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Tuff Scout Presents: Out On The Floor Dub

Ich gebe es zu. Ich habe „Out on the Floor Dub“ aus dem Hause Tuff Scout als digitales Release gekauft und herunter geladen. Dabei ist das Album nichts anderes als eine hingebungsvolle Hommage an die guten alten Plattenläden und ihre Schätze: Vinyl-Schallplatten. Tja, mein digitaler Faux Pas ist bezeichnend, denn diese Läden, denen wir früher so regelmäßig Besuch abstatteten (bei mir war es immer der Samstagvormittag), um nach neuen Dosen für unsere Musiksucht zu suchen, gibt es kaum noch. Wie sich dieses Ritual in den einschlägigen Londoner Reggae-Läden wie Dub Vendor oder Lasco’s Music Den gestaltete, beschreibt Steve Barrow wehmütig in seinen schönen Liner-Notes zu diesem Album (die übrigens auf der Bandcamp-Seite zu lesen sind). Ach, das waren noch Zeiten! Klar, einige Läden gibt es noch heute, aber die stehen schon fast unter Denkmalschutz oder werden als Kulturerbe eingestuft. Sie sind der Sphäre des Alltäglichen längst entwachsen und handeln hauptsächlich noch mit historischen Pressungen und Memorabilia. Vorbei sind die Zeiten der 7“-Pre-Releases aus JA.

Einer, dieser Kulturerbe-Läden ist Out on the Floor Records in Camden, London. Ein Relikt der 1990er Jahre – aber immer noch aktiv. Neben Soul, Funk, Rock, Punk, etc. gibt es dort vor allem eines: Reggae-Vinyl, denn Jake, einer der drei Betreiber, ist fanatischer Sammler historischer JA-Pressungen. Außerdem betreibt der Mann das Reggae-Label Tuff Scout, das zwar neue Aufnahmen veröffentlicht, die aber stets so klingen als hätten sie schon 50 Jahre auf dem Buckel. „Out on the Floor Dub“ ist nun eine Sammlung von Dub-Versions des Labels, produziert und gemixt von Gil Cang und Demus. Leider drückt sich Jake vor allem im Medium Musik aus, weshalb kaum Hintergrundinfos zu den Akteuren und deren Produktionen aufzutreiben sind. Aber ist ja auch egal, denn wichtig ist ja nur, was hinten raus kommt, wie ich in Anlehnung an unseren Alt-alt-Kanzler zu sagen pflege. Und das ist – Lemmi wird mir bestimmt beipflichten – definitiv eine Vinyl-Pressung wert. Richtig schöner Old School-Dub, nur mit fetterem Sound. Spannend gemixt und zu einem Dub-Album mit perfektem Flow kombiniert.

Während wir den Download übrigens mit einem trivialen Langweil-Cover in die Mediathek gebeamt bekommen, ziert das Vinyl eine fantastische Illustration. Sie zeigt den Laden im Camden (u. a. mit „LKJ in Dub“ im Schaufenster, meiner ersten Dub-Platte!). In der Tür steht Jake. Was hinter ihm los ist, zeigt die Cover-Rückseite: Ein Menschenauflauf, wie er zuletzt 1999 in einem Plattenladen gesehen wurde.

Bewertung: 4 von 5.

Eine Antwort auf „Tuff Scout Presents: Out On The Floor Dub“

Yeah Mann !!!

Und ob ich dir beipflichte René ! Sowas muss auf Black Magic Plastic verewigt werden. Ich glaube Plastik hält lang genug,um sich mit diesen Scheiben am Ende zusammen begraben zu lassen. Oder man lässt sich eben zusammen damit abfackeln und einäschern. Jedenfalls hat man zu dem, was hinten rauskommt, auch noch was in der Hand …… mmmh, das klingt jetzt doch etwas unglücklich und erzeugt vielleicht den falschen Film im Kopf. Also was ich meine ist, Musik, die so gut ist, verdient ein schönes Cover und ein tragendes Medium in Form von materiellem, greifbaren Licht, welches sich atomar zu Vinyl organisiert hat. Das braucht unbedingt ne Rille ( 2 ) in die man die Nadel sanft eintauchen lassen kann. Nur so wird mein Vergnügen vollkommen !
Als ich gestern schonmal in die neuen Releases im DubBlog reingehört habe, war mir eigentlich klar, das da noch was kommen muss. Einfach nur anhören und zu den Daten bzw. Akten legen, wäre schon auch ein bischen „Blasphemie“ gewesen. Und es freut mich besonders, das Du auch mal wieder eine Rezension zu einer wirklich richtig guten DubScheibe schreiben darfst ;-) ………….. meistens musst du uns ja hier – aufgrund der ausgleichenden Gerechtigkeit – die „Stepper Steps“ schmackhaft machen. was nach wie vor ein ziemlich schwerer Job für dich ist, da wir – aber auch ganz besonders ich – viel lieber solche Dubs hören wie die von Tuff Scout ! Wo sich für mich auch Steppers gut anfühlt. Siehe bzw. höre z.B. „A peoples Sound“.
Allein, die ersten Klänge klingen schon fast wie die Wiederauferstehung von Carlton Barrett und machen richtig gute DubLaune. Es sind hier vor allem die Drums, die immer wieder sehr gekonnt improvisieren und an den magischen Stellen die richtigen Akzente setzen. Dazu macht der DubMaster sehr schöne, feine Effekte, die den Sound von der Snare aber auch allen anderen Toms und ich weiß nicht, wie das alles so heißt, zu einem echten Erlebnis für mich machen. Er erzeugt halt zusätzliche Abwechslung auf allen Trommeln, die das Schlagzeug so zu bieten hat. Ob das jetzt für jeden einzelnen Dub für jeden so nachzuvollziehen ist, weiß ich nicht aber bei mir ist das so hängengebleiben. Und bei den Percussions wird genauso gezaubert, was – für mich – die Magie noch weiter verstärkt. Die Basslines lassen bei mir keine Wünsche offen, auch wenn sie nicht alle ganz neu für mich sind. Dennoch sind die fantastisch !

„Richtig schöner Old School-Dub, nur mit fetterem Sound. Spannend gemixt und zu einem Dub-Album mit perfektem Flow kombiniert.“

Besser kann man es eh nicht beschreiben ! Für mich sitzt alles genau auf dem Punkt und besonders die variablen Effekte auf den Drums und nochmal ganz speziell auf den Percussions
machen dieses Album für mich zu einem Zeitdokument, welches sämtliche Definitionen von DUB in sich trägt und huldigt.

War noch was ? Ach ja, über eine Sache kann ich mich stundenlang und immer wieder endlos aufregen. Wenn sich die Snare so anhört, als würde jemand dazu in die Hände klatschen, so wie bei „A body music special“, brauch ich so eine Tüte, die beim Fliegen zur Grundausstattung, für Menschen, die mit Turbolenzen nicht so gut klarkommen, gehören. Das ist hier gerade noch so zu ertragen für mich und is´ auch meckern auf hohem Niveau. Ansonsten kann ich nur sagen, die Scheibe „gefällt mir“ so sehr, das ich sie mir wirklich sehr gern als VinylScheibe zu meinen heiligen Gralen stellen würde. Da das noch nicht geht, weil mein Laden die noch nicht hat, tröste ich mich mit der ebenfalls sehr gelungenen „Inna London Dub“ !!!

This Is Dub ! This Is Life ! …………………. lemmi

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