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Earlyworm: Natty Droid

“Earlyworm” – was für ein genialer Name, oder? Hinter ihm verbirgt sich ein begnadeter Dub-Producer aus Toronto, der jüngst sein ebenso geniales Album vorgestellt hat: “Natty Droid” (Renegade). Dubmatix preist es als extraterrestrischen “Future Dub”, eine Beschreibung, die Titel und Covergestaltung zwar gerecht wird, die Erwartungshaltung aber viel zu sehr in Richtung Techno, Dubstep oder gar Dubhouse lenkt. Tatsächlich klingt der frühe Wurm durchaus klassisch, tendiert zu Heavy Duty Steppers und vermeidet weitgehend allzu elektronische Sounds. Man könnte auch sagen: Er macht vieles richtig: melodische Basslines, spannungsvolle Arrangements sowie inspirierte Mixe, zum Beispiel. Doch da ist noch mehr: spätestens beim dritten Hören wirken die Dubs wie liebgewordene Songs, jeder von ihnen hat seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter. Hier zeigt sich, dass Dub viel mehr sein kann, als Rhythmus und Sound, nämlich auch Melodie und Harmonie. Es ist schon klasse, dass Natty Droid so eigenständige, individuelle Stücke bietet und doch stilistisch so geschlossen ist. Und das auf höchstem Niveau, denn keines der Stücke fällt gegen ein anderes ab. Jedem liegt eine starke Idee zugrunde, die bravurös umgesetzt wurde. Was soll ich sagen? Ist wirklich ein tolles Album,  definitiv mein Lieblingsalbum der letzten Wochen.

 

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Max Tannone

Vor einiger Zeit schrieb ich an dieser Stelle über das Mash Up-Projekt „Mos Dub“ von Max Tannone. Hier sampelte der New Yorker „Remix Artist, Producer und DJ“ diverse Reggae-Backings zu faszinierenden Instrumental-Mash-Ups, über die er die Wortakrobatik des Rappers Mos Def legte. Eine freundliche Anfrage bei Tannone führte dazu, dass nun die Instrumentals kostenlos zum Download bereit stehen. Verrückt-verdrehte, genial-fantastische Dubs – Reggae durch und durch und doch unverkennbar Werk eines Hip Hop-Artists, da sie von Breaks und der unvermittelten Kombination unterschiedlichsten Quellmaterials geprägt sind. So treffen hier The Slickers, Desmond Dekker, Scientist, Lee Perry, King Tubby, Errol Thompson und Johnny Osbourne aufeinander. Doch so gut die mit Mos Def garnierte Versionen auch sind, die Instrumentals ohne den Rap sind noch viel, viel besser – und zudem sind sie sogar noch kostenlos: www.maxtannone.com/projects/mosdub

Inzwischen hat Tannone bereits den Nachfolger zu Mos Dub produziert: „Dub Kweli“. Gleiches Prinzip, gleiche Methode, ähnliches Ergebnis: Statt Mos Def, ist es diesmal Hip Hop Artist Talib Kweli, der hier seine Raps über die Reggae Mash-Ups zum besten gibt. Das Beste aber ist, dass Tannone hier ebenfalls die Instrumentals zum Download zur Verfügung stellt, die – zumindest nach meinem Geschmack – ohne Kweli-Rap sogar doppelt so gut sind. Im Vergleich zum Mos Dub-Projekt sind die Kweli-Instrumentals allerdings weniger experimentell geraten, weniger von Breaks durchsetzt und aus weniger Quellmaterial zusammengebaut. Sie wirken folgerichtig „geschlossener“ und auch irgendwie professioneller. So könnte auch ein kommerzielles Album klingen. Trotzdem ist es grandiose Musik, die hier kostenlos angeboten wird: www.maxtannone.com/projects/dubkweli

 

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Dub (R)evolution Review

Dub Evolution, Mai 2011

Zur Zeit beeindruckt mich am meisten das neue Werk von Chris Dubflow: „Echostream“ (myspace.com/chrisdubflow). Der Schweizer spielt meine heimliche Lieblingsvariante von Dub: repetitiven, treibenden, leicht technoiden, elektronischen Dub à la Zion Train, Dreadzone, Rhythm & Sound, Rockers HiFi …. Ich bin von dem minimalistischen Groove dieser Musik besessen: Getragen von warmen Akkorden und einer tiefen, tiefen, tiefen Bassline, shuffeln und synkopieren sich die Beats durch angenehm lange Tracks und lassen die Hörer in einen meditativen Zustand versinken – bis die Musik zu purem Bewusstseinszustand wird. Sie ist nicht länger ein akustisch wahrnehmbarer „Gegenstand“. Sie löst sich vielmehr auf und wird zur reinen Gegenwart. Dies ist ein faszinierender Prozess, der übrigens ganz und gar ohne den Einfluss bewusstseinserweiternder Hilfsmittel zu erleben ist. Musik, wie die von Christ Dubflow, reicht dafür vollkommen aus. Der „Flow“ seiner Musik ist überwältigend. Vielleicht liegt es daran, dass seine Tracks keine bis ins Letzte ausgeklügelten und fein justierten Kunstwerke sind, sondern mit reduziertem Equipment in einem Take aufgenommene Rhythms, die ohne Overdubbing und Postproduction auskommen. Direkt, analog und schlicht faszinierend.

Zu Chris Dubflows „Echostream“ passt ein anderes Album ganz gut: „Boudub“ (The Studio Stereo/Download) von Otis Reading, obwohl wir es hier nicht mit dem unentrinnbaren hypnotischen (Dub)Flow zu tun haben. Der Belgier geht viel experimenteller vor, bricht den Flow ab, sobald man beginnt, sich darin wohl zu fühlen. Ein wenig erinnert mich sein neues Album an Hey-O-Hansen, obwohl Readings Sound viel technoider ist. Er lässt sich nicht leicht einordnen, zumal er sein neues Werk teils nahe am Dubstep gebaut hat – ohne jedoch den Reggae-Offbeat gegen die typischen, schlimmen Synthie-Flächen einzutauschen. „Techno“, „Dubstep“ – das klingt jetzt nach brutaler, vordergründiger Musik, doch „Boudub“ ist das Gegenteil. Die Tracks sind komplex, stecken voller Breaks, voller Tempowechsel und nicht zuletzt voller Überraschungen. Das alles wirkt trotzdem recht entspannt und lebt von dem Kontrast zu den gelegentlichen härteren Passagen. Wer also seine grauen Zellen mal wieder mit einem intellektuellen Dub-Erlebnis bespaßen will, der sollte sich auf die faszinierende Boudub-Journey einlassen, sich zurück lehnen und die Ohren spitzen.

Und da isse wieder: Die neue King Size Dub-Compilation! Gestartet in den 1990er Jahren und inzwischen bei „King Size Dub, Chapter 15“ (Echo Beach) angelangt, ist es die meines Wissens dienstälteste Dub-Compilation-Reihe der Welt. Und Label-Betreiber Nikolai ist zu recht stolz auf insgesamt über 100.000 verkaufte Exemplare. Congratulations! War die Reihe in ihren jungen Tagen eher eine Bestandsaufnahme der damals turbulenten Dub-Szene der 1990er Jahre, so hat sie sich nun zu einem Echo Beach- und Collision-Label-Showcase entwickelt. Daher finden sich auf „Chapter 15“ die bekannten und hoch geschätzten Namen vom Strand des Echos: Ruts DC (als Rob Smith-Remix), Noiseshaper, Martha & The Muffins, Up, Bustle & Out, Tack>>Head, Dubblestandart, Dubmatix, Dub Spencer & Trance Hill, Umberto Echo, Jamaram u. a. Die Auswahl ist wunderbar harmonisch, entspannt und zugleich genügend abwechslungsreich. Der Dubmatix-Track „Deep Dark Dub“, der uns hier als Remix von Felix Wolter präsentiert wird (bereits eine kleine Preview auf das superbe, in Kürze erscheinende Remix-Album von Dubmatix), ist mein persönliches Highlight des Samplers, dicht gefolgt vom außerordentlich schwungvollen Track „Rootsman“ aus dem Dreadzone-Headquarter sowie Aldubbs Remix „Wa Doo Dubb“ – einer witzigen Version des Eek A Mouse-Klassikers im Dubstep-Style.

Und dann wäre da noch eine weitere Ausgabe der Greensleevesschen „Evolution Of Dub“ (Greensleeves), die sich mit „Volume 6“ dem Werk Prince Jammys verschrieben hat. Meine anfängliche Begeisterung für das „Evolution Of Dub“-Projekt ist inzwischen allerdings einer kleinen Frustration gewichen, da die Evolution bei Greensleeves doch etwas arg auf der Stelle tritt. Was zunächst nach einer fundamentalen Aufarbeitung der Geschichte des Genres aussah, entpuppt sich zusehends mehr als Vehikel zur bloßen Wiederveröffentlichung des Label-Back-Catalogues. Natürlich ist Jammy einer der wichtigen Protagonisten des Dub, aber sind alle vier Alben „Crucial In Dub“, „Kamikazi Dub“, „Uhuruh in Dub“ und „Osbourne In Dub“ gleichermaßen wichtige Meilensteine des Genres?  Meines Erachtens hat nur „Kamikazi Dub“ einen prominenten Platz in der Evolutionsgeschichte verdient. Das Album zeigt Jammy in Höchstform – sowohl was die Produktionen, als auch den fantastischen Mix betrifft. Der nach dem Kurosawa-Klassiker benannte Track „Throne Of Blood“ gehört für mich in die Galerie der zehn größten Meisterwerke des Dub. Dieser Track rettet die ganze 4-CD-Box.

Ein Mann, der mit seinen Dub-Werken zu Recht ein wesentliches Kapitel der Dub-Evolution schreiben könnte, ist Neil Perch. Mit seinem 1991 gegründeten Dub-Projekt Zion Train erfand er Mitte der 1990er Jahre (fast!) im Alleingang (Dreadzone war ja auch noch da) Dub-House und erschloss dem Genre damit eine Hörerschaft weit jenseits von Reggae und Dub. Nun widmet ihm das Label Nascente unter dem Titel „Dub Revolutionaries: Zion Train – The Very Best Of“ (Nascente) eine zwei CDs umfassende Werkschau, die von den eher traditionell orientierten Anfängen über die Dub-House-Phase bis hin zum heutigen Status als Wächter des originären UK-Dub-Sounds reicht. Das Zion Train-Oeuvre in so komprimierter Form zu hören, macht deutlich, wie unglaublich progressiv Neil Perch seinerzeit war. Im Kontrast dazu ist es fast schade, dass er bei seinen jüngeren Arbeiten zu sehr am klassischen UK-Sound kleben bleibt.

Bill Laswell ist so etwas wie der Eastcoast Godfather of Bass. Wenn in New York und Umgebung Musik jenseits des Mainstream gemacht wird – in deren Zentrum der Bass steht – dann hat Laswell mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit seine Finger im Spiel. Im vorliegenden Fall mussten sich seine rührigen Finger allerdings auf die Knöpfe und Regler des Mischpults beschränken: David Solid Gould & Bill Laswell, „Dub Of The Passover“ (Tzadik.com) ist die Dub-Version des Instrumentalalbums „Feast Of The Passover“ von David Gould, das – ungewöhnlich für ein Reggae-Album – auf dem Label von John Zorn erschienen ist. „Feast Of The Passover“ ist der Versuch, jüdische Festtagslieder mit Reggae zu kreuzen, was auch gar nicht so schlecht gelungen ist, da die leicht melancholischen, jüdischen Melodien ausgesprochen schön sind und gut mit den langsamen Reggae-Beats harmonieren. Doch so schön die Stücke des Originalalbums auch sind – der für US-Reggae typische, trockene und etwas hölzerne Sound ist es nicht. Und hier kommt Laswell ins Spiel und mixt aus der drögen Vorlage ein wunderbar fluffiges Dub-Album. Immer wieder faszinierend, wie sehr sich der Charakter von Musik allein mit Hilfe des Mischpults verwandeln lässt. Dabei ist Laswells Mix ganz unaufgeregt und klassisch – aber der Mann weiß um die Bedeutung des Sounds und ist in der Lage, diesen virtuos zu beherrschen. So ist „Dub The Passover“ zu einem wunderschönen, entspannten Dub-Werk geworden, das vor allem durch wohlklingende Melodien und einen wunderbar warmen, harmonischen Sound besticht.

Zum Schluss seien noch kurz die „Berlin Sessions“ (Irie-Ites) von Aldubb, Dubmatix und Mighty Howard erwähnt. Die drei hatten sich während der letzten Dubmatix-Tour für ein Wochenende im Berliner Studio Aldubbs eingeschlossen und drei Songs, inklusive Dub-Version produziert. Diese sind nun als EP bei Irie-Ites erschienen und beweisen, dass sich Reggae auch bei uns in jamaikanischem Tempo produzieren lässt.

 

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Various, „Dub Zealand“

Zur Zeit ist Fat Freddie’s Drop zweifellos der musikalische Exportstar Neuseelands (zumindest, was unser Genre betrifft). Aber die Insel hat noch deutlich mehr Dub zu bieten, wie der neue Sampler „Dub Zealand“ (Green Queen Music) beweist, der uns vierzehn äußerst schöne Dub-Tracks präsentiert. Das Grundelement fast aller hier versammelten Stücke ist dieser merkwürdig weiche, entspannte und manchmal subtil verschroben wirkende Sound, der offensichtlich typisch für die Musik der Kiwis ist. Einige der neuseeländischen Dub-Protagonisten des Samplers sind uns übrigens  wohlbekannt: The Black Seeds, Unitone HiFi, International Observer, The Nomad und Katchafire. Andere gilt es unbedingt neu zu entdecken wie z. B. den Dub Terminator, der hier einen fantastischen Science-Fiction-Track geliefert hat, oder Jefferson Belt, dessen Drummachine und Gesangsfragmente spontan an Lee Perry denken lassen; oder Jstar & Dr. Cat, die uns beweisen, dass Qualitäts-Dubstep auch am anderen Ende der Welt angekommen ist. Ich bin jedenfalls bass erstaunt, dass Neuseelands Dub-Landschaften so reich blühen. Vielleicht gibt es eine Seelenverwandschaft zwischen den Bewohnern der „Inseln“ Jamaika und Neuseeland – und natürlich England!

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„Transnational Dubstep“ vs. Forty Thieves Orkestar, „Last Band Standing“

Dubstep – der große Hype der letzten Jahre. Nach anfänglicher Begeisterung, trat bei mir schnell Ernüchterung ein: Verglichen mit Dub war Dubstep oftmals schlicht langweilig. Außerdem fehlt der Reggae-Offbeat, was die Sache ohnehin schon fragwürdig macht. Jetzt aber bin ich auf ein ausgesprochen spannenden und nach meinem Geschmack auch sehr, sehr guten Dubstep-Sampler gestoßen: „Generation Bass Presents: Transnational Dubstep“ (Six Degrees). Was den hier präsentierten Dubstep so außergewöhnlich macht, ist der titelgebende „transnationale“ Sound. Denn hier mischen sich der Wobble-Bass und die Percussion-Loops mit Elementen traditioneller Weltmusik, wie arabische Chants, Cumbia, Balkan-Beats, Gipsy Swing, Sufi-Music oder gar fernöstlichen Harmonien. Das Ergebnis ist eine absolut organische Verbindung von Dubstep und Weltmusik. Aus gewöhnlich eher eintönigem Dubstep wird hier ein wahres Feuerwerk aus Polyrhythmik, synkopierten Beats, fremder Melodien und schräger Instrumentierung. Kompiliert wurde der Sampler übrigens vom Betreiber des einflussreichen Dubstep-Blogs generationbass.com.

Gehen wir noch einen Schritt weiter und überschreiten mit „Last Band Standing“ (Enja) vom Forty Thieves Orkestar, die Grenze von Dub und Reggae in Richtung Worldmusic vollständig. Seit 1994 gibt es die bunt gemischte Combo aus London und Istanbul, die Balkan Gypsy-Beats und Bauchtanz mit starken Reggae- und Dub-Einflüssen verbindet. Blechbläser, Klarinetten, Violinen, Akkordeon und perkussive Beats werden sich hier zu einer faszinierenden Melange, bei der man stets einen Reggae-Beat durchklingen zu hören glaubt. Die Rhythmen sind wunderbar komplex und doch uneingeschränkt groovy, die Melodien eingängig und doch fremd und der Studiomix zurückhaltend und doch voller Finesse. Ich glaube, es ist nicht zu verbergen, dass ich mich in dieses Album verliebt habe – auch, wenn eine Nähe zu Dub nur mit gutem Willen attestiert werden kann. Das Album bietet aber alles, was guter Dub haben muss: gute Instrumentalmusik, interessante Beats, virtuose Studioarbeit, tolle musikalische Ideen und nicht zuletzt einen fetten Groove. Es fehlen nur die Bassdominanz und die Dubeffekte – die für Dub allerdings konstatierend sind. Tja, ich kann es drehen und wenden: Dub ist es zwar nicht – aber es ist trotzdem super!

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Review

Dub Spencer & Trance Hill, „The Clashification Of Dub“ vs. Jamaram, „In Dub“

Da habe ich vor kurzem noch das Joe Stummer-Tribute „Shatter The Hotel“ auf Platz 10 meiner Dub-Top-Ten 2010 gewählt, da kommt schon ein neues Clash-Tribute ins Haus: Dub Spencer & Trance Hill, „The Clashification Of Dub“ (Echo Beach). Die vier schweizer Space-Cowboys bieten uns hier eine rockig, düstere Dubification bekannter Clash-Hits. Handgespielt, ein Sound mit Ecken und Kanten, klassisch und mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail gedubbt. Das Ganze klingt fast wie eine Live-Produktion, ungeschliffen, rockig und doch voller Reggae-Vibes. Beim ersten Hören ist mir die brillante Qualität des Albums allerdings gar nicht so bewusst geworden, was verdeutlicht, dass wir es hier nicht mit vordergründigen, eingängigen Beats zu tun haben, sondern im Gegenteil mit durchaus komplexen und hintergründigen Instrumentals, vollständig durchkomponiert und von einer spannungsvollen Dramaturgie bestimmt. Hinzu kommt diese düstere, fast psychedelische Atmosphäre – dieser Funke Wahnsinn in der Musik, der sie ein wenig unzugänglich, aber zugleich auch so verführerisch macht. Mit The Clash hat diese dubifizierte Neuinterpretation nur noch am Rande zu tun. Joe Strummers Songs scheinen lediglich ein Startpunkt für die ausgedehnten musikalischen Exkursionen der Space Cowboys gewesen zu sein, Exkursionen, hinein in die weite Prärie psychedelischer Transzendenz, immer weiter, bis ihre Silhouetten vor dem flirrenden Feuerball der untergehenden Sonne in der Ferne verschwinden.

Neben „Clashification“ schickt das sympathische Hamburger Dub-Label Echo Beach (was würden wir ohne es machen?), ein zweites, grundverschiedenes Dub-Album ins Rennen: „Jamaram In Dub“ (Echo Beach). Statt rau, düster und rockig zu klingen, bieten Jamaram hundert Prozent Niceness: Positive, energetische Rhythms, voller Sturm und Drang, denen man den Spaß der achtköpfigen Band anhört. Das ist keine ins Transzendentale driftende Musik, sondern einfacher, großartiger Reggae – virtuos gedubbt von Umberto Echo. Ein schöner, warmer Sound, handgespielt, sehr abwechslungsreich und inspiriert. Empfiehlt sich bei Dub Spencer & Trance Hill das aufmerksame Hinhören, so entfaltet „Jamaram in Dub“ seine Wirkung viel unmittelbarer. Die positiven Kraft dieser Musik springt einen förmlich an. Wer sie hört, kommt gut drauf. Und der Dub-Wizzard Mr. Echo tat gut daran, diesen Drive nicht einem allzu komplizierten Mix zu opfern. Er agiert zurückhaltend im Hintergrund und gibt der Musik Raum zur Entfaltung. Jamaram und Dub Spencer & Trance Hill – man muss sie alle beide (oder alle drei?) lieben!

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Reggae Review

Blue Riddim Band, „Tribute“

Ich habe schwer den Eindruck, dass die amerikanischen Bands langsam besser werden. Was mich das vermuten lässt? „Tribute“ (Rougher Records, Download oder über den deutschen Vertrieb), der Blue Riddim Band! Statt sich dem Roots-Reggae zu verschreiben, wie ihn nahezu alle anderen US-Reggae-Bands spielen (und dass meist mit einem eklatenten Grooove-Defizit), widmen die acht Musiker ihr Tribute den Originators der jamakanischen Musik, Coxsone Dodd und Duke Reid. Dazu haben sie schlicht und ergreifend ihre Lieblingssongs aus der Ära des Ska, Rocksteady und frühen Reggae instrumental neu interpretiert und anschließend durch den Dubwolf gedreht. Was dabei heraus gekommen ist, klingt verdammt authentisch. „Love Without Feeling“ der Heptones, „Only A Smile“ der Paragons, „Baba Boom“ der Jamaicans oder „Fatty Fatty“ der Heptones erklingen in einem von Bläsern getragenem, mit Orgel verzierten und einem luftigen Schlagzeug befeuerten Sound. Fast meint man das Knacken alter Vinylplatten zu vernehmen. Selbst die Dub-Effekte klingen irgendwie nach Studio One. Da kann man sich natürlich fragen, warum man sich statt des Originals ein US-Remake anhören soll. Die schlichte Antwort könnte lauten: Weil das Remake verdammt viel Spaß macht.

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Review

Scholars Word, „Dub Collection“

Bereits 2009 erschienen, doch jetzt erst über einen deutschen Vertrieb erhältlich, ist „Dub Collection“ (Scholars Word) zweifellos eines der besten Dub-Alben, das in jüngerer Zeit in den USA produziert wurde. Bei Scholars Word handelt es sich eigentlich um eine ganz normale, amerikanische Reggae-Band, die solo oder als Backing Band vieler jamaikanischer Artists bereits unzählige Male durch die USA getourt sind, den deutschen Reggae-Fans aber – verständlicher Weise – bisher verborgen geblieben ist. So sind bis 2009 – von uns unbemerkt – fünf Alben entstanden, deren Best Of-Selection unter die Finger des Dub-Meisters Jahboo geraten sind und anschließend in Form solider Dub-Mixes auf das vorliegende Album gepackt wurden. Ich kenne die Originale nicht, aber eines ist ganz eindeutig: Die Dubs sind superb! Die vierköpfige Band hat ernsthaft verstanden, was Groove ist. So kraftvolle Beats, so exakt auf den Punkt, so zielsicher ins Herz des Roots-Addicts, dass es eine pure Freude ist. Der Sound ist dabei wunderbar weich, warm, entspannt und doch energiegeladen, die Riddims sind großartig. Gekrönt wird das Ganze von überaus angenehmen Melodien, einem soliden Mix und vor allem der faszinierenden Eigenschaft, unweigerlich ein gutes Gefühl zu verbreiten, sobald das Album erklingt.

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Dub (R)evolution Review

Dub Evolution Januar 2011

Die interessanteste Dub-Neuerscheinung des noch frischen Jahres kommt aus Münster, von den Senior Allstars, und trägt den schlichten aber dafür umso trefferenden Titel „In Dub“ (Skycap). Es ist gewissermaßen ein Geburtstagsgeschenk, das sich die Jungs gegönnt haben, denn als das Projekt 2009 geboren wurde, waren die Senioren 10 Jahre und fünf eigenständige Alben (also ohne Dr. Ring Ding) alt. „Von Anfang an ist Dub zwar ein wichtiges Element unserer (Instrumental-)Musik gewesen“, erklärt Thomas Hoppe, Schlagzeuger der Band, „aber ein richtig ordentliches Dub-Album war schon lange mein Traum“. Wie schön, dass sich so ein Traum auch umsetzen lässt. Mein lieber Riddim-Autorenkollege Karsten Frehe steuerte Kontakte zu einigen der zur Zeit interessantesten Dub-Produzenten bei, so dass sich eine illustre Schar an Sound-Tüftlern und Dub-Maniacs einfand, die insgesamt 14 Tracks der Senior Allstars in „richtig ordentliche“ Dubs zu verwandeln. Karsten hat jedem der 9 Dub-Meister im Booklet einen kleinen, informativen Text gewidmet: Umberto Echo (München), Alldub (Berlin) und Dubvisionist (Hannover), Webcam HiFi (Frankreich), Dubolic (Kroatien), Victor Rice (Brasilien), Crazy Baldhead (USA), El Bib (England) und Avatar (Irland). Alle haben ihre Arbeit sehr gut gemacht und saubere Dub-Mixes abgeliefert – Dub Mixes wohlgemerkt, keine Remixes. Es ging um das gute alte Tontechniker-Handwerk und nicht darum, neue Spuren einzuspielen und aus einem relaxten, Jazz-inspirierten Instrumental eine düstere Dubstep-Nummer zu zaubern. Daher ist es nicht ganz leicht, stilistische Unterschiede der verschiedenen Akteure herauszuhören. Der leichte, lockere Uptempo-Sound der ehemaligen Ska-Band bleibt auch für die Dub-Version prägend. Im direkten Vergleich einiger Tracks vom letzen Senior Allstars-Album „Hazard“ mit ihren Dubs fällt allerdings auf, dass die Originale wahrscheinlich besser gemastert wurden. Die Präsenz und Klarheit des Original-Sounds ist schlicht fantastisch. Dafür erhalten die Dubs mehr Tiefe und Schwere, der Sound wirkt konzentrierter. Insgesamt also ein schönes Dub-Reworking, das gerade im Vergleich zu den Originalen faszinierend anzuhören ist.

Ein ähnliches Konzept verfolgt das britische Reggae-Kollektiv Pama International mit dem neuen Album „Pama International Meet Mad Professor: Rewired! In Dub“ (Rockers Revolt). Auch hier wurde ein bekannter Dub-Produzent, nämlich der verrückte Professor himself, eingeladen, bestehende Tracks zu dubben, und zwar die des 2009 erschienenen Pama-Albums „Outernational“. Der Professor hat hier alles gegeben, aber was kann er retten, wenn schon die Basis nicht richtig stimmt? Anders als die Senior Allstars hat Pama International nämlich keine so guten Rhythms gebaut, keine melodischen Basslines komponiert und keine wirklich spannenden Arrangements kreiert. Daher plätschern die Tracks einigermaßen uninspiriert daher, auch wenn Mad Professor viel Hall draufgegeben und sich am Mischpult die Finger wundgeschraubt hat. Dass mich das Dub-Album so wenig zu beeindrucken weiß, wundert mich schon, denn „Outernational“ gefiel mir eigentlich gar nicht so schlecht. Aber im direkten Vergleich wird deutlich, dass das Original sehr vom Gesang profitiert, der eine schöne Mischung aus James Brown, Desmond Dekker und Jimmy Cliff ist. Ist doch interessant zu sehen, dass die Effekte des Dub nicht geeignet sind, mangelnde musikalische Qualität zu kaschieren. Das Gegenteil ist der Fall: Dub konzentriert sich auf das Wesentlich und lässt Mängel dadurch um so deutlicher hervortreten.

Noch so ein Fall: Wieder geht es um den Dubmix vorhandenen Materials, nur ist der Dub-Master in diesem Fall niemand anderes als der wiederauferstandene Scientist: „Scientist Launches Dubstep Into Outer Space“ (Tectonic). Dem armen Kerl blieb zwar das Pama-Album erspart, aber dafür musste er Dubstep remixen. Gibt es eine Musik, die sich weniger für einen Dub-Mix eignet als Dubstep? Was will man bei dieser Minimal-Music noch mixen? Scientist wusste das offensichtlich auch nicht, weshalb sich seine Dubs nicht sonderlich von den Originalen unterscheiden – die übrigens in Form einer Doppel-CD praktischer Weise direkt beigelegt wurden. Anders jedoch als bei Mad Professor, ist das „Rohmaterial“ in diesem Falle gar nicht so übel. Bisher unveröffentlicht, stammen die Tracks von Dubstep-Koryphäen wie Kode 9, Shackleton, Distance, Digital Mystikz u.a. Wer einer Exkursion in Dubstep-Gefilden nicht abgeneigt ist, kann ja mal reinhören. Wer jedoch erwartet, den Scientist zu hören, den er aus den frühen 1980er Jahren kennt, wird eine herbe Enttäuschung verdauen müssen.

Aus Japan kommt ein von Glen Brown produziertes und von King Tubby gemischtes Dub-Album zu uns: „Big Dub – 15 Dubs From Lost Tapes“ (Rock A Shacka). Dub Vendor in England verkauft das gute Stück für 22 Pfund (26 Euro) zuzüglich Versandkosten. Ein exklusives Vergnügen also, der (zudem noch limitierten) CD zu lauschen. Und mit welchen Sensationen wartet die Luxus-Cd auf? Zum Beispiel mit Dubs zu Stücken wie „Never Too Young To Learn“, „Father Of The Living“, „Away With The Bad“, „Merry Up“, „As Long As There Is You“, „When I Fall In Love“ – aber auch mit Dubs von bisher unbekannten Stücken (schließlich reden wir hier von „lost Tapes“). Wie zu erwarten, ist der Glen Brown-Sound auch hier eher trocken und spröde und Tubby verfährt in bekannter Manier damit: Das Wenige reduziert er noch weiter, lässt gelegentlich Gitarre oder Keyboards anklingen, jubelt kräftig Echo drüber, nur um es dann wieder den mächtigen Zwei, Drum & Bass, zu opfern. Wir haben es hier mit einem wahrhaft minimalistischen Werk zu tun und ich muss zugeben, dass ich mich beim Hören durchaus gelangweilt habe – großem Meister und großer Kunst zum Trotz. Mir ist der Sound eine Nummer zu karg und die Dub-Mixes zu klassisch. Nach meinem Geschmack eher ein Album für die Sammlung, als fürs Hörvergnügen.

So, damit wäre ich mit der Jahresauftakt-Kolumne durch, die – wie ich gerade feststellen muss – fast vollständig aus Verrissen besteht. Das fängt ja gut an!

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Dub (R)evolution Review

Dub Evolution, November 2010

Ich bin ein großer Freund des Minimalen, was vielleicht meine Vorliebe für Dub erklärt, denn Dub ist eine minimalistische Musik. Das Großartige an Dub ist aber, dass dieser Minimalismus nicht langweilig wird, denn innerhalb seiner engen Grenzen, bietet Dub einen wahren Kosmos an Möglichkeiten. In einer Komposition aus wenigen Elementen, hat die Veränderung eines einzelnen der Elemente eine viel größere Relevanz fürs Ganze, als in einer Komposition, die aus sehr vielen Elementen besteht. Dub zu produzieren heißt daher, die musikalischen Elemente sehr präzise zu komponieren und zu manipulieren. Statt ein vorhandenes Musikstück mit Effekten aufzupeppen, geht es um das genaue Gegenteil, nämlich darum, Musik so weit zu reduzieren, dass jeder einzelne Bestandteil, jedes Instrument, jeder Ton, dessen Klang und Kontext Bedeutung gewinnt. Aus diesem Grund, ist das Anhören von Dub eine andere Erfahrung als der Genuss eines „normalen“ Musikstücks. Während wir einem normalen Musikstück folgen wie einer Erzählung, also gewissermaßen „gegenständlich“ mit einem klaren Fokus auf Gesangsmelodie und Text, betreten wir bei Dub einen abstrakten akustischen Raum, in dem sich unsere Aufmerksamkeit nicht an einem bevorzugten Gegenstand festhalten kann, sondern vielmehr jedem Einzelnen sowie zugleich dem Ganzen gilt. Vielleicht rührt daher der meditative Charakter von Dub: Er evoziert beim Hörer einen Zustand der vollständigen Offenheit und Achtsamkeit.

Beim Hören von Alborosies neuem Album „Dub Clash“ (Shengen/Import) erging es mir wieder genau so. Es ist eine Musik, in deren Tiefe man als Hörer eintaucht und sie in fast meditativem Zustand, aber mit hellwachem Geist, erlebt. Hier ist jedes Detail sorgsam ausgewählt, platziert und arrangiert. Alles ist am richtigen Platz, nichts dürfte fehlen, ohne dass das austarierte Gleichgewicht der Komposition zerstört würde. Hier haben wir den glücklichen Fall, dass hervorragende Produktionen einer kongenial ausgeklügelten Dub-Prozedur unterzogen wurden, mit dem Ergebnis, dass die Dubs besser sind als die Vocal-Originale. Während Albos Songs zweifellos gut sind, so bleibt es doch den Dubs vorbehalten, das musikalische Erlebnis zu einer wirklich faszinierenden, reichen Erfahrung werden zu lassen. Ein wichtiger Grund für das Zustandekommen dieser Erfahrung ist Alborosies Vorliebe für gute, alte, analoge Studiotechnik, der seine Musik einen unglaublich reichen, warmen und harmonischen Sound verdankt, voller Komplexität und Tiefe. Seine andere Vorliebe gilt klassischen Riddims wie z. B. „Bobby Babylon“, „Full Up“ oder „When I Fall In Love“, was nicht nur schöne Basslines garantiert, sondern ebenfalls ein interessanten Aspekt des dem Dub eingeschriebenen Minimalismusprinzips darstellt. „Analoge Studiotechnik“ und „klassische Riddims“ klingt nach Old School – und das ist es auch und zwar volle Kanne. Nicht ohne Grund widmet Albo das Album King Tubby. Vor allem das erste Stück, das bezeichnender Weise mit „Tribute To The King“ betitelt ist, könnte von eben jenem gemischt worden sein. Doch im weiteren Verlauf emanzipiert sich Alborosie von der Vorlage und findet zu seinem eigenen Sound, der mit einem Bein in der Klassik, mit dem anderen aber im Hier und Jetzt steht. Je weiter das Album voranschreitet, desto reduzierter und hypnotisierender werden die Dubs, gewinnen an Erdung und Intensität und ziehen den Hörer immer tiefer in ihren Bann, bis schließlich die letzten Töne des sechzehnten Tracks verklingen und man aus der musikalischen Meditation erwacht – erfrischt und befriedigt und ein wenig verwundert darüber, warum diese großartige Musik Dub in Jamaika ausgestorben ist und erst ein Europäer sie dorthin zurück bringen muss.

Aus dem Heimatland Alborosies, Italien, kommt auch die Wicked Dub Division, ein typischer Vertreter der sehr starken Dub- und Roots-Szene jenseits der Alpen. Soeben ist das erste Album der Division erschienen: „The Singles Collection“(WDD/Download). Darauf bieten sie in gewisser Hinsicht ein echtes Kontrastprogramm zu Albos „Dub Clash“, denn statt ausgeklügelter Kompositionen und feinfühliger Mixe, geht‘s hier dubtechnisch voll auf die 12: Steppers galore, wuchtig, brutal, kompromisslos. Aufgebaut als Showcase-Album, gibt‘s stets zuerst die A-Seite der Single und dann den Dub. Doch nicht selten ist die Vokalversion ebenfalls ein Dub und der Gesang eher rudimentär vorhanden. Wer auf diese Art von UK-Steppers-Neuinterpretation steht, der könnte sich auch mal das etwas ältere Album von R.estistence in Dub, „Avampuest Dub“ (Alambic Conspiracy/Download) anhören.

2003 erschien das Pink-Floyd-Remake „Dub Side Of The Moon“. Damals schrieb ich in dieser Kolumne (ja, so lange gibt es sie schon!): „Schade, dass hier eine Menge Energie und eine noch größere Menge Innovationswillen auf das falsche Projekt verschwendet wurden. Vielleicht musste es aber mal versucht werden, um das Thema abhaken zu können – denn auch im Scheitern liegt die Chance zur Erkenntnis“. So kann man sich irren. Was ein Urteil hinsichtlich des Scheiterns im musikalischen Sinne betrifft, nehme ich nichts zurück. Im kommerziellen Sinne ist das Projekt jedoch alles andere als gescheitert. Unzählige (wahrscheinlich) Rock-Fans, stürzten sich auf das Album und ließen es zu einem der erfolgreichsten der Dekade werden. Anlass genug für die Easy Star All-Stars um Lem Oppenheimer, den Relaunch zu relaunchen. Dazu haben die Amis vor allem britische Dubber wie Groove Corporation, Dreadzone, Adrian Sherwood oder Mad Professor angeheuert, um Remixe von „Dub Side“ zu erstellen. Das Ergebnis ist nun „Dubber Side Of The Moon“ (Easy Star/Broken Silence) betitelt und krankt nach meiner Auffassung an den gleichen Unzulänglichkeiten wie „Dub Side“, nämlich daran, dass die Pink Floyd-Rock-Songs einfach nicht mit Reggae harmonieren. Die Produktionen sind oft gar nicht so schlecht, doch unverständlicher Weise haben viele Remixer die Gesangspassagen in ihre Dubs übernommen und damit das Ergebnis ungenießbar gemacht. Aber vielleicht stehe ich mit meiner Meinung auch alleine da. Meine Reggae-Facebook-Freunde haben sich jedenfalls ziemlich positiv über das Album geäußert und vor allem Mad Professor gelobt, der hier angeblich zu alter Größe zurück findet. Na ja, ich wollte es nur erwähnt haben …

Easy Star bedient den amerikanischen Markt übrigens auch mit den Produktionen der neuseeländischen Band The Black Seeds, die nun – wie passend – auch ein Remix-Album vorlegen: „Specials – Remixes And Versions From Solid Ground“ (Best Seven). Wie der Titel bereits klar stellt, haben wir es hier mit einem Remix ihres letzten Albums zu tun, wobei zu erwähnen ist, dass es sich bei den Remixes keineswegs ausschließlich um Dubs handelt. Überhaupt ist den Black Seeds mit dem klassischen Begriff von Dub nicht wirklich beizukommen. Ihr musikalischer Mix aus Reggae, Funk, Soul, Afro-Beat und recht untypischem (und witziger Weise stark an Fat Freddy‘s Drop erinnernden) Gesang, lässt einfach keinen deepen Dub-Mix zu. Die Musik klingt zu luftig, zu gutgelaunt und ist stets mehr Song statt Sound. Wer also auf der Suche ist nach einem eher unkonventionellen, souligen Reggae-Album mit gelegentlichen Dub-Exkursionen, der sollte sich die Specials mal zu Gemüte führen. Ansonsten reicht „Solid Ground“ als Begleitmusik zum Sonntagsfrühstück vollkommen aus.

Das dänische Chill-Out-Label Music For Dreams hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, obwohl Labelchef Kenneth Bager schon seit geraumer Zeit EPs mit Dub-inspirierter elektronischer Musik veröffentlicht. Nun ist die Compilation der EP-Compilations erschienen: „World Dub Pastry Vol. 1-5“ (Music For Dreams/Download). Auf ihr finden sich 20 Tracks, die sich vielleicht am besten als Ibiza-Chill-Out-Dubs bezeichnen lassen und sich stilistisch irgendwo zwischen Minimal-House und Reggae-Dub mit gelegentlichen Worldmusic-Einsprengseln einordnen lassen. Die Musik hat einen schönen warmen Klang, sanfte Beats und einen entspannten Flow. Gefällt mir eigentlich ganz gut, obwohl es mir nicht gelingt, mich länger als zehn Minuten auf die Musik zu konzentrieren. Ich habe das Album jetzt bestimmt schon fünf mal gehört und kann mich darin immer noch nicht orientieren. Den durchweg sehr feinfühlig produzierten Stücken fehlt es schlicht und ergreifend an Ecken und Kanten. Statt nach vorne ins Bewusstsein zu dringen, streben die Tracks in den Hintergrund, bilden einen Soundtrack, der eher gefühlt statt bewusst wahrgenommen werden will. Was fast schade ist, denn die Beats, Sounds und Samples, die hier zum Einsatz kommen, sind für sich genommen richtig gut, nur im Zusammenspiel verlieren sie an Prägnanz und werden zur Klangtextur. Da aber genau das der Anspruch von Chill-Out-Music ist, gibt es hier eigentlich rein gar nichts zu meckern. Es gibt immer Situationen im Leben, wo man genau solche Musik gebrauchen kann.

So ziemlich das Gegenteil von Chill Out bietet das Netlabel Subbass (http://www.subbass.blogsport.de), das sich Dubsptep aus Deutschland verschrieben hat. Bereits im August veröffentlichte Label-Chef Uwe Heller die erste Labelcompilation „Subbass – Dubstep Made In Germany“. Darauf finden sich durchgängig hochwertige, klasse produzierte, energiegeladene Tracks, die voller Ideen stecken und zusammen ein äußerst abwechslungsreiches Album ergeben. Statt länger darüber zu lesen, hört es euch doch selber an. Es steht kostenlos zum Download bereit: http://subbass.blogsport.de/releases/