Uwe Lehr, der Mann hinter Razoof steht für eine sehr spannende, ungemein moderne und kosmopolitische Auffassung von Reggae. Auf seinem letztjährigen Album Jahliya Sound präsentierte er zwölf hervorragende Produktionen, die alle gleichermaßen von Open-Mindness wie von soliden Reggae-Groves geprägt waren. Ein großartiges Album. Nun legt er mit Razoof: Jahliya – Dubs & Remixes (Poets Club) die dazu passenden Dub-Versions vor. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein klassisches Dub-Album, sondern um Remixes, die Uwe Lehr aus aller Welt und allen musikalischen Welten zusammen gesammelt hat. So liefert der Dubvisionist aus Hannover z. B. einen grandiosen Steppers-Remix, Cocotaxi aus Schweden pimpt Jaquees ohnehin schon sehr lebhaften Song „Life is a Journey“ auf Dancehall und US-Dubstep-Meister Rob Paine lässt Lutan Fyahs Song zu genau dem mutieren, was er am besten drauf hat: Dubstep. Dabei misst er sich mit Berlins Dubstep-Counterpart samsa, der hier mit wuchtigem Elektro-Bass zu Werke zieht. Dub-House gibt es von Salz aus Köln zu hören, die hier erneut beweisen, wie perfekt sich die Ästhetik von House auf Dub-Reggae anwenden lässt. Meine Favoriten sind jedoch die beiden Remixes von Eleven55, die irgendwo zwischen Minimal-Dubtechno und Dubstep liegen und doch den Reggae-Charm des Originals zu wahren wissen. Da einige Songs und einige Rhythms mehrfach remixt wurden, ist es zudem überaus spannend, zu vergleichen, wie sehr sich das Originalmaterial in den Händen von Remixern fremder Genres verändert. Doch bei aller Verschiedenheit der Akteure und der Styles: Das Album ist eine solide Einheit, sicher ruhend auf einem unerschütterlichen Reggae-Fundament, das selbst heftige Beats anderer Genres locker wegsteckt. Daher, meine lieben Dub-Freunde, bekommt ihr hier genug Bekanntes, um euch heimisch zu fühlen und genug Neues, um eine spannende musikalische Erfahrung zu machen. Ohren auf und durch!