Freunden modernen Roots-Reggaes dürfte das Münchner Label Oneness-Records ein Begriff sein. Es existiert seit 2007 und wird vom Produzenten und Bassisten Moritz von Korff, Dub-Engineer Umberto Echo und Benjamin Zecher betrieben. Vor zwei Jahren habe ich an dieser Stelle Umberto Echos Album „Oneness in Dub“ ziemlich kritisch rezensiert. Brillantes Handwerk aber allzu glatte und homogene Produktionen. Nun veröffentlicht das Label die Dub-Version des Albums „Working Wonders“ (2012) von Mark Wonder: „Working Wonders in Dub“ (Oneness Records). Und ich habe wieder das gleiche Problem: Großer Sound, handgespielt, perfektes Mixing, authentischer JA-Style – aber warum um alles in der Welt sind die Rhythms nicht interessanter? Die Arrangements mögen für jamaikanische Mainstream-Roots Artists comme il faut sein, aber für ein anspruchsvolles Dub-Erlebnis fehlen Ecken und Kanten. Gleiches gilt für die Basslines: das Lead-Instrument des Dub bleibt hier ohne Prägnanz. Vielleicht hat das Konzept klassischer Dub-Versions, die auf „normalen“ Backings basieren, ausgedient. Ich habe den Verdacht, dass der „Output-Intent“ einer Rhythm-Produktion von vorne herein „Dub“ sein muss, um schlussendlich wirklich einen überzeugenden Dub hervor bringen zu können. Nur dann kann Dub mehr sein, als ein zweitrangiges Derivat – wie leider bei den Working Wonders in Dub.
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5 Antworten auf „Mark Wonder: Working Wonders in Dub“
„Vielleicht hat das Konzept klassischer Dub-Versions, die auf „normalen“ Backings basieren, ausgedient. Ich habe den Verdacht, dass der „Output-Intent“ einer Rhythm-Produktion von vorne herein „Dub“ sein muss, um schlussendlich wirklich einen überzeugenden Dub hervor bringen zu können. Nur dann kann Dub mehr sein, als ein zweitrangiges Derivat – wie leider bei den Working Wonders in Dub.“
High René !
Auf diese Rezension warte ich schon lange hier im DubBlog. Als ich diesen Satz in der RiddimKolumne gelesen habe, dachte ich,
„na warte René ;-) darüber sprechen wir noch“ ….
Ich weiß aber gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, denn ich gebe dir ansonsten in allen anderen Punkten deiner Rezension uneingeschränkt recht. Ich würde sogar noch einen draufsetzen aber eventuell lesen die hier ja tatsächlich meine Kommentare.
Es würde mir schon leid tun, wenn sie meine Meinung über so dermaßen schlaffe Riddims lesen würden. Vielleicht sollte der Bassist auch einfach mal lieber nur mit dem Daumen spielen ( kleiner „Privatwiz“ zwischen mir und gtkriz ). Gute Basslines ( die mich umhauen oder wenigstens begeistern ) können nicht erfunden werden. Da brauch es eine Eingebung und wenn man die nicht bekommen hat, dann wird es nix mit einer magischen Bassline. Vielleicht ist es aber – leider – auch nötig, das die Vorfahren
mindestens 400 Jahre durch die Hölle gegangen sein müssen, damit ein tiefes, genetisch angelegtes Fundament für kraftvolle Basslines entwickelt werden kann. Unsere „Friede, Freude Eierkuchen Welt“ mit dem goldenen Löffel im Rektum ( mit Speck drum ) bringt diese Leidenschaft für tiefe, die Seele berührende Basslines, einfach nicht hervor. Ausnahmen …… blabla …..
Dr. Ring Ding war nie so gut, wie mit der Sharp Axe Band, wo sie einen schwarzen Bassisten aus Jamaica hatten. ( Ich bin ein Antirassist, wo sich der Rassismus gegen weiße richtet ). Meine Meinung ist schon Grenzwertig aber nur für Leute, die sich nur über einzelne Worte und nicht über den Kontext hermachen. Außerdem tut nix so doll weh, wie die Wahrheit. Tue buße Europa !!!
….. sage ich nur.
Bevor ich hier komplett mit Europa abrechne und mich letztenendes selbst in Stücke reiße, schreibe ich aber lieber noch etwas über das klassische Dub-Konzept.
Wenn ich das richtig verstanden habe, bist Du der Meinung, das Dub von vorn herein als Dub produziert werden sollte, ohne das dabei eine Vocal-oder Instrumental-Version zugrunde liegen muss. Ich will Dir diese Meinung gar nicht nehmen aber für mich passt das so nicht. Es gibt einfach viel zu viele Dubs von Vocalversions, die tausendundeins mal besser sind, als „Working wonders in Dub“ . Ich sag nur „Johnny Go Figure“ ( B-Seite ). Oder schlicht und einfach „Heavy Rain“. Ich habe natürlich auch rein gar nix gegen DubMusic, die von vornherein als Dub produziert wurde. Mir ist es komplett egal, ob ein Dub von einer VocalVersion abstammt oder niemals etwas anderes sein sollte als ein DubTune. Für mich ist nur wichtig, das es groovt. Dazu gehört als erstes immer die fundamentale Bassline, ein möglichst akzentuiertes Drumming mit knackigen Zwischentönen und ordentlich OffBeat.
Obendrein sollte man den „elften Finger“ in jedes DubWerk mit einfließen lassen, denn sonst wird es zu anständig und es fehlen die fantasievollen Spielereien, die gern auch mal richtig dreißt sein dürfen, damit man nicht zu sehr in der Normalität versinkt.
Wenn ich auf „normale Musik“ stehen würde, würde ich bestimmt kein Dub hören. Also in diesem Sinne :
„Dub me crazy“ !!! ………. lemmi
Hi Lemmi,
meine „These“ soll eher als Vermutung, denn als Gewissheit verstanden werden. Im Grunde wollte ich nur zum Ausdruck bringen, dass viele aktuelle Vokal-Produktionen das rein musikalische Potential nicht ausschöpfen. Sie verlassen sich einfach zu sehr auf den Gesang. Eine gute Stimme und eine nette Melodie werden es schon rausreißen, wenn die Beats es nicht so bringen. Zu markante Beats wären zudem sogar eine gewisse Konkurrenz für den Gesang. Also: schön sacht produzieren und viel Raum für Stimme und Gesang. Dass sich daraus kein spannender Dub destillieren lässt, ist ja wohl offensichtlich.
Ja, so wie Du es jetzt schreibst, bin ich wieder zu 100 % deiner Meinung !
Bzw. habe ich dich wohl jetzt erst richtig verstanden.
Eine gute Stimme und eine schöne Melodie reißen bei mir ( bei uns ) überhaupt nix raus. So hat Reggae bei mir noch nie funktioniert. Soll nicht heißen, das ich nicht auch mal ne gute Melodie zu schätzen weiß. Im Gegenteil ! Zum Beispiel bei
Third World haben mich Gesang und Melodie schon immer überzeugt ( bei den ersten 3-4 Scheiben ). Aber ohne den Wumms
und die Kraft in deren Riddims, würde Bunny Rugs bei mir, genauso wie der Trubadur bei Asterix und Obelix, irgendwo gefesselt und geknebelt im ( nicht am ) höchsten Ast eines Baumes hängen. In sicherem Abstand zu den Roots, die vor allem aus Bass und Drum bestehen. Allein JAH Glory ! Das Intro und dann der Einsatz aller Instrumente. Der Hammer !!! Da wird doch der Gesang sowas von Nebensache, das es mir die reinste Freude ist. Das hört sich alles schon wieder so an, als ob ich „gesinge“
überhaupt nicht ab kann. So ist das ganz und gar nicht ! Burning Spear, Bob Marley, Peter Tosh, Bunny Wailer, Prince Far I,
LKJ, Linval Thompson ………. das würde jetzt zu lang werden ……… sind die wahren „Voices Of Jamaica“ und nicht, wie irrtümlich überall angenommen, Buju Banton. Ich würde sagen, das es zur Zeit von „Grölereggae“ auch gleichzeitig so richtig los ging mit VP-Records und deren verkorkster Philosophie von Reggae. Ich habe mich immer gefragt, wo ist eigentlich die Musik geblieben ?
Ich höre nur noch das Gegröle von Capleton und Konsorten (!). Dazu noch dieser ganze Text. Fast so wie ich, wenn ich hier schreibe. Einfach alles aus dem Bauch heraus. Die haben sich keine Gedanken um Lyrics und Melodie gemacht. Hauptsache sie haben irgendwie ihre Message verbreitet. Und so prickelnd und neu war die auch schon lang nicht mehr. Die Riddims dümpelten und dümpeln immer noch irgendwo im Hintergrund vor sich hin, während der Trubadur oder noch schlimmer die Trubadurin, im Vordergrund alles zusammenplärrt, was nicht rechtzeitig die Ohren zuhält. JAH 9 finde ich – zum Beispiel – eigentlich fantastisch aber wenn die nicht bald mal einen professionellen Produzenten an die Hand bekommt, wird sie es bei mir nicht schaffen. Ich will nicht nur ihr schwieriges, jazziges, kopflastiges Gesinge hören. Ich brauch auch die passende, kraftvolle Musik dazu. Schließlich sind wir hier nicht in Gallien. Da muss dann schon ein Mad Professor in das Geschehen mit eingreifen, damit die Musik auch wieder richtig zur Geltung kommt. Ich gebe dir uneingeschränkt recht, das man gerade aus den ( völlig kastrierten ) Riddims von vp-records nicht mal im Ansatz einen spannenden Dub destilieren kann. Nun habe ich das ausgerechnet an einem Beispiel gezeigt, wo die Ausnahme mal wieder die Regel ist ( oder andersrum ). JAH 9 wurde bisher noch nie professionell unterstützt und so weit ich weiß kamen, ihre Scheiben bisher alle über VP ( jedenfalls hören sie sich so an ) und ausgerechnet von dieser schlaffen Vocal-Scheibe macht Mad Professor ein geniales DubAlbum. All das zeigt wieder mal, das Ausnahmen immer die Regel bestätigen und das wir DubFans die einzigen sind, die Reggae wirklich als Musik zu schätzen wissen und nicht nur von den Good
Vibes und der positiven Message eingelullt werden wollen.
Wo ich gerade mal wieder bei „Pay It All Back“ bin. Du schreibst ja für die Riddim. Ich lese die auch immer noch ganz gern. Auf den CD´s waren immer gute Sachen drauf, die ich auch heute noch abfeiern kann. Aber die Kurve hat auch seit langem eine negative Tendenz und gipfelt in der letzten Ausgabe. Was für eine schwache Musik. Das ist die Antithese bzw. die Antimaterie von Reggae. Geht es noch schlechter ? Das soll jetzt Reggae sein ? Allein das inkompetente geschlurre von Buju Banton ist ja schon Hochverrat an ReggaeMusic. Demnächst knattert er wohl auch noch über riddims von michael wendler oder was ?
Musik soll ja Geschmacksache sein aber manchmal frage ich mich schon, ob einige Leute nicht vielleicht doch gar nix mit Musik am Hut haben und einfach nur Gedichte bzw. Text lesen sollten. Bei Gelegenheit kannst Du Pete Lilly mal wieder von mir grüßen.
Ich habe schon viele BeschwerdeBriefe an ihn bzw. riddim geschrieben. Wahrscheilich wird er sagen, „lemmi, au weia, hör mir bloß mit dem auf.“ Aber ich fand Pete immer sehr nett ( naja nett ist ja kein Kompliment ), bzw. fand ich ihn immer voll Ok, weil er sich immer die Zeit genommen hat, mir Kontra oder sogar auch mal recht zu geben. Ich glaube auch nicht, das er die billigmucke auf der letzten riddim-cd selbst zu verantworten hat aber ich hätte es gern, das die riddimredaktion weiß, was ich von der letzten Cd halte. Ich finde es nicht richtig, das das einzige weltweit agierende Reggaemagazin als so ahnungslos in sachen Reggaemusik
erscheint. Pippireggaemusik ist da drauf. Wobei man den Term Reggae komplett streichen kann. Duncehallgeseiere nene ich das.
Riddim repent ………………… lemmi
hi grade lemmi,
jetzt sei mal nicht zu hart mit Jah9, die ist super talentiert! Und denk an „Steamers A Bubble“ (nebenbei auch der einzige Tune von ihr für den ich Geld bezahlt hab) – wenn das kein guter Riddim ist?
Produktion ist für mich immer so zweigeteilt – die Herangehensweise war immer eine andere als bei Babylon-Musik üblich. Gutes Mastering hingegen ist im Reggae allgemein schon ziemlich selten (bei Dub vielleicht noch häufiger anzutreffen).
VP sticht auch hier seit Jahren negativ heraus. Auf deren Best Of Sampler der vor kurzem released wurde waren ein paar Stücke drauf in so schlechter Qualität, das klingt von CD wie ein MP3 aus der Anfangszeit vor über 20 Jahren… und die behaupten ernsthaft ein wichtiges Reggae-Label zu sein. Traurig. Wollen die auch im Jahr 2020 noch zeigen dass Reggae von CD immer schrecklich klingen muss und nur seltenes spät-70er Vinyl den Genuss bringt?
Tröstlich dass Labels immer unwichtiger werden. Wichtig hingegen ist der Dubblog, Netlabels, Bandcamp und die Community.
Was die Riddim-CDs angeht, weitgehende Zustimmung. Über dieses Medium hab ich manche Band erst kennengelernt. Bei den letzten Ausgaben war nichts mehr für mich dabei.
Yeah Mann !!!
Ich habe harte Worte „gegen“ JAH 9 benutzt aber irgendwo habe ich doch auch das Wort „Fantastisch“ gebraucht, um
ihr halbwegs gerecht zu werden.
Klar Mann ! „Steamers Are Bubble“ ist eine der wenigen 7 inches die ich mir überhaupt gekauft habe. Weil es die sonst nur zum streamen und nicht zum steamen gab. Aber jamaicapressungen sind für mich nur der allerletzte Ausweg. Das ist
im wahrsten Sinne des Wortes „Sandkasten“. Da fehlen eigentlich nur noch die Sandkrümel, damit man weiß, warum die immer so kratzen.
Das aber nur am Rande. JAH 9 ist für mich eine Königen ( auch wegen ihrer Optik muss ich ja zugeben ). Sie ist die Kleopatra of Reggae Music für mich ! Aber danach beurteilt man natürlich keine Musik. Für mich ist „New Name“ auch noch ein „All Time Favorite“ wie ich immer bei Big Tunes zu sagen pflege, wenn die Bezeichnung „Big Tune“ nicht mehr ausreicht, um die Klasse eines Tunes rüberzubringen. Leider habe ich auf „New Name“ nix atemberaubendes mehr gefunden. Vom Nachfoger ( 9 ) habe ich mir die Dubs zugelegt. Ihr neuestes Werk kenne ich noch nicht. Habe mir allerdings grad eben erst den TitelTune angehört und bin sehr positiv überrascht. Die Lautstärke der Stimme und vom Sound klingen für mich doch sehr ausgewogen. So langsam glaube ich, das meine Kommentare nicht nur gelesen werden, sondern das man den fundamentalen Wahrheitsgehalt meiner „Tiraden“ sogar manchmal nachvollziehen kann und sogar befolgt. Mir gefällt der Tune jedenfalls sehr gut. Obwohl sie den Reggaerhythmus doch ziemlich weggelassen haben.
Ok. muss los ……. danke für deinen Kommentar …… bis denne …………. lemmi