Vor nahezu exakt einem Jahr habe ich mich dazu bekannt, das Album „Reconciliation“ von Ras I Mothep ganz schamlos gut zu finden, obwohl es ausschließlich ziemlich brutalistischen Steppers-Dub offeriert. Nun liegt mit „Orbital Dub System“ (Subsquad) das nächst Album des Sound Systems aus Aix-en-Provence vor, und schon wieder muss ich fasziniert hinhören. Simpelste digitale Produktionen, Rhythmus pur, Bass ohne Ende und ansonsten 4-to-the-floor. Wo bleibt die Raffinesse? Wo die Kunst? Wo der gute Geschmack? Ich weiß es nicht, und ich kann auch nicht darüber nachdenken, denn mein Kopf ist voll von Bass und digitalem Gepluckere. Im Ernst: Es fällt nicht leicht, über die Musik von Ras I Mothep eine differenzierte Review zu schreiben, aber andererseits sind die Dubs aus dem Süden Frankreichs zu betörend, um sie unter den Tisch fallen zu lassen. Sagen wir mal so: Der reichhaltige Sound von Dub lässt sich auch auf ganz simple Basics herunter brechen: Synkopierte Beats, Bass, Effekte. Genau das, und nicht mehr, bietet „Orbital Dub System“. Das Geheimnis liegt im Arrangement der Beats, das einer geheimen Formel folgt: Es verschränkt sich unmittelbar mit den Stoffwechselprozessen im menschlichen Gehirn und erzeugt unwillkürlichen Zwang. Zwang, den nächsten Track hören zu müssen. Dabei ist dem Zwangsbefallenen bewusst, dass er gegen seinen Willen an diese Musk gefesselt wird. Ein schreckliches Schicksal. Also überlegt euch gut, ob ihr das Album anspielt.
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Eine Antwort auf „Ras I Mothep: Orbital Dub System“
Ich musste glatt nochmal nachlesen, was ich zu „Reconciliation“ geschrieben habe. Und siehe da, so ganz schlecht war mein Kommentar dazu gar nicht ausgefallen. Zumindest habe ich eingeräumt, daß ich bei einer gewissen Tagesform durchaus auch mal folgen kann.
Du hast uns ja gewarnt und uns nahegelegt, es gut zu überlegen, ob wir das Album wirklich anspielen wollen. Naja, mit dem Überlegen habe ich es nicht so und so habe ich es einfach wieder getan. Ich habe reingehört und wieder festgestellt, daß ich zumindest nachvollziehen kann, warum man sich dieser Art of Dub nicht ganz entziehen kann. Bei den ersten drei Dubversions habe ich über das normale monotone gesteppe hinaus, sogar ein paar ganz nette instrumentale Spielereien wahrgenommen. Ich höre da indische Percussions, eine – für meinen Geschmack – sehr angenehme Synthesizer Atmosphäre und auch sonst ganz nette kleine Soundspielchen und digitale Effekte, bis hin zu Klängen, die sich wie ein echtes Xylophon oder irgend so ein ähnliches Teil anhören bzw. anfühlen. Soweit komme und gehe ich immer noch sehr gerne mit. Aber schon bei „Earth“ ist es dann eigentlich auch schon wieder vorbei mit meiner „TagesForm“. Muss ja nicht bei jedem so sein aber was die „SynthieGeige“ da so abliefert, stößt mich, sowohl was die „melodie“, als auch den Sound betrifft, regelrecht ab. Bei „Moon“ ist mir auch die „Percussion“ zu monoton. „Jupiter“ hat – ich nenne es mal – ein paar Aspekte, die mir auch sehr zusagen und im Grunde finde ich bei den meisten DubTunes ein paar Kleinigleiten, die mich davon abhalten, das Album komplett abzulehnen. Selbst „Pluton“ hat – für mich – in der ersten Hälfte noch das eine oder andere zu bieten, bovor es dann gegen Ende zu einem echten „Rausschmeißerdub“ wird. Das ist dann so richtig schön monoton und wohl nur etwas für Fans, die bei maximaler Langweiligkeit erst so richtig in TagesTopForm kommen. Monoton ist und bleibt aber das Stichwort für mich, wenn es besonders um den Bass geht. Ich schreibe hier ganz bewusst nix von BassLine, denn das scheint bei SteppersDub, nach wie vor, nicht die geringste Rolle zu spielen. Ebenfalls sehr monoton, einfallslos und eigentlich komplett am „DubThema“ vorbei, finde ich das schwache Gewinsele der programmierten „Drums“. Zu all den kleinen Nachteilen, die ich bisher aufgezählt habe, kommt erschwerend hinzu, daß man diese Musik nur unter ganz bestimmten Umständen Zuhause hören kann. Entweder auf Kopfhörer oder
irgendwo in der Pampa, wo man ganz alleine weit und breit ist. Naja und natürlich auch und hauptsächlich im Soundsystem ! Ansonsten bekommt man richtig Ärger mit den Nachbarn und eventuell sogar Probleme mit dem Architekten oder der Architektin. Es könnte sehr gut sin, daß die Bausubstanz unter diesen Bässen zerbröselt.
Raffinessse, Kunst und guter Geschmack ?
Nun als Reggae und DubConnaisseur muss ich natürlich das Fazit ziehen, ich bleibe sehr hungrig zurück. Mir reicht es nach wie vor nicht, wenn beim Musikhören nur die Hose flattert und der Magen sich so anfühlt, als ob da jemand drauf rumtrampelt.
So long …………….. lemmi