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Paolo Baldini DubFiles Meets Noiseshaper: Shaping the Noise

Ich habe schon immer vermutet, dass der Sound von Rockers HiFi zeitlos ist. Er war vor rund zwanzig Jahren seiner Zeit um mindestens 20 Jahre voraus. Deshalb klingt Paolo Baldini DubFiles Meets Noiseshaper: „Shaping the Noise“ (Echo Beach) heute so fresh. Als sei das Album eben erst aufgenommen worden. Was es ja auch ist – nur eben mit alten Aufnahmen. Ha, die Newbies sind verwirrt. Hier kommt die Auflösung: Hinter dem Namen Noiseshaper verbergen sich die Wiener Knaben Axel Hirn und Florian Fleischmann, die in den 1990er Jahren bei Rockers HiFi in die Lehre gingen und zu Beginn des aktuellen Milleniums selbst fantastische „housey downbeats with a fat reggae flavor“ hervor brachten. Höhepunkt ihrer Karriere war zweifellos die Verwendung ihres Songs „The Only Redeemer“ in der US-Fernsehserie CSI: Miami, was ihnen eine Mainstream Singel-Veröffentlichung auf Palm Pictures einbrachte und ihre Musik auf die weltweiten Dancefloors katapultierte. Wer Referenzen wünscht: Ich muss beim Noiseshaper-Sound unwillkürlich an Dreadzone, Kruder & Dorfmeister, Thievery Corporation oder International Observer denken – ein Sound, den ich bis heute liebe, der aber leider in Vergessenheit geraten ist. Lediglich der Internationale Beobachter ist ihm treu geblieben. Wie schön, dass Echo Beach dem Oevre der Wiener und dem unwiderstehlichen Different Drummer-Sound nun Respekt zollt. Bereits vor zwei Jahren veröffentlichte das Label einen Retro-Sampler mit ihrer Musik, doch erst jetzt kommt der eigentlich Clou: Palolo Baldini hat die schon damals fantastischen Tracks durch die Echokammer gejagt und dadurch noch viel fantastischer gemacht. Wer Paolo Baldini ist, dürften auch Newsbies wissen: Ein Dub-Meister sonder gleichen, der hoch oben, in den italienischen Alpen residiert.

Kollege Karsten Frehe konstatiert „Shaping the Noise“, dass das Album durch Baldinis Dubmix „nicht wie ein erneuter Aufguss von Altbekanntem klingt, sondern erfrischend neu“. Wie recht er hat! Durch Baldinis Dub-Künste klingt die fünfzehn Jahre alte Musik taufrisch. Ich würde hier von einer klassischen Win-Win-Situation sprechen. Ausgeklügelte, komplexe und ungemein groovende Produktionen aus der Vergangenheit treffen auf einen akribischen, ideenreichen und perfektionistischen Dubmixer der Gegenwart mit untrüglichem Gespür für Timing und Dramaturgie. Das Ergebnis ist doppelt gut. Hört euch das Album am besten mal ganz konzentriert mit Kopfhörern an (auf Apple-Music übrigens in Lossless-Qualität). Ein großes Dub-Hörerlebnis.

Bewertung: 4.5 von 5.

Eine Antwort auf „Paolo Baldini DubFiles Meets Noiseshaper: Shaping the Noise“

Und ich habe schon immer vermutet, das in mir auch so ein gewisser Hang zum Mainstream besteht. Ich wusste allerdings noch nix über CSI Maimi da ich solche sendungen noch schneller als Werbung wegzappe. Nicht weil ich die Qualität nicht mag, sondern weil ich allein mit den „darstellern“ schon überhaupt nix anfangen kann.
Jedenfalls ist „The Only Redeemer“ schon immer meine unangefochtene Nummer eins. Wie ich aber schon im Release Radar geschrieben habe, ist die Version von Adrian Sherwwod für mich, die mit Abstand am meisten pushende und „in the ass kickende“ Version von „The Only Redeemer“. Paolo Baldini hatte da anscheinend einen ganz anderen Ansatz und hat den Riddim mystifiziert und komplett auf die „reine“ DubEbene zurückgeholt. Seine Versions zwingen mich nicht auf den Dancefloor und lassen mich eher im Sessel zum Groove mit dem Kopf wackeln. Eine Eigenschaft, die ich schon hatte, bevor ich Adrian Sherwood am Mischpult erleben durfte. Ja, ich gehöre zu den KopfWacklern. Das Teil kann bei mir einfach nicht ruhig auf den Schultern bleiben, wenn Reggae oder Dub oder eben andere richtig gute Musik läuft ( was für andere richtig gute Musik ……. ? ). Den Tune bzw. Dub „Dunk“ hat er auch komplett in eine eher AmbientDubVersion verwandelt und seiner Tanzbarkeit beraubt. Ist das schlimm ? Nö ! Ich muss ja nicht immer Tanzen ……
Aber der Dub klingt dadurch auch in keinster Weise „fresher“ oder gar „frecher“ für mich. Da klingt die Version von vor ca. 15 Jahren wesentlich frischer für mich. Dennoch soll das jetzt nicht heißen, das ich die neueste Version von Paolo Baldini nicht mag.
Was soll ich machen ? Ich bin halt kein Newby mehr. Ich bin ein alter „ReggaeSack“ und kenne halt schon so viel. Bin ständig am Vergleichen und am Abwägen, ob ich mir dieses oder jenes jetzt auch noch geben muss. Bin zu dem Schluss gekommen, das ich diese Versions von „Shaping The Noise“ nicht unbedingt zur Erweiterung meines DubHorizonts brauche. Aber das ändert nix daran, das es Spaß macht sie zu hören. Dub macht immer Spaß !
Und im Gegensatz zu vielen Patienten, die den Sound von DreadZone vergessen haben, ist mein Gehirn wohl noch in TopForm. Habe nämlich gerade erst gestern Abend mal wieder die
„360 Degrees“ aufgelegt und während der ganzen Scheibe dachte ich nur, „die ist doch auch gerade erst gestern aufgenommen worden“. Taufrisch bzw. Nagelneu hört die sich an. Für mich hat sich demgegenüber der Dub in keinster Weise weiterentwickwelt. Dub war vom ersten Moment an eine Frischzellenkur für Töne, Rhythmen und vor allem Hörgewohnheiten.
Sogar King Tubby ist in dieser Hinsicht immer noch taufrisch und über jeden Zweifel erhaben, wenn er nicht gerade mal wieder an den Cymbals rumzuppelt und de´ HighHat verzerrt ;-)
Sicherlich findet im Dub eine gewisse Entwicklung statt. Aber Entwicklung zum Zweck der Veränderung lehne ich ab. Zu viele Entwicklungen bringen negative Veränderungen mit sich und das halte ich für kontraproduktiv, wenn nicht sogar für Geisteskrank. Dabei denke ich in erster Linie auch an die „Entwicklung“ der sogenannten sozialen medien. Das geht ja anscheinend
schon in Richtung kollektivem Wahnsinn. Zumindest reicht es mir dicke, was ich da nur so am Rande aufschnappe. Bevor ich da mitmache, fange ich eher noch das Crackrauchen an.

Ok, ich spüre gerade, das ich „inna me brain“ an Fahrt aufnehme und den Bereich der Coolness verlasse. Bevor ich aus der Kurve fliege, sage ich lieber mal tschüss und viel Spass mit
der „neuen“ Scheibe von NoiseShaper. ( Die is schon auch ganz gut und wenn se denn da zum Kaufen irgendwo steht, zucke ich eh wieder an den benötigten Scheinchen. So bin ich halt.
Habe viel Dub Me Crazy gehört, vielleicht erklärt das meinen Wahnsinn ein wenig ).

Ach zum Wahnsinn fällt mir ja doch noch einer ein. Da ist doch dieser waahnsinns Tipp im Release Radar ! „Lee Scratch Perry meets Daniel Boyle: to drive the Dub Starship through the Horror Zone“
Kann ich ja gar nicht ab sowas ;-) Die Originale von ( 2018 ? ) waren schon der Hammer für mich ! Und jetzt machen die das noch besser ! In gewisser Weise fliegen die mit ihrem Raumschiff tatsächlich in die Horror Zone. Ich würde eher Sagen, sie haben damit den interstellaren Raum entgültig hinter sich gelassen und befinden sich irgendwo dort, wo der Wahnsinn Methode hat. Bedenkt man, das dort etwa nur 3 Kelvin herrschen, ist die Bezeichnung Horror Zone dann aber doch sehr zutreffend.
Ich kann das deshalb nicht ab, weil ich diese Dubs schon immer mit zu meinen heiligen Gralen gezählt habe und nun sind sie nur noch halb so gut. Zudem kann ich sie nur in der
Horror Zone hören. Dort, wo die Welt aus Einsen und Nullen besteht. Dort, wo es nur an oder aus gibt. Dort wo meine Lieblingsmusik komprimiert und am Sound rumgeschnippelt wird.
Quasi die Vorhölle …..

Ja, is ja gut ……. ich geh ja schon ins Tor ! ……………………………………….. lemmi

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