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The Dub Chronicles: Simba (Return to the Throne)

Im beständigen Flow an Dub-Sounds aus aller Welt, gibt es gelegentlich Produktionen, die ragen heraus wie riesige Felsbrocken. Eine flüchtige Sneak-Preview genügt, um zu wissen: Wow, das hier ist etwas Besonderes. Ein solcher Fels ist das neue Album der Dub Chronicles: „Simba (Return to the Throne)“ (Brothers in Dub). Was für ein Sound! Tight, crisp & heavy. „Two soldiers creating the soundscapes of an entire army“ – wie sich die beiden Brüder aus Toronto selbst beschreiben. Wer sich die Youtube-Videos anschaut, in der Jonathan und Craig Rattos in einsamer Zweisamkeit stoisch ihre Riddims einspielen, fragt sich in der Tat, wie dieser Army-Sound mit so geringen Mitteln erzeugt werden kann. Craig spielt Schlagzeug und Jonathan sitzt hinter einem Keyboard, auf dem er Piano, Orgel, Melodica und – man glaubt es kaum – sogar Bass spielt.


Die Brüder aus Toronto befinden sich seit dem Erscheinen ihres Albums „Kingston“, 2018, in meiner Wahrnehmunssphäre. Ein Jahr später folgte dann „The TakeOver“, über das ich begeistert schrieb, es atme den Jazz-Vibe mit jeder Note. Nun ist mit „Simba“ das dritte Album der Brothers in Dub erschienen und überragt die beiden Vorgänger – und das, obwohl einige der Simba-Tracks auf den Aufnahmen von „The TakeOver“ basieren. Hier wie dort ist der Jazz-Vibe prägend, ebenso wie die schönen Instrumentalmelodien. Aber die Arrangements auf „Simba“ wirken noch „reicher“ und harmonischer und der Sound noch dynamischer. Vielleicht liegt das auch am dritten Rattos-Bruder, Ryan, der hier als Gastmusiker das Gitarrenspiel beigesteuert hat. Anders als bei den Vorängeralben, gibt es auf „Simba“ zudem vier Vocal-Tunes, die sich jedoch wunderbar in den Instrumental-Sound eingliedern und das Gesamtwerk ihrerseits mit äußerst schönen Melodien bereichern. Das Album ist übrigens ein Showcase. Die zweite ist die Dub-Version der ersten Hälfte – gemixt von Casey Burnett. Interessant, aber nicht unbedingt zwingend. Das einzige, was aber wirklich mißlungen ist: Das Cover! Ein Löwe (mit Krone!) im Abendrot vor dem Mount Meru? Okay, „Simba“ wurde inspiriert durch eine Kenja-Reise von Jonathan (und bekanntermaßen bedeutet „Sima“, Löwe). Aber ist es wirklich sinnvoll, die eigenwillige Musik des Trios in solch einem visuellen Klischee zu verpacken?

Bewertung: 4.5 von 5.

3 Antworten auf „The Dub Chronicles: Simba (Return to the Throne)“

Ganz feines Album… schön laid-back, tiefer Bass und eine wunderbare Dynamik. Das „Lion King“-Cover… nuja, kitsch-as-kitsch-can, aber da haben wir schon wesentlich Schlimmeres gesehen. Haupt’sach die Musi stimmt!

Heute besteht für mich kein Grund, schlechte Laune zu haben und diese womöglich auch noch zu verbreiten. Deshalb habe ich mir den Kommentar zu „Simba“ lieber für heute aufgespart, da ich gestern zwar gleich gemerkt habe, das hier viel Gutes drin steckt aber nicht in der Lage war, das Gute auch angemessen zu genießen. Zur Zeit ist mir mehr danach, Tauben zu jagen, aufzuspüren und zu vernichten. Jeden Morgen und sogar Sonntags gurren die mich voll. Ich reg mich ja doch schon wider auf, also stopp off topic !!!
Als allererstes berührt mich auch der Sound des Albums. Auch gestern überkam mich sofort ein wohliges Gefühl von akustischer Wärme und körperlich fühlbarer Harmonie. Aber genau das war gestern mein Problem. Ich war nicht bereit für Harmonie. Und deshalb hätte ich Gestern fast geschrieben, das mich das Album nicht wirklich erreicht und über den KlavierBass hätte ich einen Shitstorm vom Zaun gebrochen, bei dem ich eventuell des Feldes verwiesen worden wäre bzw. mindestens wieder ins Tor gemusst hätte.
Allerdings muss ich zugeben, das es hier soundmäßig richtig gut geklappt hat mit dem Bass. Es entsteht doch sehr oft ein wohlig warmes Blubbern, was ich beim Bass immer sehr zu schätzen weiß. „Normalerweise“ klingt Keyboardbass für mich aber viel zu dröhnig und irgendwie vibriert das nicht richtig im Kopf. Das ist hier viel, viel besser. Aber ich wär ja nicht der Lemmi, wenn ich so einfach die Bereitschaft aufbringen würde, einen KeyboardBass als „gelungene Innovation“ zu akzeptieren. Was mir dabei immmer noch nicht passt ist, das man ( bzw. ich ) nicht wahrnehmen kann, wann die Bassnote denn nun eigentlich beginnt. Die Bassläufe verschwimmen so ein bischen ineinander. Es ist zwar kein Problem, eine Bassline zu erkennen aber ich vermisse den Kick bzw. den Moment, wo man hört und spührt, jetzt hat ein dicker, kräftiger Finger an der Saite gezupft. Und wie man sehen kann, wird die Bassline nur einmal angespielt und dann auf Wiederholung geschaltet. Bei den allgemein üblichen repetitiven BassLines ist das durchaus machbar aber das geht natürlich nur auf Kosten einer gewissen Improvisation, die auch ein Bassist ganz gern mal in sein BassSpiel mit einfließen lässt. Ganz besonders ein Aston „Familyman“ Barrett ließe sich wohl kaum auf diese Art und Weise von einem Keyboard ersetzen. Und genau darum hebe ich gern den Zeigefinger, weil ich nicht möchte, das wir uns immer öfter mit ErsatzProgrammen und kostengünstigen Ersatzteilen abspeisen lassen. Meine Traumbesetzung für eine Band besteht immer noch aus BassMan, Drummer, Rhythm – and Leadguitar, (Keyboard ), Percussion ( !!! ), Hornsection mit Pasaune,
Trompete und ( Saxophon ), wobei das ganze dann von dem wichtigsten Instrument überhaupt, dem Mischpult perfekt in Scene gesetzt wird. Dazu dürfen natürlich auch gern noch Instrumente wie Sitar und/oder Benjo und/oder Akkordeon und so vieles mehr ( gern auch eine dicke Strandmuschel, wie bei Burning Spears Bläsersection ) hinzu kommen.
Aber DAS REGGAE – INSTRUMENT überhaupt, DER BASS darf eigentlich nicht durch ein lächerliches Keyboard ersetzt werden. Auch wenn es zugegebenermaßen nicht immer sofort auffällt und wie hier sogar ganz gut geklappt hat, gibt es von mir dafür keinen Support. Dann schon eher von einer Tuba, wie ich das mal bei einem Konzert von Hazmat Modine miterleben durfte, wo die Bassline von einer Tuba gespielt wurde.
Simba ist jedenfalls ein ganz feines Album, da kann und will ich nix anderes behaupten auch wenn ich vergeblich darauf warten werde, das es einen Adrenalinschub bei mir freisetzt.
Ich könnte jetzt noch den gut gemeinten Rat geben, das man die Stimme von Kumar unbedingt ein bischen leiser aufnehmen muss, denn der Mann hat einfach ein alles und jeden durchdringendes Organ. Diesen „Fehler“ haben sie hier aber – aus meiner Sicht – nur bei „Pack your Bags“ gemacht. Bei den beiden anderen Tunes haben sie seine Stimme nicht so laut gemacht, als ob sie VP-Records um jeden Preis Konkurrenz machen wollten.
Cover ? Als jemand, bei dem die halbe Wohnung mit Bildern von Hans Werner Sahm ausgeschmückt ist, bin ich Kitsch gewohnt und habe von daher kein Problem mit dem Cover. Ich würde sogar sagen, mir gefällt das Teil.

Viel Text, mit nur einer Kernaussage : „Simba“ Gefällt mir ! …………………………………………….. lemmi

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