Es gibt Dub-Alben, die fallen einfach so vom Himmel. Ohne Ankündigung, ohne vorherige große Erwartungen, ohne dass jemand auf sie gewartet hätte. Plötzlich sind sie da und wollen von mir angeklickt werden. „World of Dub“ (Heavenly Sweetness) von Blundetto ist so ein Album. Weder sein unscheinbarer Titel, noch das simple einfarbige Cover ließ mich im entferntesten vermuten, welch unglaubliche Dub-Schatz sich hier verbirgt. Blundetto war mir zwar entfernt ein Begriff. Sein Debut-Album „Bad Bad Things“ von 2010 hatte ich mal durchgehört, aber ohne dass es einen bleibenden Eindruck bei mir hinterließ. Zwei Alben später hatte ich den Pariser Musiker, der seine Tunes in einer kleinen Zweizimmerwohnung in der Nähe des Gare du Nord zwischen einer gigantischen Vinyl-Plattensammlung, alten Aufnahmegeräten, exotischen Instrumenten und übervollen Aschenbechern aufzunehmen pflegt, schon wieder vergessen. Zu unrecht, wie sich jetzt zeigt, denn seine schrägen, souligen Reggae-Produktionen, wie sie auf dem Vocal-Album „World Of“ zu hören sind, klingen durchaus spannend. Trotzdem sind sie kein Vergleich zu dem, was Max Guiget alias Blundetto nun auf der Dub-Version dieses Albums gezaubert hat. „World of Dub“ ist eine Klasse für sich. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wozu Dub – wenn sein Konzept richtig verstanden und konsequent umgesetzt wird – im Stande ist. Aus den souligen, manchmal etwas sperrigen Stücken des Originals sind hier gewaltige Bass-Wunder geworden, vollständig dekonstruiert und neu Interpretiert. Das Ergebnis ist ein merkwürdig widersprüchlicher Sound: einerseits absolut reduziert, fast schon minimalistisch, andererseits jedoch voller „analoger“ Atmosphäre und schräger Ideen, die manchmal an Adrian Sherwoods Frühwerk denken lassen. Manchmal aber auch an Lee Perrys Drum-Machine-Experimente oder daran, wie Bob Marleys Song „Work“ auch hätte klingen können: dunkel, geheimnisvoll und magisch. Oft sind es ja die Genre-Aussenseiter, die so spannende Sachen produzieren, weil sie sich einfach nicht um Regeln und Konventionen scheren. Blundetto ist so ein Typ und in seiner verrückten World of Dub können wir eine neue Spezies von Dub entdecken, die uns noch lange faszinieren wird.
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