Ich liebe den hypnotischen, harten Dub-Sound von Soundsystem-Sessions – diese repetitiven Rhythmen ziehen mich immer wieder in ihren Bann. Aber in letzter Zeit wächst meine Begeisterung für handgemachte, analog produzierte Musik noch stärker. Ich habe das Gefühl, dass sie „reicher“ und der Klang komplexer ist – natürlich nur, wenn sie richtig gut gespielt, aufgenommen und produziert ist. Abgesehen davon hege ich eine richtig große Wertschätzung für talentierte Musiker und Musikerinnen. Es ist einfach eine wahre handwerkliche Kunst, gute Instrumentals und Dubs manuell präzise und im perfekten Timing einzuspielen. Nachdem ich mich zuletzt ausführlich mit KI-generierter Musik beschäftigt habe, ist meine Wertschätzung für von Menschen geschaffene Musik noch einmal gewachsen. Und genau in dieser Stimmung fällt mir jetzt das neue Album von Message, „Showcase II“ (Messengers), in die Händen – und was soll ich sagen? Bereits „Showcase I“ hat mich begeistert, und jetzt bin ich bei „Showcase II“ erneut verzückt. Am Konzept hat sich – zum Glück – nichts geändert. Das Album enthält sieben Instrumentals und sieben Dub-Versionen. Lead-Instrumente sind wieder meist Melodica, Posaune und manchmal auch ein Keyboard. Alle Stücke sind Eigenkompositionen der Band, wurden live im Lone-Ark-Studio in Santander (Nordspanien) eingespielt und auf gutem, alten Magnetband aufgenommen. Studio-Mastermind Roberto Sánchez saß selbst an den Drums und übernahm auch die Aufnahme. Und natürlich wird das Ganze erneut als Hommage an den jamaikanischen Reggae der 1970er Jahre verstanden. Schon beim ersten Hören ist zu hören, dass Message nicht einfach nur kopiert, sondern die Essenz des Genres einfängt und neu interpretiert. Das gelingt den Musikern nicht zu letzt durch die Live-Aufnahme perfekt, denn nur so gelingt es wirklich, die Energie und die Vibes einzufangen, die den Roots Reggae so besonders machen. Es verleiht dem Album eine besondere Magie und einen authentischen, lebendigen Klang, der digitalen Produktionen oft vorenthalten bleibt (die dafür aber andere Qualitäten haben!). „Showcase II“ ist ein Werk, das nicht nur die musikalischen Architekten des Genres – also die jamaikanischen Musiker der 1970er Jahre – ehrt, sondern auch zeigt, wie die Band Message ihren eigenen Weg innerhalb dieser Tradition gefunden hat. Jeder Track auf „Showcase II“ strahlt den Spirit der Band aus, das Gemeinschaftsgefühl und die Liebe zur Musik. Hier kommt das Beste, was der Reggae zu bieten hat zusammen: Handwerkliche Brillanz, perfekte Produktion und nicht zuletzt richtig gute Kompositionen. Mal abwarten, ob ich bei „Showcase III“ wieder solche Lobeshymnen anstimmen muss. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen.
Kategorie: Five Star
Die mit 5 Sternen bewerteten Alben
Jim the Boss und seine Hi Fi Rockers Studioband haben mit „Dubs from the Grave“ (Hudson Soul) ein zur Jahreszeit perfekt passendes Album voller gruseliger Effekte zusammengestellt. Pünktlich zu Halloween gibt es nach fünf Jahren kreativer Pause ein neues Mini-Album für Fans des keltischen Feiertags und des Reggae/Dub-Genres, das sich mit Themen wie Duppies, Geistern, Vampiren, Zombies und anderen untoten Kreaturen beschäftigt. Damit ist dieses Album der ideale Soundtrack für jede Halloween-Party. Aber nicht nur das: Der in der afrikanischen Kultur tief verwurzelte Geisterglaube ist in Jamaika seit jeher allgegenwärtig. Man braucht wirklich nur ein bisschen nachzudenken, und schon fallen einem jede Menge Songs ein, die sich mit diesem Thema beschäftigen: The Wailers – Duppy Conqueror (1970); The Upsetters – Haunted House (1970); Devon Iron – Ketch Vampire (1976) oder Peter Tosh – Vampires (1987). Unter den Alben ist „Scientist Rids The World Of The Evil Curse Of The Vampires“ (1981) mit Titeln wie „Your Teeth In My Neck“, „Plague of Zombies“ und „Night Of The Living Dead“ besonders hervorzuheben.
Gerade noch rechtzeitig melden sich der Dub-Maker Jim the Boss und seine HiFi Rockers zurück, um uns ein neues Album mit Reggae-Dub-Titeln zu präsentieren. Die 7 Tracks sind gespickt mit gruseligen Soundeffekten, Monsterlachen und Stimmeffekten von ‚Dr. Frankenboss‘ – Jims Alter Ego für dieses Album. Die Originalversionen der Tracks wurden in den vergangenen Jahren aufgenommen und werden in diesem Remix zu neuem Leben erweckt. So wurde „Big Man Dead“ bereits 2014 auf der „American Sessions“ EP von Miserable Man veröffentlicht und „The Dark Art“ ist eine Neuauflage des „Dark Art“-Riddims der bereits auf dem „Hudson Soul“-Album zu hören war. Die beiden Tracks „Halloween Town“ und „Queen of the Dead“ – eine Dub-Version von Jah Adams „My Love For You“ – wurden im Laufe des Jahres 2017 als reine Radio-Promos veröffentlicht.
„American Horror Story“ ist ein tanzbarer, spaciger und dubbiger Track, bei dem man nicht drumherum kommt, die Hufe zu bewegen.
„Queen of the Dead“ mit schaurigem Gelächter und Soundeffekten ist ebenso körperbetont. Ein vorwärtstreibender Riddim, der auf einer schönen fetten Bassline reitet.
„Halloween Town“, vorgetragen in einem ziemlich witzigen (afrikanischen?) Akzent, finde ich besonders erwähnenswert. Wir hören eine kraftvolle und eindringliche Version des Lee „Scratch“ Perry & The Stingers Riddims: „Give Me Power“.
„Big Man Dead“ erinnert mich in Text und Flow entfernt an Linton Kwesi Johnson und seine Dennis Bovell Dub Band.
„The Dark Art“ beginnt mit dem exemplarischen Lachen einer bösen Hexe und mündet in ein wunderschönes Stück Musik, gespickt mit präzisen Saxophonpassagen von Dave Hillyard und hüpfenden Keyboards.
„Throw me Brain“ ist ein Remake des Studio-One-Klassikers „Throw me Corn“ und das Intro stammt von Lee „Scratch“ Perry.
Alles in allem macht mir diese kleine aber feine (Dub-)Sammlung richtig Spaß und dieser eher traditionelle Dub-Reggae bietet weit mehr als nur saisonale Halloween-Tracks. Ich, für meinen Teil, kann und werde das Album sicherlich das ganze Jahr über hören.
Die Serie begann während der Corona-Zeit: „Tape Me Out #1“ wurde vor drei Jahren als YouTube-Video veröffentlicht. Zu sehen ist nicht viel. Die beiden Freunde Dr Charty und Jolly Joseph (= The Dub Shepherds) sitzen am Mischpult und mischen 50 Minuten lang live Dubs mit Material ihres Labels Bat Records. #2 und #3 erscheinen in schneller Folge. Dann passierte lange nichts, bis Anfang dieses Jahres #4 erschien, parallel zu ihrem Album „Night and Day“. Bis dahin stand „Tape Me Out“ für reine Videoproduktionen – was den Namen erklärt. Im Juli erschien nun „Tape Me Out #5“ als Video UND als reguläres Dub-Album. Die Mixe auf dem Album entsprechen exakt denen des Videos. Das gesamte Dub-Album wurde in einem Take gemixt – ein Prozess, den man im Video quasi live mitverfolgen kann. Ein wirklich schönes und einzigartiges Konzept, das nicht zuletzt auch von der Meisterschaft der beiden Musiker zeugt, 11 Dub-Tracks hintereinander fehlerfrei zu mixen. Während sie in den ersten Folgen der Serie noch recht entspannt am Mischpult sitzen, ist ihnen bei #5 die Konzentration und Anspannung anzumerken. 45 Minuten Dub-Mixing am Stück ist echte Schwerstarbeit.
Obwohl in diesen typischen Dub-Mixing-Videos nicht viel zu sehen ist, ziehen sie mich immer wieder in ihren Bann. So auch hier. Seltsamerweise ist es faszinierend zu sehen, wie die Musik am Mischpult entsteht. Ich finde es manchmal sogar spannender, als einem Musiker oder einer Musikerin beim Spielen eines Instruments zuzusehen. Das liegt vielleicht daran, dass eine Person am Mischpult alle Instrumente steuert und nicht nur eines. Zu sehen, wie ein Dreh an einem Knopf oder das Bewegen eines Schiebereglers den Sound verändert, Effekte auslöst oder Instrumente an- oder abschaltet – wie Musik also „gestaltet“ und gesteuert wird, ist für Dub-Nerds wie mich wirklich spannend. Allerdings höchstens so spannend, wie die Musik gut ist. Und daran gibt es bei den beiden Franzosen keinen Zweifel. Ihre eigenen Produktionen und die anderer Künstler auf ihrem Bat-Label (z.B. Pinnacle Sound) gehören zum Besten, was der europäische Reggae zu bieten hat. Wie so viele von uns Europäern lieben sie den Reggae-Sound der 70er und 80er Jahre, dem sie mit allen Veröffentlichungen ihres Labels huldigen. Natürlich wird alles analog aufgenommen, analog abgemischt und analog auf Magnetband gespeichert. Nicht selten zitieren sie historische Riddims, arbeiten mit Deejays und Sängern der goldenen Ära und mixen ihre Dubs natürlich im Stil der alten jamaikanischen Meister. Doch ähnlich wie beispielsweise Prince Fatty und andere Retro-Fetischisten in good old Europe spielen sie nicht einfach Klassiker nach, sondern liefern eine frische und originelle Interpretation dieser Musik und ihres Sounds. Und so ist auch Tape Me Out #5 kein Remake, sondern ein absolutes Newmake mit den fantastischen Stilmitteln der Vergangenheit – und ein großartiges Dub-Album.
Das A-Lone Ark Muzik Studio in Santander hat sich zu einer der aktuell interessantesten Produktionsstätten für modernen Roots Reggae entwickelt. Superbe Produktionen, handwerklich perfekt eingespielte Riddims, brillante Soundqualität und schlicht großartige Kompositionen gehören zum Markenzeichen des Studios. Hinter diesem Studio in Santander, Spanien, steckt Roberto Sánchez, ein Multiinstrumentalist, Sound Engineer und Produzent, der hier eine Gruppe höchst begnadeter spanischer Reggae-Musiker um sich geschart hat. Er und seine Crew sind verantwortlich für einige der spannendsten Alben der letzten Zeit. Z. B. Inés Pardos „My Time“, Ras Teos „Ion Man“ und I Man Cruz’ „In A Mission“, um nur einige der jüngsten zu nennen. Doch nun haben sich Sánchez und seine Mitstreiter selbst übertroffen und ein geradezu überragendes Instrumental- und Dub-Album vorgelegt: „Showcase 1“ von Message (A-Lone-Reggae). Es wurde innerhalb nur eines Wochenendes im Ark-Studio eingespielt, live, pur und direkt – und natürlich auf Magnetband, ganz so, wie es früher die Musiker in Jamaika auch gemacht haben. Genau ihnen, und dem Reggae-Sound der 1970er Jahre, zollen Sánchez & Co. mit ihrem Showcase-Album Tribut. „The soundtrack of our lives“, wie Sánchez sagt. Ihre Hommage enthält 7 Instrumentals und 7 Dub-Versionen. Lead-Instrumente sind Melodica, Posaune und manchmal auch ein Keyboard. Alle Stücke sind eigene Kompositionen der Band. Was mich am meisten begeistert, ist die tighte Produktion der Stücke. Was für ein fulminantes, energiegeladenes Spiel, welche Präzision und was für ein perfektes Timing! Ich bin überzeugt, dass sich handgemachter Reggae heute nicht besser einspielen lässt. Auch die „Song-Qualität“ der Stücke überzeugt gleichermaßen, ebenso die Arrangements. Bleibt also nur noch die Frage nach den Dub-Versionen. Da bei dem Ausgangsmaterial eigentlich nicht viel schiefgehen kann, beantwortet sie sich fast von selbst. Roberto Sánchez hat die Beats fest im Griff: Die Dubs sind spannend und abwechslungsreich – und natürlich stricktly Old School. Die Lead-Instrumente wurden hier erwartungsgemäß ihrer Dominanz beraubt, wodurch die Qualität der restlichen Musik aber nur noch deutlicher hervortritt. Wer das Album in physischer Form kauft, wird zudem mit ausführlichen Liner Notes zum Produktionsprozess beschenkt und bekommt ein paar Schwarzweißfotos der Musiker zu sehen – auch das ganz im Stil von Seventies-Vinyl.
Was für ein wunderbares musikalisches Vermächtnis wird uns hier präsentiert? Ein Album, das im Grunde bereits 1978 seinen Anfang nahm, sich als geistiges Kind weiterentwickelte und 2017 in die Tat umgesetzt wurde, um schließlich 2024 mit der Veröffentlichung seine Vollendung zu finden. Aber zuerst alles der Reihe nach.
Das Coverbild von „Roots Architects: From Then ‚Til Now“ (Fruits Records) zeigt eine typische Straßenszene in Kingston. Hunde fressen weggeworfene Essensreste vom Bürgersteig. Eine junge Frau im Hintergrund starrt den Betrachter misstrauisch an. Ältere Männer sitzen auf einer Bank und blicken mit unendlicher Geduld auf die staubige Straße, während sich ein ergrauter, bärtiger Herr mit einem Gehstock uns nähert. Ein ganz normaler Tag auf Jamaika.
Wenn wir uns mit der Geschichte des Reggae beschäftigen, wird diese meist über Sänger, Produzenten und Soundsysteme erzählt. Ein Sänger oder Toaster wurde engagiert, um über einen bereits existierenden Rhythmus zu singen oder zu skandieren. Der Produzent bezahlte die Aufnahmekosten und testete den Song bei einem Dance, um zu sehen, ob er ein Hit werden könnte. In den 1970er Jahren, als der Reggae dekonstruiert und in seinen avantgardistischen Ableger Dub verwandelt wurde, rückten die Toningenieure, die ihre Studios als Instrumente benutzten, immer mehr in den Mittelpunkt. Die engagierten Studiomusiker, die die eigentlichen Rhythmen produzierten, werden dabei oft übersehen. Außer vielleicht von ein paar Liebhabern, die immer auch ein Augenmerk auf die beteiligten Instrumentalisten hatten.
Der jamaikanisch-chinesische Roots Reggae Sänger I Kong – alias Errol Kong, Neffe des legendären Leslie Kong – veröffentlichte 1978 die LP „The Way It Is“ mit einer einzigartigen Besetzung, die fast alle führenden Session-Musiker der Insel umfasste. Obwohl das Album von den Kritikern hochgelobt wurde, floppte es finanziell, und I Kong ging in ein selbst auferlegtes musikalisches Exil aufs Land. Anfang der 2010er Jahre wurde er vom Schweizer Produzenten und Vintage Reggae Liebhaber Mathias Liengme kontaktiert. Liengme hatte sich 2011 mit Leroy „Horsemouth“ Wallace angefreundet. „Horsemouth“ dürfte vielen aus dem Rockers Film und als Schlagzeuger der frühen Burning Spear Aufnahmen bekannt sein. Einige Zeit später fand sich Liengme in Jamaika wieder, wo er die lebenden Legenden der goldenen Reggae Ära aufnahm, die das Land und den Reggae weltberühmt gemacht hatten. Durch I Kong lernte Liengme Robbie Lyn kennen. Robbie Lyn hatte auf „The Way It Is“ und Hunderten anderer berühmter jamaikanischer Aufnahmen Keyboards gespielt. Nach der gemeinsamen Arbeit an I Kongs lang erwartetem Album „A Little Walk“ wandte sich Liengme für sein ehrgeiziges Vorhaben an Lyn. Robbie Lyn öffnete sein Adressbuch, ließ seine Beziehungen spielen und das ambitionierte Projekt nahm Gestalt an. Das Werk des Schweizer Pianisten und Produzenten Mathias Liengme ist ein wahres Veteranentreffen. Im Februar und März 2017 reiste Mathias Liengme zum fünften Mal nach Kingston, um die Musiker zu ehren, die seit seiner Jugend seine Ohren erfreuten und ihn dazu brachten, eine Doktorarbeit über die jamaikanische Musik zu schreiben. Er wollte mit möglichst vielen der noch lebenden Veteranen unter den Session Musikern aufnehmen. Mit Hilfe einiger von ihnen wie Robbie Lyn, Fil Callender oder Dalton Browne gelang es ihm, mehr als 50 Musiker im Alter von 54 bis 85 Jahren für neun Instrumentalsongs zusammenzubringen. Fünfzig der größten Studiomusiker in der Geschichte Jamaikas, deren Arbeit von den Anfängen des Reggae Ende der 1960er Jahre bis heute reicht und die zum internationalen Erfolg des Reggae beigetragen haben. Dieses großartige Instrumentalalbum ist eine Hommage an die unbekannten Helden, die all diese fantastischen Riddims erschaffen haben. Allein die Namen sprechen für sich: Ernest Ranglin, Sly & Robbie, Karl Bryan, Vin Gordon, Glen DaCosta, Robbie Lyn, Ansel Collins, Dougie Bryan, Mao Chung, Boris Gardiner, Jackie Jackson, Lloyd Parks, Bo Pee, Dalton Browne, Flabba Holt, Fil Callender, Mikey Boo, Barnabas, Horsemouth, Dean Fraser, Ibo Cooper, Cat Coore, Derrick Stewart, Dwight Pinkney, Bubbler, Lew Chan, etc… Sie alle sind verantwortlich für Tausende von Aufnahmestunden und Millionen von Minuten, die von Musikliebhabern auf der ganzen Welt gehört wurden.
So sind die Roots Architects, die Legenden des Reggae, in die Studios von Kingston zurückgekehrt, um das zu tun, was sie schon immer am besten konnten: gemeinsam Instrumentalmusik machen. Herausgekommen ist ein großartiges Album, das für alle Liebhaber jamaikanischer Musik, instrumentalen Reggaes oder einfach schöner Musik unverzichtbar ist. Für Musiker ist „From Then ‚Til Now“ das, was „Inna de Yard“ für Sänger ist. Schlicht und einfach, eine Hommage an die ganz Großen. Doch leider ist „From Then ‚Til Now“ inzwischen auch zu einer Art Epitaph für die Musiker geworden, die seit den Aufnahmen im Jahr 2017 verstorben sind. Winston „Bo Pee“ Bowen, der Namensgeber des Albums, starb am 26. März 2019 im Alter von 62 Jahren an einem tödlichen Herzinfarkt. Arnold Brackenridge verstarb am 7. Oktober 2020 im Alter von 70 Jahren an Prostatakrebs. David Trail starb zu einem unbekannten Zeitpunkt in diesem Jahr. Dalton Browne war 64 Jahre alt, als er am 1. November 2021 an den Folgen einer schweren Herz-OP starb. Bongo Joe starb im Alter von 86 Jahren am 5. September 2021. Mikey Boo, dessen Schlagzeugspiel durch einen Schlaganfall und anschließende Demenz beeinträchtigt war, starb am 28. November 2021 im Alter von 74 Jahren. Nur zehn Tage später erlag Robbie Lyns guter Freund Robbie Shakespeare im Alter von 68 Jahren einer Nierenoperation. Ihm folgte noch im selben Monat der 71-jährige Mikey Chung. Der jüngste Musiker des Projekts, Bassist Christoper Meredith, starb am 27. Juli 2022 im Alter von nur 54 Jahren. Nach einer Reihe gesundheitlicher Komplikationen verstarb Lyns geliebter „großer Bruder“ und ehemaliger Bandleader Fil Callender am 27. Mai 2022 im Alter von 75 Jahren. Robbies Keyboard-Kollege und enger Freund Tyrone Downie starb am 5. November 2022 im Alter von 66 Jahren in einem Krankenhaus in Jamaika. Ihr Keyboard-Kollege Ibo Cooper verstarb am 12. Oktober 2023 im Alter von 71 Jahren.
Mögen sie alle in Frieden ruhen, während ihre unsterbliche Musik Lautsprecher, Körper und Seelen für viele zukünftige Tänze zum Schwingen bringt.
Diese Rezension widme ich meinem lieben Freund Endi (pfälzisch für Andi), der sich nach langer Krankheit ins Reich der Ahnen aufgemacht hat. Er ist, so wie die oben genannten Helden, nicht von uns gegangen, sondern lediglich vor uns.
Auf den letzten Metern des Jahres 2023 erschienen, gehört das Album „In Dub, Vol. 1“ (Bat Records) von Pinnacle Sound für mich zu den Jahres-Highlights. Okay, ich habe Retro-Sound oft genug kritisiert und in der Tat kann man sich die Frage stellen, wie viel Sinne es ergibt, den Sound historischer Reggae-Stile nachzuspielen. Aber andererseits ist das historische Material rein quantitativ schon begrenzt – von der Klangqualität ganz zu schweigen. Wenn also neue Musik in historischem Stil entsteht, so lässt sich das leicht als eklektizistisch oder historistisch abtun, aber zugleich kann es ganz wunderbare Musik sein. Vielleicht würde es helfen, das „historisch“ zu streichen, und den Stil einfach ganz ohne implizite Wertung als das zu nehmen, was er ist: eine charakteristische Klangform. Wie wäre es also, wenn wir „Early Reggae“ einfach als Musikstil ohne historische Dimension verstehen würden? So wie z. B. Steppers oder One Drop? Obwohl der Vergleich hinkt, wäre das eine willkommene Lösung für mein Dilemma, dass mir das neue Werk von Pinnacle Sound so ungemein gut gefällt – obwohl es historisch anmutender Early Reggae in Reinform ist. Ich liebe das Album: Der Sound ist so unwiderstehlich frisch, so energetisch und so eingängig, dass es eine pure Freude ist – und sich jegliche akademische Diskussion über die Rechtfertigung von Eklektizismus von selbst verbietet. Abgesehen davon, bietet „In Dub, Vol. 1“ eine Qualität von Dub, wie sie vor 50 Jahren noch nicht existierte.
Mein neues Lieblingsalbum ist auf Bat-Records erschienen, jenem kleinen in Clermont-Ferrand ansässigen Studio und Label, dem neben Pinnacle Sound auch die Dub Shepherds angehören. Beides Schöpfer eines wunderschönen Retro-Reggaes. Beim vorliegende Dub -Album haben Pinnacle Sound und die Dub Shepherds kongenial zusammen gearbeitet, handelt es sich doch um die Dub-Version des Pinnacle-Albums „Soul Medicine“ von 2022, das seinerzeit von den Dub Shepherds gemixt (und wahrscheinlich auch mit-eingespielt) wurde. Was lag näher, als auch den Dub-Mix in die Hände der Schäfer zu legen? Und die haben fantastische Arbeit geleistet. Wollte man in einem Musikseminar erklären, was Dub ist, dann bräuchte man nur den Track „Psam 2“ von „Dub Medicine“ spielen und danach die Dub-Version „Psalm 150“ auflegen. Das Seminar könnte wortlos bleiben, denn der Dub bringt genau auf dem Punkt, worum es bei unserer Lieblingsmusik im Kern geht: Darum, mit Hilfe des Mixes ein gänzlich eigenständiges Musikstück zu kreieren. Der Unterschied zwischen den beiden Psalmen könnte – trotz identischer Materialbasis – größer nicht sein.
Auch, wenn der Psalm etwas ganz besonderes ist, so überzeugt das Album auf ganzer Länge. Jeder Dub ist ein durchkomponiertes Musikstück mit wunderbaren Arrangements, großartigen Melodien und guten Mix-Ideen, die weit über den (sparsamen) Einsatz von Hall und Echo hinaus reichen. Ein Mix, der den Stücken eine regelrechte Dramaturgie verleiht – wie ein Meta-Arrangement. Ich bin froh, dass dieses Album noch 2023 erschienen ist, kann ich auf diese Weise doch der These von gtk, dass die Jahresausbeute 2023 schlecht sei, mit Inbrunst mit voller Überzeugung widersprechen.
Beginnen wir doch mit einem Kommentar und der darin enthaltenen Feststellung von lemmi: „… da es wohl sehr schwer zu sein scheint, da überhaupt etwas drüber zu erfahren!“
Ja, das kann ich ohne weiteres unterschreiben, und weil ich bis heute keinen Fratzebook-Account habe und auch keinen brauche, weiß ich auch nicht, was dort auf dem Account von Jah Myhrakle zu lesen ist. Gutes Marketing sieht anders aus. Was ich von Jah Myhrakle über andere Kanäle herausfinden konnte, ist, dass er mit bürgerlichem Namen Eric Garbutt heißt und aus Belize kommt. Bereits 2020 veröffentlichte er sein drittes Album „All 4 U“. In der Zwischenzeit sind noch etliche dazugekommen. Es ist der helle Wahnsinn, wie viele Tracks von Jah Myhrakle alleine bei Amazon zu finden sind. Im Mai 2023 wurde „He Who Keeps The Seals“ veröffentlicht, dem dann im Juli „He Who Keeps The Seals Dub “ (Gold Den Arkc Recordsz) folgte. Wie schon auf den Vorgängeralben zeichnet sich auch Jah Myhrakles neues Album „He Who Keeps The Seals (Dub)“ durch einen originalen Roots-Reggae-Sound aus, der auch seine kraftvolle Stimme und die spirituelle Botschaft von Rastafari sehr überzeugend zum Ausdruck bringt. Die Vocals wurden in Brooklyn, New York, bei Gold Den Arkc Recordsz aufgenommen und abgemischt. Wo die fantastischen Dub-Mixe entstanden sind und wer dafür verantwortlich ist, kann ich leider nicht mit völliger Gewissheit sagen. Da Jah Myhrakle aber schon öfter mit dem einflussreichen Produzenten und Soundengineer Laurent „Tippy“ Alfred von I Grade Dub aus St. Croix zusammengearbeitet hat, könnte ich mir vorstellen, dass der auch dieses Album gemixt und gemastert hat. Die fetten Dub-Soundscapes und der gemächliche, ruhige Flow lassen mich darauf schließen. Die One-Drop-Riddims und sanften Basslines verschmelzen mit leicht Jazz-inspirierten Gitarren-Sounds, akustischen Texturen und eingewobenen Dub-Elementen zu einem prächtigen Gesamtwerk. Irgendwo kann ich in der vorliegenden Musik auch eine enge Verwandtschaft zu dem im November 2019 verstorbenen Vaughn Benjamin von Akae Beka heraushören, mit dem Jah Myhrakle ebenfalls zusammengearbeitet hat. Jah Myhrakle ist offensichtlich unerschütterlich auf seiner Mission, die kraftvolle Botschaft Rastafaris unter das Volk zu bringen. Für mich ist der vielschichtige Sound von „He Who Keeps The Seals Dub“ Meditation, Inspiration und Intensität in einem.
Kurzum: Jah Myhrakle ist ein elektrisierender Reggae-Künstler, der dich – im positiven Sinne – mental und spirituell beeinflussen wird.
Auch wenn man es vordergründig meinen könnte: Kubix ist keinesfalls der Sohn von Talentix, dem „Sichelmacher“ aus Lutetia (Paris), der einigen aus dem Asterix-Band V „Die goldene Sichel“ bekannt sein dürfte. Vielmehr ist Kubix ein äußerst talentierter Gitarrist, Produzent und Komponist, der bereits 2005 sein eigenes Label, Attik Productions, gründete. In den Jahren 2015 und 2017 gewann er einen Grammy Award als Gitarrist.
Geboren wurde Xavier ‚Kubix‘ Bègue 1980 in einem der Pariser Vororte. Begeistert vom Gitarrenspiel seines Vaters, beschloss er als Teenager auch dieses Instrument zu lernen. Danach spielte er relativ schnell in Rock- oder Reggae-Bands. Seine Virtuosität an der Gibson führte bald dazu, dass er als Begleitmusiker Künstler wie Barrington Levy, Lee Scratch Perry, IJahman Levi, Horace Andy, Ken Boothe, Mo’Kalamity und viele andere auf den größten Festivals begleitete. Als gefragter Session-Musiker spielte Kubix auch bei einigen französischen Reggae-Bands wie Meta & The Cornerstones und den Colocks, deren „Sur Les Sentiers Du Dub“ aus 2013, leider auch im Dubblog bisher keinerlei Erwähnung fand. Ein weiterer überzeugender Beweis, dass die Franzosen weit mehr als nur langweiligen, monotonen Steppers drauf haben.
Sein erstes Solo-Album „Kubix: Guitar Chant“ (Attic Productions) erschien 2020. Im November 2022 wurden die ursprünglichen elf Tracks um fünf zusätzliche Vocal-Tracks erweitert und als Deluxe Edition erneut veröffentlicht. Das Hauptelement des Albums ist natürlich die Gitarre, aber Kubix hat es tatsächlich verstanden, renommierte Musiker um sich zu scharen, die alle genügend Freiraum erhielten, ihre Virtuosität und Spielfreude unter Beweis zu stellen. So hören wir die japanische Pianistin Aya Kato (Kymani Marley, Sean Paul, Mykal Rose, Meta & The Cornerstones …), den Keyboarder Marcus Urani (Groundation) oder noch wesentlich überraschender: Der legendäre Bassist und Sänger der Gladiators, Clinton Fearon, spielt bei dem Gladiators-Trademark-Track „Mix Up“ den Bass. Bei „Still Standing“ mit klassischen Nyahbinghi Drums und „The Walk“ hören wir den legendären Vin Gordon an der Posaune (Bob Marley, Skatalites, Burning Spear …). Weitere bekannte Gäste auf dem Album sind: Eric „Rico“ Gaultier (Faya Dub & Faya Horns) und Matthieu Bost (Bost & Bim) am Saxofon, Manjul an den Percussions und Manudigital am Bass.
Das Album wurde zwischen Paris (Wise Studio) und New York (Rift Studio) aufgenommen und vereint nicht weniger als 21 Musiker. Geleitet wurden die Aufnahmen von Fabrice Boyer alias Fabwize (Bost & Bim) und/oder Sébastian Houot (Tu Shung Peng), der auch für das Mixing verantwortlich zeichnet. Zum krönenden Abschluss übernahm Jim Fox in den Lion & Fox Recording Studios das Mastering. Ein unglaublich schönes Album, das auch seine Inspirationen aus Kubix’ musikalischen Fähigkeiten und Erfahrungen seiner langen Karriere schöpft. Mal klingt die Gitarre nach George Benson, mal nach Wes Montgomery, mal nach Ernest Ranglin.
Kurz: Wem jazzlastige Instrumental-Alben à la Monty Alexander und Ernest Ranglin gefallen, wird auch bei „Guitar Chant“ genüsslich mit der Zunge schnalzen. Wieder einmal ein vom Dubblog viel zu spät entdecktes Meisterwerk.
Nach mehr als 20-jähriger Wartezeit ist es endlich, zumindest in den Streamingdiensten, ab sofort wieder zu hören: Die Neuauflage des wohl besten Dub Syndicate Albums wo gibt – von „Acres of Space“ ist die Rede, dass das Echo Beach-Label dankenswerterweise wieder „ins Programm“ geholt hat. Wenn ich mir in Sachen Dub etwas sehnlichst erhofft habe, dann ist es die Wiederveröffentlichung dieses Albums. Chapeau, Echo Beach!
Es wird niemand überraschen, dass ich dieses Album – übrigens als einziges – als Meisterwerk bezeichne und die Review mit (mindestens) 5 Sternen enden wird. Was Style Scott und Adrian Sherwood 2001 hier erschaffen haben, ist mein persönliches Nonplusultra in Sachen Dub; hier stimmt einfach alles: von den Basslines, Arrangements, Produktion, Sound, Dubmix bis hin zur Cover Artwork. Jeder Titel ist „tight“ und „crispy“ – und was Adrian Sherwood mit den in Jamaika eingespielten Instrumentals angestellt hat, ist schlichtweg grandios: Da ist alles dabei, was wir vom ihm kennen, inklusive zusätzlich eingespielter Instrumente wie der Violine oder Harmonika und natürlich der Track für Track maßgeschneiderte Sherwood-Dubmix.
Was bleibt noch zu sagen? Ich könnte mich hier in Superlativen ergießen und warum ich gerade die Metapher „Acres of Space“ im dubblog.de immer wieder bemüht habe. Letztlich lege ich lediglich das Album jedem und jeder ans Herz und wünschte mir, dass ich sechs Sterne vergeben könnte – besser geht nicht.
Unglaublich: Jah Shaka alias „The Zulu Warrior“, einer der rätselhaftesten Künstler, Produzenten und Pioniere des Reggae und Dub, die Speerspitze der Londoner Soundsystemkultur ist tot. Er starb (vermutlich) am 12.04.2023. Sein präzises Alter und die Todesursache wurden nicht bekannt gegeben.
Jah Shaka von dem noch nicht einmal sein bürgerlicher Name bekannt ist, war bereits zu Lebzeiten eine Ikone. Geboren wurde er in Chapleton, der Clarendon Parish auf Jamaika. Noch als Kind kam er 1956 mit seinen Eltern als Teil der Windrush-Generation nach London. Für ihn und seine Zeitgenossen waren Musik schon immer ein wichtiges Werkzeug, um die feindliche, rassistische Umgebung zu kompensieren, in der sie sich befanden. Mit ein paar Schulfreunden gründete er 1962 eine Reggae-Band. Ende der 1960er trat er dem lokalen Soundsystem Freddie Cloudburst bei, das ihn zur Musikindustrie führte.
Von der Rastafari- und der US-Bürgerrechts-Bewegung inspiriert, gründete Jah Shaka kurze Zeit später sein eigenes Soundsystem. Ein Schlüsselmoment war, als er 1976 bei einem Clash gegen Lloyd Coxsone antrat, eines der zu der Zeit angesagtesten Soundsystems in England. Es endete damit, dass Coxsone einsehen musste, dass er verloren hatte und den Dance abbrach. Das Jah Shaka-Soundsystem war wenige Jahre nach seiner Gründung das angesehenste Soundsystem außerhalb Jamaikas. Später zeigten sich auf Jah Shakas Dances regelmäßig bekannte Persönlichkeiten der Londoner Reggae-Szene, wie etwa Earl Sixteen oder auch Yabby You.
Ende der 1970er startete Shaka ein eigenes Label, auf dem er seit Anfang der 1980er Jahre eigene Produktionen veröffentlichte, wie die „Commandments of Dub“ Serie. Es entstanden im Laufe der Zeit auch mehrere Kollaborationen mit namhaften britischen Künstlern, wie Aswad und Mad Professor, die aber teilweise auf anderen Labels erschienen. Hinzu kamen auch Aufnahmen mit Horace Andy, Max Romeo und den Twinkle Brothers. Mehrmals reiste er nach Jamaika und produzierte dort in King Tubby’s legendärem Studio in Waterhouse oder im Music Works Studio von Gussie Clarke u. a. mit Veteranen wie Willie Williams und Max Romeo, aber auch mit jungen Musikern wie Icho Candy.
In den 1980ern war Jah Shaka eigentlich abseits des Mainstreams, denn der Trend ging zu digitalen Sounds und Slackness. Während sein Soundsystem mit einem einzelnen Plattenspieler neben dem Mischpult antrat, hielt Shaka als Rastafari an seinem „Roots and Culture“-Programm unbeirrt fest. Neben sozialkritischen Anliegen griff er schon immer vor allem spirituelle Themen der Rasta-Kultur auf, begleitet von donnerndem Bass und monoton-hypnotischen Sounds, mit denen er sein Publikum in Trance-ähnliche Zustände versetzte. Seine Dances entwickelten von Anfang an eine mystische Atmosphäre, die dem Publikum oftmals mehr religiösen oder politischen Veranstaltungen zu gleichen schienen, als gewöhnlichen Party-Veranstaltungen. Jah Shakas Verständnis der Musik war immer spiritueller Art.
Viele britische Dub-Künstler wurden durch Jah Shaka inspiriert, wie beispielsweise die Disciples, aber auch die Slits. Insgesamt entwickelte Jah Shaka einen großen musikalischen Einfluss auf den gesamten britischen Dub und ganz speziell auch auf die Entwicklung von Jungle und Drum & Bass.
Bei einem Hausbrand im Jahr 2000 wurde Shaka schwer verletzt und war lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Danach setzte er – stark wie immer – seine Liveauftritte wieder fort und tourte regelmäßig in Großbritannien und gelegentlich andernorts in Europa, den USA oder Japan.
Jah Shaka unterstützte in Jamaika und Ghana verschiedene Sozialprojekte, wie Schulen, Krankenhäuser und Fußball-Jugendmannschaften und war bis zu seinem Tod aktiv. Gerade noch vor ein paar Tagen hat er seine Tourdaten für dieses Jahr bekannt gegeben. Er wollte in ein paar Londoner Clubs und Musikfestivals in Großbritannien auftreten. Darüber hinaus wollte er für seine vielen japanischen Fans durch Japan touren.
Eigentlich wollte ich noch kurz die „Commantments of Dub Chapter Two“ (Jah Shaka Music) besprechen. Da haben mir dann die einschlägigen Streaming-Dienste einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Dennoch bin ich mir sehr sicher, dass auch „Jah Shaka meets Aswad in Addis Ababa Studio“ (Jah Shaka Music) ein erstklassiges Album ist, welches auch euren Nerv trifft. Dieses Set wurde 1985 veröffentlicht, im selben Jahr, in dem der computergesteuerte „Sleng Teng“ Riddim eines Prince Jammy über Jamaika fegte und danach im Reggae nichts mehr so war wie zuvor. In England war „Jah Shaka meets Aswad“ ein Riesenerfolg und schaffte es in die britischen Reggae-Charts.
Dieses 7-Track-Album, mit gerade einmal knapp 30 Minuten Spiellänge, wurde von Aswad eingespielt und komponiert. Produziert, arrangiert und abgemischt wurde es von Jah Shaka. Geniale 30 Minuten Magie, die Aswad vor ihrer Pop-Reggae-Ära in Spitzenform präsentieren. Von „Addis Ababa“ bis hin zu „Shaka Special“ oder „Rockers Delight“ sind es die Kompositionen, die auf monotonen, mächtigen Bass-Lines, Drums und Keyboards basieren, welche die Stärke dieses Albums und ganz besonders Jah Shakas ureigenen Sound ausmachen. Jeder Track nimmt dich mit. Der „Drum Dub“ ist eine Version des Studio One Klassikers „Drum Song“, im Original von Jackie Mittoo, und das „Aswad Special“ ist Augustus Pablos „Cassava Piece“, welches als „King Tubby meets Rockers uptown“ noch viel bekannter ist.
Jah Shaka, du Magier am Mischpult, du soziokultureller Basisarbeiter und kreativer Echokämmerer, ruhe in Frieden.