Was ich an Dub so liebe, ist seine Fähigkeit, sich mit allen möglichen musikalischen Stilen dieser Welt zu verbinden: Ob Minimal-Elektronik, House, Techno, Jazz, ja sogar Klassik oder – wie im vorliegenden Fall – Worldmusic. Sowohl als Rhythmus wie auch als reiner Sound ist Dub universell kompatibel. Eine These, die The Spy From Cairo mit seinem Album „Arabadub“ (Wonderwheel Recordings) nun in Perfektion und höchst beeindruckend belegt. Moreno Visini, der in einer italienischen Zigeunerfamilie aufgewachsene und nun in New York lebende Spion von Kairo, präsentiert hier eine Fusion aus Reggae-Dub und arabischer Musik, wie ich sie in dieser Qualität noch nicht gehört habe. Statt mit Samples zu arbeiten und einen typischen Worldmusic-Mash-up zu produzieren, komponierte er die Stücke, statt sie zu „bauen“ und spielte jeden einzelnen Ton des Albums akribisch und höchst kunstvoll selbst ein. Die auf Oud, Qifteli und Saz intonierten orientalischen Melodien verbinden sich deshalb wunderbar harmonisch mit den rollenden Dub-Beats zu einem einzigartigen musikalischen Flow, der weit über den Effekt des Neuen und Ungewöhnlichen hinaus bestand hat. Faszinierend ist, dass beide musikalische Komponenten ganz und gar authentisch sind und sich doch mühelos zu einer überaus stimmigen, geschlossenen, neuen Kreation fügen. Würden die Beats von den Melodien getrennt, so entstünden zwei vollwertige Alben: eines mit traditioneller arabischer Musik sowie ein klassisches Dub-Album. Zusammen ergeben sie hingegen eine Musik von selbstverständlicher Natürlichkeit, so als existiere die Synthese aus Dub und Oriental schon ewig. Das Rezept ist simpel (eigentlich ist es nichts anderes als Arabeske), aber zugleich – oder genau deshalb – wahnsinnig effektiv. Wie die Kombination von Kakao und Chili ergeben hier zwei Zutaten, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben, eine fantastische, innovative Sensation (im wahrsten Sinne). Auch wenn ich an anderer Stelle dafür plädiere, Innovation nicht per se als höchstes Gut der westlichen Kulturproduktion anzusehen, so muss ich gestehen: Wenn sie so gelingt wie auf diesem Album, dann wünsche ich mir mehr davon.
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