„And you don’t know what tomorrow’s gonna bring… Life is one big road…“- Cecil „Skelly“ Spence.
Die nächste tragende Säule des klassischen Roots-Reggae ist weggebrochen und hat sich zu den Vorfahren in Richtung Mount Zion aufgemacht. Cecil „Skelly“ Spence von den Israel Vibration ist am 26. August knapp 70-jährig in einer New Yorker Klinik verstorben. Aus diesem traurigen Anlass habe ich mir zum x-ten-Mal die „Israel Vibration: The Same Song Dub“ angehört. Ich sage es gleich: Eine faszinierend schöne Platte, die mich beinahe mein ganzes „Reggae-Leben“ begleitet. Umso härter hat mich Skellys Tod getroffen. Dieser zerbrechliche Mann, dem wir so herrliche Songs wie „The Same Song“, „Why Worry“, „I’ll Go Through“, „Prophet Has Arise“ und viele andere wunderschöne Songs verdanken, ist an den Folgen einer unbehandelbaren Krebserkrankung gestorben.
Kingston, Jamaika war der Geburtsort der Reggae-Harmonie-Gruppe Israel Vibration. Nachdem Anfang der 1950er eine Polio-Epidemie über die Insel gefegt war, erkrankten viele Kinder an Polio. Polio-Impfseren steckten noch in den Kinderschuhen und so erkrankten auch noch sehr viele Kinder auf der ganzen Welt an dieser heimtückischen Krankheit. Ihre erste Begegnung hatten Cecil „Skelly“ Spence, Lascelle „Wiss“ Bulgin und Albert „Apple Gabriel“ Craig schon als Kinder, sie lernten sich in der Mona Rehabilitation Clinic kennen. In den 1970er Jahren gründeten sie das Roots-Reggae-Ensemble „Israel Vibration“.
Nachdem Hugh Booth, ein Mitglied der Twelve Tribes Of Israel, die drei Männer in einem Waldgebiet außerhalb Kingstons singen gehört hatte, sammelte er für die drei Jungs und eröffnete ihnen mit einer Spende die Möglichkeit, ihr erstes Album aufzunehmen. Ihre erste Veröffentlichung war die Single „Why Worry“, die 1976 im Treasure Isle Studio aufgenommen und Ende desselben Jahres auf dem Label der Twelve Tribes veröffentlicht wurde. Aufgrund der Popularität, welche die Gruppe mit der Veröffentlichung der Single erlangte, baten viele jamaikanische Künstler wie Dennis Brown, Inner Circle und auch Bob Marley darum, sie als Vorband bei einem ihrer Konzerte auftreten zu lassen.
Israel Vibration begannen dann mit dem Produzenten Tommy Cowan zusammenzuarbeiten und veröffentlichten 1977 auf dem Top Ranking Label die Single „The Same Song“. Im folgenden Jahr, 1978, veröffentlichten sie das gleichnamige Album. Bei „The Same Song“ wurden sie von Mitgliedern der Inner Circle Band unterstützt. Die Platte und ihr Dub-Pendant „The Same Song Dub“ waren international erfolgreich, was zu einer Partnerschaft mit dem EMI-Label Harvest führte, um das Album in Großbritannien zu veröffentlichen.
Jetzt zum Dub-Album: Am Mischpult saß der relativ unbekannte jamaikanische Singer/Songwriter Paul Donaldson, von dem recht wenig existiert. Aber mit den Alben „The Same Song“ und „The Same Song Dub“ hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt, denn beide Alben sind Sternstunden der Reggae/Dub. Hört euch exemplarisch meinen Lieblingssongs „Ball Of Fire“ aus dem Dubalbum an, dann hört ihr vielleicht, dass solch ein Opus nicht jeden Tag am Reggaehimmel auftaucht. Schlicht ein Meisterwerk voll Traurig- und Zerbrechlichkeit. Skellys durch den Raum schwirrende Stimmfragmente lassen mich immer wieder demütig auf die Knie gehen.
Anmerkung: Es existiert noch eine zweite, komplett andere Abmischung des Albums: „Fatman Riddim Section: Israel Tafari“, das ebenfalls von Tommy Cowan produziert und auf dem Top Ranking Label der Lewis Brüder erschienen ist. Beide Alben verdienen das Prädikat „besonders wertvoll“.
R.I.P. Cecil „Skelly“ Spence, eure Live-Performances bleiben unvergessen.