sind mir alle sehr willkommen !!!
Natürlich darf man King Tubby, Lee Perry, Scientist ( und wie sie alle heißen ) nicht vergessen aber wenn wir mal ehrlich sind, haben die etwa genau zu der Zeit, als Mad Professor und Adrian Sherwood das Ruder übernommen haben, mit dem Produzieren von Dub, mehr oder weniger aufgehört. Das könnte jetzt natürlich von richtigen Experten angreifbar sein. da es sich dabei um meine spezielle Wahrnehmung und nicht um eine – aus der Literatur übernommene „Wahrheit“ handelt. Nahezu jeder DubProduzent wird sicherlich nicht daran vorbeikommen,
King Tubby als Vorbild zu nennen. Ehre wem Ehre gebührt ! Aber in der Riddim habe ich gelesen, das sich z. B. unser Dubvisionist auch sehr stark an Adrian Sherwood orientiert hat, wobei er ihn dabei aber in keinster Weise kopiert hat. Nuff respect !!!
Ja gut, dann nochmal zu „40 Years Of Dub“. Vielleicht hat mich auch der Titel in eine zu große Erwartungshaltung katapultiert. Erwartet hätte ich eine Art „Best Off“, war aber sehr froh, als ich las, das Meiste ist unbekannt. Ein „best off“ von Mad Professor interressiert mich aber genausowenig wie ein „Best Off“ von Adrian Sherwood. Für wen werden denn Dubscheiben in erster Linie nur produziert ?!? Für uns DubFans natürlich und nicht für Leute, die lieber Helene Fischer oder Tim Bendzko hören wollen. Also macht es keinen Sinn eine „Best Off“ zu machen, denn davon habe ich mir in den letzten Jahrzehnten selbst genug zusammengestellt. Und das recycling von Tunes und Dubs macht auch nur Sinn, wenn man meint, beim ersten Versuch etwas vergessen zu haben. Aber einen Dub wie wie z.B. „Fast Forward Into Dub“ kann man nicht mehr verbessern, der ist Perfekt ! So wie die ganze Dub Me „Crazy Pt.5“ auf immer und ewig mein TopFavorit von Mad Professor bleiben wird. Zumindest sieht es für mich nach „40 Years Of Dub“ ganz danach aus.
So, ich glaub´ das war´s erstmal ……………………… lemmi ( Rechtschreibung ist Glücksache )