Kategorien
Review

Prince Hendrik and the Other Members of The Royal Family: Aquadub

Schon als Kind war er verrückt nach Musik und als Teenager zog der magische Sound von Reggae und Ska ihn in seinen Bann. Aus diesem Grund flog er mit zwanzig nach Jamaika zu den Wurzeln des Reggae, wo er von 1989 bis 1991 zwei Jahre lebte, eine Jamaikanerin heiratete und Vater einer Tochter wurde. Über seine Zeit und sein Leben auf der karibischen Insel sagt der heute 52-jährige Arnheimer Hendrik „Prinz Hendrik“ van Houten: ,,Ich war jung und für alles sehr empfänglich. Ich lebte in Rastakommunen, lernte viel über die Rasta-Philosophie und das Nyahbinghi-Drumming. Mein Aufenthalt dort hat mich sehr positiv geprägt.“
Mitte der 1990er war Prince Hendrik als alleinerziehender Vater im Arnheimer Künstlerviertel Klarendal angekommen und errichtete in seinem Haus sein „Kitchenrock-Homestudio“, ein Multitrack Recording und Mixing Studio. Seit 2012 sind unter dem Namen „Prince Hendrik and the Other Members of The Royal Family“ drei Alben auf CD erschienen und nun wird „Aquarius/Aquadub“ (A Sky High Underground Production) in limitierter und nummerierter Edition von 300 Stück auf Vinyl erneut veröffentlicht.
„Zwei Freunde, die ich mein ganzes Leben lang kenne und mit denen ich früher in Bands war, spielen mit. Einer an Schlagzeug und Bass, der andere als Gitarrist und Cellist. Um Gesang, Keyboards und den Aufnahmeprozess kümmere ich mich selbst“, sagt van Houten und führt weiter aus: „Sonne und Strand sind für mich nicht untrennbar mit Reggae verbunden. Mit der Partyvariante des Reggae habe ich nichts zu tun und mit Dancehall und Raggamuffin noch viel weniger. Letztere verherrlicht oft Aggression und Hass.“ Somit ist über den Reggae-Stil von Prince Hendrik und seinen Freunden schon beinahe alles gesagt. Wir bekommen eine Art relaxten, handgemachten „Underground-Reggae“ geboten – wie Prince Hendrik seinen Stil selbst charakterisiert. Mit „Underground-Reggae“ assoziiere ich unwillkürlich die frühen, teilweise spartanischen aber immer hochinteressanten Dub-Arbeiten eines Keith Hudson. Haargenau daran erinnert mich „Aquadub“ sowohl stimmlich als auch stilistisch. Auf „Aquadub“ ist kein Ton zu viel, jedes Instrument und jeder noch so kleine Dub-Effekt bekommt seinen Raum und genügend Zeit, um sich im Gehör zu entfalten. Besonders angetan hat es mir das Cello, das gelegentlich mit kleinen aber feinen Melodien umgarnt von schönem Gitarrensound aufwartet. Ein Zufallsfund ehrlicher, handgemachter Musik, den ich gerne allen ans Herz legen möchte.

Bewertung: 4 von 5.

4 Antworten auf „Prince Hendrik and the Other Members of The Royal Family: Aquadub“

Wirklich sehr relaxt Ras Vorbei !

Das ist mal wieder was spezielles für DubConnaisseure und SpecialEffectGourmets. Es ist wahrlich kein EffektGewitter mit Donner und Blitzen, wo man gar nicht genau wüsste, wo man zuerst hinschauen soll. Hier kann man sich ganz entspannt zurücklehnen, den Riddims lauschen und sich dann den – aus meiner Sicht – durchaus markanten Effekten hingeben. Bei den Riddims gefällt mir besonders der Wechsel zwischen sehr spartanischem Bass und Drum Passagen, die dann wieder in kleine etwas mehr ineinander verquirlte bzw. verspielte InstrumentalPhasen übergehen, die ihrerseits hin und wieder noch durch das Cello und dem feinen Guitarrensound sehr wirksam angereichert bzw. bereichert werden. Ganz besonders mag ich es bei DubMusic, wenn ich Töne extrem magisch empfinde und mir dabei gar nicht erklären kann, um welches Instrument es sich überhaupt handeln könnte. Das kann natürlich auch eine Art IntrumentalLegasthenie meinerseits sein aber durch die übliche und – von mir sehr geschätzte – Geräusch – bzw. Klangmanipulation, gestehe ich mir da eine gewisse Unsicherheit zu. Zumal ich das ja wie gesagt sehr schätze.
Ein sehr gutes Beispiel dafür ist für mich „World Dub“ ! Nahezu exakt bei Sek.24 setzt das, diesen Dub am meisten verzierende, Instrument ein. Sicherlich kann man den Klang dieses Instruments auch am Mischpult erzeugen aber soweit ich weiß, geht das auch mit den Pedalen, die die Guitarren aber auch BassSpieler zu ihren Füßen liegen haben, mit denen sie schon, nahezu jeden Effekt und noch viel mehr erzeugen können. Kenner werden wahrscheinlich meine Zweifel nicht nachvollziehen können aber ich könte nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich hier wirklich um eine Guitarre handelt. Aber genau das ist für mich auch schon ein Teil der Magie. Ein Zaubertrick wirkt ja auch nur richtig magisch, wenn man ihn nicht durchschaut. Vielleicht ist das ja der Zusammenhang, der die Magie erklärt. Diese – von mir als Guitarrensound identifizierte – „MelodieWolke“ soll jedenfalls mal als Beispiel für meine Faszination genügen, die solche fantasievollen Geräuschmanipulationen bei mir auslösen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil für das, was Dub für mich ausmacht.
In einem anderen „Zusammenhang“ kann es aber auch sehr amüsant sein, wenn sich so ein ReggaeZaubertrick mal offenbart. Jahrzehntelang habe ich mich gefragt, wie ein instrumentelles Stilmittel im Reggae wohl diesen Klang erzeugt. Was ist das für ein Instrument, habe ich mich jarzehntelang gefragt !?! Bis ich schließlich in einer schönen Dokumentation über die Entstehung eines ReggaeAlbums von Horace“Sleepy“ Andy, produziert von Sly and Robbie ( who sonst !?! ) über dieses Phänomen aufgeklärt wurde. Da saß jemand mit einer kleinen BongoTrommel inna Kabine und hat mit nem Lederlappen (?) die Innenwände seiner Bongotrommel „geputzt“ und dabei ist dieses Geräusch entstanden, was mir nicht nur in einem ReggaeTune erschienen ist und mich immmer wieder begeistert. Vorausgesetzt man übertreibt es nicht so, wie manche Saxophonspieler, die echt glauben, man könnte mich mit einem Album, wo das Saxophon eine tragende Rolle spielt, in irgendeiner Form begeistern. Da würde ich die selbe – mir sehr sympathische „Arroganz“ – aufbringen, die im Dub oberste Priotität hat. Einfach „rausschieben“ und mit Hall und Echo in the OutaSpace schicken. Weg damit ! Aber natürlich nur weils Spaß macht ;-) …………………….
Das mit der „Arroganz“ hat René neulich so schön ( jedenfalls für meinen Geschmack ) in eine seiner Rezensionen mit eingeflochten und für mich ( es tut mir leid René ) ist das einfach eine tiefe innere Bestätigung, das Arroganz nicht immer negativ interpritiert werden muss. Arroganz ist manchmal einfach angebracht und reglrecht erfüllend !

Ich liebe DubMusic, weil sie arrogant ist. Sie steht über den Dingen ! Sie ist unantastbar ! Unerreichbar ! „Unbreakable“ ! …. und das komplette Gegenteil von faschomusik.

„XYZ The Devil Is Dead“ ………………………………. lemmi

Hi lemmi,

danke für deinen – wie immer – ausführlichen Kommentar. Das mag trivial klingen, aber ich weiß bis jetzt auch noch nicht, welches Instrument diesen Klang bei „World Dub“ erzeugt. Gitarre und Talk Box (z.B. Peter Frampton: Do you feel like we do) könnte es auch sein oder du liegst mit dem Wah-Wah-Pedal richtig. Vielleicht klärt uns Unwissende einer, der es besser weiß, mal auf.
Auf alle Fälle lohnt es sich, „Aquadub“ viel Zeit zu geben und das Album mit Kopfhörern zu hören. Jeder Track ist ein Kleinod für sich.

Ich weiß Ras Vorbei ! Ihr könnt das alle hier ! Hin und wieder höre ich mir die Musik auch mit Kopfhörern an. Es gab mal ne Zeit, da hätte ich mir die Kopfhörer auch implantieren lassen können, da ich quasi den ganzen Tag nur Musik gehört habe.
Nun habe ich aber auch mindestens zwei Jahrzehnte hinter mir, wo ich Musik ausschließlich über Boxen gehört habe. Dabei habe ich mir den Kopfhörersound so stark abgewöhnt, das ich jetzt echt Probleme habe, damit Musik wirklich zu genießen. Irgendwie fehlt mir da ein bischen ( zu viel ) das räumliche Klangempfinden. Dazu kommt noch, das mir die klangliche Schärfe oft arg zu schaffen macht. Manchmal ( oft ) habe ich das Gefühl, der Sound von Snare oder HiHat oder eigentlich egal was, wird mir mit nem Skalpell direkt ins Trommelfell geritzt. Ich habe diese klangliche Schärfe einfach zu lange ignoriert und kann mich nicht mehr an diese Brillanz (?) gewöhnen. Das fühlt sich zu sehr an, als ob man ein metallisches Bauteil nicht richtig entgratet hat und sich quasi bei jeder Berührung eine kleine Schnittwunde zufügt. Das kommt ganz besonders bei mp3 und anderer
komprimierter Musik zum vorschein. Also eben ganz besonders bei der ganzen Musik aus dem Computer. Vielleicht habe ich aber auch die falschen Kopfhörer ;-)

Wollte dir aber nicht widersprechen Ras Vorbei. Auch über Boxen ist jeder Track ein Kleinod für sich und für mich ;-)

Greetings aus dem Off-Office …………………………. lemmi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.