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Groundation Meets Brain Damage: Dreaming from an Iron Gate

Ist es wirklich schon mehr als 20 Jahre her, dass Groundation’s Meilenstein-Album „Hebron Gate“ erschienen ist? Ich erinnere mich noch, dass mich der famose, aber längst nicht mehr aktive Ixtulluh-Vertrieb mit dem Album bemusterte. Es war keinesfalls Liebe auf den ersten Blick; es hat damals schon seine Zeit gebraucht, bis ich mich mit dem Release auseinandergesetzt habe: Braucht man denn noch eine unbekannte Band, wenn – ganz im Gegensatz zu heute – massenhaft andere neue Releases um Aufmerksamkeit buhlen? Mein Zögern war nachträglich gesehen ein Fehler, denn beim ersten Reinhören ist mir die Kinnlade gefühlt in den Schoss gefallen. Das war Reggae, wie ich ihn mir schon seit Jahren gewünscht hatte: Bodenständiger Roots mit ansprechenden Texten und diversen Jazz- und Blues-Sprenkeln, die das Ganze so richtig interessant machten: Hier waren offenkundig versierte Musiker am Werk, die Einflüsse aus anderen Genres geltend machten. Dass das Album unter der Ägide von Jim Fox eingespielte wurde und entsprechende (Sound-)Qualitäten hat, steigerte das Interesse – offensichtlich nicht nur meines, wie das Feedback der Reggae-Community gezeigt hat (obwohl es auch einige Vorbehalte gegenüber Harrison Stafford’s gewöhnungsbedürftiger Stimme gab). Ein Vergleich mit den beiden Vorgänger-Alben offenbart den Quantensprung in der Entwicklung von Groundation – und so wurde „Hebron Gate“ letztlich die (noch nicht so elaborierte) Blaupause für alle nachfolgenden Alben der Band; zumindest so lange diese Besetzung – u.a. mit Marcus Urani und David Cachere an Hammond-Orgel bzw. Trompete – existierte. Was folgte, war eine steile Karriere im Reggae-Universum – insbesondere in Europa, wo Groundation als erfolgreicher Live-Act quasi alles bespielte, was den Namen Bühne verdiente; die großen Festivals sowieso. 

Nach „Hebron Gate“ erschienen die EP „Dragon War“ bzw. das Album „Dub Wars“, die Dub-Versionen einiger Album-Tracks enthielten – sehr geschmackvolle Arbeiten dank Jim Fox, der die schlichte Schönheit der Instrumentals in den Vordergrund stellte und sie einem unaufgeregtem Dub-Treatment unterzog.

Fast Forward nach 2023; Groundation gibt’s noch immer (wenn auch in nahezu gänzlich anderer Besetzung) und hat’s nach wie vor drauf, wie der letztjährige Release „One Rock“ eindrucksvoll bewiesen hat. Urgestein Harrison Ford – der sich offensichtlich die Rechte am Groundation-Katalog sichern konnte – nimmt das „Hebron Gate“-Jubiläum zum Anlass, sich nochmal mit dem Album auseinander zu setzen. Das hätte durchaus eine remasterte Deluxe-Ausgabe werden können – mit unveröffentlichten Tracks, die damals schon zu schlecht für den Release waren, oder mit holprigen Studio-Outtakes, die niemand wirklich braucht. Stattdessen hat er die Idee, die Originalbänder Martin Nathan aka Brain Damage zu überlassen, der die Tonspuren auseinanderdröselt, einmal soundmäßig hochglanzpoliert, das Ganze dann (mitunter höchst eigenwillig) wieder zusammensetzt und mit einigen zusätzlichen Instrumentalspuren bzw. Soundeffekten versieht. Es ist wohl kein Zufall, dass sich im Titel “Dreaming from an Iron Gate“ (Baco Records) das Wort „Dub“ nicht wiederfindet; das wäre auch zu kurz gegriffen. Das neue Album ist vielmehr eine tiefgehende, mitunter psychodelische Reise in die Eingeweide von „Hebron Gate“. 

Hier gibt’s Vieles zu entdecken, dass im Originalmix untergegangen war und erst jetzt durch den an heutige Hörgewohnheiten angepassten Sound offenbart wird – etwa die fein ziselierte Drum- und Beckenarbeit von Paul Spina oder so manche Background-Vocals, die offenbar vor 20 Jahren der Mix-Schere zum Opfer fielen. So entsteht des öfteren der Eindruck, als befände man sich mitten in einer akustischen Dokumentation über die alten Aufnahmen, in der immer wieder auf zuvor niemals gehörte Besonderheiten hingewiesen wird. Ob allerdings die neu eingespielten, zusätzlichen Tonspuren notwendig waren, kann man durchaus hinterfragen: Oft sind sie hilfreich, um die Atmosphäre zu verdichten; manchmal hingegen scheinen sie sich wohl selbst die Sinnfrage zu stellen. Strittig auch die Ausflüge ins… nun ja, ins Psychodelische. An und für sich keine uncharmante Idee, es bremst aber den natürlich Flow der Riddims: Da grooved’s ganz fein dahin und mit einem Mal, bar jeglicher Vorwarnung, dröhnen und schwurbeln (neu eingespielte) Synths dahin… ein wenig Richtung Pink Floyd, möchte man meinen. Dass kann man als Bereicherung sehen oder als Sakrileg, gewöhnungsbedürftig ist es allemal.

Womit vieles, wenn auch nicht alles zu diesem Release gesagt ist. Für weitere Meinungen und Diskussionen bieten sich wie immer das nachstehende Kommentar-Tool an. Bleibt noch die Einschätzung des Rezensenten, der sich hin- und hergerissen sieht: Einmal verblüfft und begeistert das Album, dann langweilt es, dann wiederum entdeckt man Neues und Ungehörtes; manchmal tut der Ausflug ins Psychodelische gut, manchmal nervt er nur. Hängt die Stern-Vergabe gar von der Tagesverfassung ab? Ich gehe also bei der Bewertung auf Nummer sicher und setze zeitgleich auf das eigenständige Urteilsvermögen der hiesigen Dubologen: Was haltet Ihr von „Dreaming from an Iron Gate“?

Bewertung: 4 von 5.
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I Kong meets JahWahZoo: Zoo to the Dub

Was man früher noch als Kuriosum bestaunt hätte, ist heute selbstverständliche Realität: Roots-Reggae und Dub haben ihre Heimat in allen Ecken der Welt gefunden. So auch in der chinesischen Sichuan-Provinz, wo sich die siebenköpfige Combo JahWahZoo zusammengefunden hat, um erstaunlich authentisch klingenden Reggae zu spielen. Gleich ihr Debut „Zoo Party“ und dessen Dub-Counterpart „Zoo Dubby“ wurden von Nick Manasseh vor ort produziert – was durchaus Rückschlüsse auf das musikalische Können der Band zulässt.

Das zweite Album war – nicht weniger erstaunlich – eine Kollaboration mit I Kong, dem aus der im Reggae-Universum nicht unbekannten jamaikanischen Kong-Familie stammenden Veteranen mit chinesischen Wurzeln. „Zoo to the Roots“ wurde 2020 veröffentlicht und kann sich ob der gelungenen Tunes hören lassen: Roots to the core, made in Chengdun.

In guter alter Tradition ist nun (endlich) das entsprechende Dub-Album erschienen: „Zoo to the Dub“ – mangels Mandarin-Kenntnissen muss ich nicht nur beim Namen des Labels passen, sondern auch bei den weiteren Details zur Produktion. Die Recherche legt nahe, dass Skunga Kong – der Sohn von I Kong – am Mischpult saß; genaueres weiß unter Umständen der eine oder andere Leser und teilt es hier mit. Letztlich zählt aber was sich in unseren Gehörgängen wiederfindet; und das ist fein abgemischter Dub, dem solide, handgeklöppelte Riddims zugrunde liegen.

Dazu gibt’s zwei Empfehlungen – eine, sich voll und ganz auf „Zoo to the Dub“ einzulassen und sich an den Dubs zu erfreuen; die andere Empfehlung wäre, sich wieder mal durch das Oeuvre von I Kong zu hören – der Vokal-Release „Zoo to the Roots“ bietet sich als passender Einstieg an.

Bewertung: 4 von 5.

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DubXanne: Popwave in Dub

Guido Craveiro’s Projekt „Dubxanne“ meldet sich nach langer Pause wieder zurück – sind denn wirklich schon unglaubliche 15 Jahre seit „Police in Dub“ vergangen? Hört man sich einmal quer durch’s neue Album „Popwave in Dub“ (Echo Beach) spielt Zeit keine Rolle mehr: Craveiro’s Produktionen sind damals wie heute einwandfrei produziert und abgemischt, der Sound sehr ausgeglichen und hochglanzpoliert. Womit wir aber schon beim ersten Kritikpunkt wären: So brilliant-saubere Produktionen begeistern vorderhand, nach mehrmaligen Hören machen sich allerdings Ermüdungserscheinungen breit. Alles ist so schön ordentlich, dass man Kratzer ins Vinyl machen möchte um ein wenig Schäbigkeit zu generieren. Bevor sich die Vinyl-Freunde unter uns empören: Diese Rezension basiert auf dem Stream des Albums.

Der Albumtitel „Popwave in Dub“ gibt die Richtung vor: Reggae-fizierte Coverversionen von 80er-Jahre Titel, irgendwo zwischen New Wave und simplen Pop angesiedelt – einmal querbeet sozusagen. Das gelingt manchmal beeindruckend gut, wie die vorab-Auskoppelungen von Kate Bush’s „Running Up That Hill“ und Blondie’s „Heart of Glass“ oder das furiose „Tainted Love“ zeigen; manchmal weniger gut (Depeche Mode’s „It’s no good“, Visage’s „Fade to Grey“) und einmal überhaupt nicht: Cindy Lauper’s Kaugummi-Pop „Girls Just Want to Have Fun“ gibt’s hier in der männlichen Variante, die jegliche Spritzigkeit des Originals missen läßt.

Das Album bietet schlussendlich noch sechs Dub-Versionen an, die uns naturgemäß am meisten interessieren: Die Mixes sind zeitgemäß, aber bei den Effekten etwas zurückhaltend. Letzteres muss nicht immer von Nachteil sein, insbesondere wenn man das repetitive Element in den Vordergrund stellen oder schlicht die Atmosphäre verdichten möchte. Siehe (bzw. höre) die gelungenen Dub Versionen von The Cure’s trägem „Lullaby“ und Blondie’s „Heart of Glass“. „Girls Just Want to Have Fun“ hingegen ist auch als Dub ein Reinfall – da war nichts mehr zu retten.

So ein hit & miss-Album ist schwer zu bewerten, und die Anzahl der Sterne kann nur ein bedachter Kompromiss sein. Auf der Haben-Seite gibt’s also ein nette Idee, eine gekonnte Produktion und einige schöne Titel und Dubs. Negativ machen sich der klinisch-saubere Sound und der eine oder andere Fehlgriff bei der Song-Auswahl; den Cindy Lauper-Totalausfall kann man auch nicht ignorieren. Möge sich daher jeder seine eigene Meinung bilden; für’n Rezensenten überwiegen letztlich die Positiva.

Bewertung: 3.5 von 5.
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Guiding Star Orchestra: Communion

Was sind schon 7 Jahre wenn es um den Nachfolger des gepriesenen „Natural Heights„-Album des dänischen Guiding Star Orchestras geht! Der neue Release „Communion“ (Tribe 84Records) beinhaltet im Gegensatz zum Vorgänger zwar nur acht Tracks (diesmal keine Dubs, was auf ein separates Dub-Album hoffen lässt), die sich aber hören lassen können: Feinster instrumentaler Roots-Reggae mit elaborierten Bläser-Sätzen und gar nicht mal so dezenten Dub-Effekten, der auch live bestens funktioniert:

Dass da versierte Musiker am Werk sind, ist von der ersten Note an zu hören und gipfelt in den Soli der Bläser – grandiose Arbeit an Posaune, Querflöte und Saxophon. Trotzdem würde ich dem Ganzen nicht den Jazz-Stempel aufdrücken, dazu grooved das Ding einfach zu gut: Bass & Drums gebärden sich als treibende Kräfte – mal als Rockers, mal als One Drop.

Letztlich ist „Communion“ zweifellos ein superbes Album, aber verdient es auch fünf Sterne? Nicht ganz, denn Fade-outs sind gerade bei durcharrangierten Instrumentals wirklich nicht mehr nötig oder angebracht. Dann muss man auch ein paar Worte zum Sound des Albums verlieren: Hier hat man sich im Vergleich zu „Natural Heights“ in etwas basslastigere Gefilde begeben. Was ja per se nichts Schlechtes und im Genre sogar erwünscht ist – wenn es denn nicht auf Kosten der Höhen geht. Ein Vergleich der beiden Alben des Guiding Star Orchestras verdeutlicht den klanglichen Unterschied. Das mag Meckern auf hohem Niveau sein und den einen oder anderen Hörer nicht im Geringsten tangieren – vor allem aber soll es niemanden davon abhalten, sich mit dem Album auseinanderzusetzen, zumal es um 35 Minuten feinste Musik geht.

Bewertung: 4.5 von 5.
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Lucky Salvadori and Chalart58: Chicha Dub

Hier ein brandneues Album, dass starke Erinnerungen an einen Hit aus den 1970ern weckt – einer Zeit, in der ich mir des Dubs noch nicht bewusst war, aber diese im Radio rauf- und runter gespielten Single liebte: „Egyptian Reggae“ von Jonathan Richman & The Modern L0vers – wer outet sich altersmäßig und erinnert sich auch noch daran?

Ähnlich gitarrenorientierten Reggae mit leicht kauzig-skurrilem Ansatz bieten jetzt Lucky Salvadori und Chalart58 auf ihrem Album „Chicha Dub“ (La Panchita Records). Wobei ich das Wort „Dub“ im Titel etwas übertrieben finde – „Chicha Instrumentals Dubwise“ trifft’s da schon eher, aber wer mag schon derart sperrige Titel…

Gitarrist Salvadori und Schlagzeuger/DJ/Produzent Chalart58 sind im weitesten Sinn dem Dunstkreis Manu Chaos zuzurechnen; Ersterer tourt mit ihm, Zweiterer ist in der Dub-Szene kein Unbekannter und hat erst kürzlich mit Chao ein Reggae-Album veröffentlicht. Gemeinsam veröffentlichen die Beiden mit „Chicha Dub“ nun ein Album, dass von upbeat-Riddims lebt und vermutlich gute Laune verbreiten soll. Das Ganze ist leicht, schön und sauber produziert; hervorragend der Perkussionist, der sich in den Arrangements ausleben kann. Und trotzdem hat dieser Release ein paar eklatante Schwachstellen – als da wären: Der Bass ist für ein Dub-Album zu leise gehalten und geht im Mix fast unter; und wenn wir schon von Dub sprechen, so sind die einschlägigen Effekte alle da und auch gut platziert, aber der Funke will nur überspringen, wenn die allgegenwärtig quengelnden Gitarren mal eine Auszeit nehmen:

Der „Chicha Dub“ hätte durchaus auch als Soundtrack zur TV-Serie „The Munsters“ durchgehen können, so kurios geben sich manche Tracks. Mir hingegen fehlt die schleppende, oft mystische Schwere, auf denen sich ein Dub mit Hilfe diverser studiotechnischen Effekte aufbaut. Hier gibt’s das Gegenteil davon – wer das mag, wird das Album feiern.

Bewertung: 3 von 5.
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Dubby Stardust: Spaced Oddity

Dass hätte leicht ins Auge gehen können: Ikone David Bowie „in Dub“. Auch, weil die bisherigen Dub-Tributes des Echo Beach Labels extremst zwischen Hit (Police in Dub) und Miss (Palmer in Dub) schwankten. Nun ist es also da, dass etwas pseudo-witzig benannte „Dubby Stardust: Spaced Oddity„. Man hätte es auch einfach „David Bowie: Spaced Oddity“ oder wenn das aus urheberrechtlichen Gründen gar nicht geht, dann meinetwegen „The Thin White Duke: Spaced Oddity“ nennen können. Aber der Rezensent verliert sich wieder mal in Details…

Wie auch immer, das Album gilt es zu besprechen und nicht dessen Namen. Produzent Lee Groves hat sich ein paar Juwelen aus Bowie’s Katalog gekrallt, neu eingespielt und dem Dub-Treatment unterworfen. Dazu hat er noch einige stimmlich passende Sänger gefunden – mit der Betonung auf Sänger, denn ein Track (und noch dazu „Heroes“!!!) massakriert eine belanglos klingende Sängerin, deren Namen ich wohlweislich vergessen habe. Der Rest der Tracks aber… ja, der kann sich sehen (sprich: hören) lassen.

Wie Eingangs erwähnt, hätte das ein musikalisches Himmelfahrtskommando werden können, aber tatsächlich funktioniert’s: Die Sounds und Arrangements sind schwermütig, bassbetont und mit hypnotisch langsamen One Drops versehen (einzig „Let’s Dance“ hätte etwas mehr Wumms vertragen); der Dub Mix gelungen und sehr nah am Puls der Zeit. Das kann man vom aktuellen Konkurrenz-Produkt, Easy Star All-Stars‘ „Ziggy Stardub“ nicht behaupten, kommt es doch ziemlich konservativ (um nicht zu sagen: altbacken) rüber. Lee Groves hingegen ist der Spagat gelungen, viel vom Geist der Originale in die neuen Dub-Versionen überzuführen (besonders gelungen: „Black Star“, „Space Oddity“ oder „Ashes to Ashes“); Bowie-Enthusiasten mögen das unter Umständen anders sehen.

Summa summarum – trotz einiger weniger Kritikpunkte – ein durchaus gelungenes Album, dass der Rezensent on repeat rauf und runter streamt. Und offen gesagt: Da muss ein Volume 2 her; Bowie hat noch viele andere Meisterwerke zu bieten und Lee Groves ist offensichtlich der richtige Mann um a) die Tracks als Dubs zu inszenieren und diese b) mittels Sound und Mix zeitgemäß zu interpretieren. Inszenierung und Zeitgeist… letztlich zwei Qualitäten, derer sich gerade auch David Bowie kräftig bediente.

Bewertung: 4.5 von 5.
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Five Star Review

Dub Syndicate: Acres of Space

Nach mehr als 20-jähriger Wartezeit ist es endlich, zumindest in den Streamingdiensten, ab sofort wieder zu hören: Die Neuauflage des wohl besten Dub Syndicate Albums wo gibt – von „Acres of Space“ ist die Rede, dass das Echo Beach-Label dankenswerterweise wieder „ins Programm“ geholt hat. Wenn ich mir in Sachen Dub etwas sehnlichst erhofft habe, dann ist es die Wiederveröffentlichung dieses Albums. Chapeau, Echo Beach!

Es wird niemand überraschen, dass ich dieses Album – übrigens als einziges – als Meisterwerk bezeichne und die Review mit (mindestens) 5 Sternen enden wird. Was Style Scott und Adrian Sherwood 2001 hier erschaffen haben, ist mein persönliches Nonplusultra in Sachen Dub; hier stimmt einfach alles: von den Basslines, Arrangements, Produktion, Sound, Dubmix bis hin zur Cover Artwork. Jeder Titel ist „tight“ und „crispy“ – und was Adrian Sherwood mit den in Jamaika eingespielten Instrumentals angestellt hat, ist schlichtweg grandios: Da ist alles dabei, was wir vom ihm kennen, inklusive zusätzlich eingespielter Instrumente wie der Violine oder Harmonika und natürlich der Track für Track maßgeschneiderte Sherwood-Dubmix.

Was bleibt noch zu sagen? Ich könnte mich hier in Superlativen ergießen und warum ich gerade die Metapher „Acres of Space“ im dubblog.de immer wieder bemüht habe. Letztlich lege ich lediglich das Album jedem und jeder ans Herz und wünschte mir, dass ich sechs Sterne vergeben könnte – besser geht nicht.

Bewertung: 5 von 5.
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Dub Plantage: Beware of the Mega Magic Mushrooms!!

Heute werfen wir einen Blick zurück auf ein Album aus dem Jahr 2022 – quasi einem Oldie wenn man das so sehen will. Und das in einem Blog, das sich eigentlich dem Neuen und Frischen verschrieben hat! Nichtsdestotrotz zahlt sich so ein Rückblick gelegentlich aus – umso mehr, wenn es sich um ein feines Werk wie das Debüt von Dub Plantage handelt. In guter alter Dub-Tradition lautstark „Beware of the Mega Magic Mushrooms!!“ (D.P.T.) betitelt, scheint das quietschbunte Cover vorzuführen, in welche Welten man sich begibt – so man den Rat von Dub Plantage nicht befolgt.

Dub Plantage, ein Konglomerat internationaler Musiker mit Basis in Regensburg, konnte schon mit einigen EPs und Singles aufwarten – die fanden durchaus Beachtung, können aber mit dem Sound des vorliegenden Albums nicht mithalten. Und der gefällt dem Rezensenten, weckt er doch Erinnerungen an… ja doch, den RAS Records-Katalog der späten 80er und 90er Jahre. Doctor Dread wartete anno dunnemals unter anderem mit Dub-Alben von Culture, Israel Vibration und Black Uhuru auf; allen gemeinsam war eine eher karge Instrumentierung mit (mitunter etwas zu-)viel Klangraum für feine Dub-Vibes – siehe Culture’s „Stoned“, dem Dub zum „One Stone“-Album, als exemplarisches Beispiel. Hier knüpft Dub Plantage mit etwas mehr Verve an: Die Produktion ist sauber, die Arrangements sind einfach gehalten und schön instrumentiert, wenn auch der mehrfache Einsatz einer Soundsystem-Sirene etwas zu viel des Guten scheint. Sehr gut gefällt der Hall auf der knackigen Bassdrum – man möchte fast meinen etwas Paul Smykle rauszuhören… wunderbar. Ich meine auch, dass die insgesamt „nur“ acht Tracks des Albums völlig ausreichend sind – wohltuend in einer Zeit, wo in Releases 15 oder mehr Tracks, ungeachtet deren Qualität, sinnfrei reingestopft werden. Besser kleine, feine Portionen als schal schmeckender XXL-Fraß.

Alles in allem ergibt das eine Empfehlung für „Beware of the Mega Magic Mushrooms!!“ – insbesondere für jene, die Produktionen der 80’s und 90’s schätzen. War ja langsam an der Zeit, dass nach dem 70’s Revival endlich auch den darauf folgenden Jahrzehnten gehuldigt wird!

Bewertung: 4 von 5.
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Zweite Meinung

The Co-Operators: Vibrations from the Bionic Tabernacle

Ein Album-Titel, der Gutes verheißt: Allein schon die Worte „bionic“ und „tabernacle“ erzeugen wohl nicht nur bei mir wohlige Schauer; Erinnerungen an eine vermeintliche bessere Zeit – den 70er-Jahren – machen sich breit. Wo Vinyl noch Vinyl war, wo’s gekracht und gegrammelt hat, wo der Bass tonnenschwer von gefühlt nicht minder schweren Pressungen jamaikanischer Machart aus den Riesen-Boxen wummerte. In meinem Fall war das ein einschlägiger Plattenladen… lang ist’s her. Schlichter Vibe halt, mit den damals aufkommenden technischen Möglichkeiten umgesetzt: „Bionic Dread“, wenn man Dillinger in diesem Zusammenhang erwähnen darf.

Fast forward ins Jahr 2023, wo die Co-Operators mit ihrer Neuerscheinung „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ (Waggle Dance Records) nonchalant die Zeit zurückdrehen. Immer noch schlichter 70’s Vibe, klangtechnisch allerdings auf der Höhe der Zeit – wobei man letzteres sowohl positiv als auch negativ sehen kann: „tonnenschwer“ ist jedenfalls aus dem Klang-Vokabular verschwunden… Träne im Knopfloch!

Die Co-Operators sind keine neue Erfindung; die Band aus Bristol um Produzent und Musiker Eeyun Purkins kann mit etlichen Singles und zwei Alben aufwarten. Sie sind auch mitverantwortlich für Joe Yorke’s rasanten Aufstieg in der Reggae-Welt und waren unter den ersten, die mit ihm des öfteren „co-operated“ haben. Die Zusammenarbeit ist noch längst nicht beendet; in wenigen Wochen schon wird das gemeinsame Album „A Distant Beat“ erscheinen.

Zurück zum zu besprechenden Dub-Album. Hier wurden Stücke aus den beiden Alben „Beating the Doldrums“ und „Rhythms from the Kitchen Sink“ dem Dub-Treatment unterzogen; dankenswerterweise sind das *nicht* die Ska- und Rocksteady-Tunes, sondern die feinen Roots-Perlen. Am Dub-Mix vom Herrn Purkins kann man nicht meckern, der geht runter wie Öl; ansonsten beklagt der Rezensent (wie nahezu immer): Zu wenig Bass, zu viel Höhen als Zeichen der aktuellen Hörgewohnheiten. Wenn man denn auf „Vibrations from the Bionic Tabernacle“ unbedingt etwas Negatives finden möchte, empfehle ich den Basslines Aufmerksamkeit zu widmen: Sie sind zwar wunderbar simpel, aber auch merkwürdig abgehackt gespielt – es fehlt ein wenig der Flow, das scheinbar endlose, repetative Dahinwummern ohne Unterbrechung. Das könnte Stilmittel sein, stört auf Albumlänge dann doch. Wie gesagt: Wenn man denn unbedingt was finden möchte.

Das ergibt summa summarum eine Empfehlung für The Co-Operator’s Dub-Debüt und die Anerkennung dafür, dass auch sie den Sound der 70er hochhalten.

Bewertung: 4 von 5.
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Dubmasters Meet Shashamane

Nicht nur Reggae, auch „Dub gone international“ – das zeigt gerade wieder ein aktueller, durchwegs gelungener Release: „Dubmasters meet Shashamane“ (ZIMA). Wiewohl es die Dub-Version des selbstbetitelten (und empfehlenswerten) Album der polnischen Band Shashamane ist, werden schon im Titel die „Dubmasters“ in den Mittelpunkt gestellt. Die Riege mit u.a. Umberto Echo und Dubmatix kann sich sehen und hören lassen; sie alle liefern erstklassige Dub-Mixes ab, die die Essenz der Vocal-Versionen einfangen – ein Vergleich bestätigt das eindrucksvoll. „No filler, all killer“ wie man anderorts so treffend zu sagen pflegte.

Es empfiehlt jedenfalls, auch in das Vocal-Album reinzuhören – feiner, old-school-instrumentierter Roots-Reggae, vorgetragen in klassischer BMW-Besetzung inklusive in den Fokus gerückter, I-Threes-inspirierter Vocals. Der Shashamane-Band gelingt es nicht nur die musikalischen Vibes der Vergangenheit heraufzubeschwören, sie optimieren sie zudem mit Arrangements, die den Vocals und Instrumenten genug Raum und bestmögliche Wirkung verschaffen. Die Dubmasters übernehmen dieses Konzept fast schon selbstlos: Die Dubs sind bar jeglicher Selbstdarstellung und können – zumindest vom Rezensenten – nicht den jeweiligen Mixmeistern zugeordnet werden. Eine runde Sache, sozusagen.

Und so wundert es nicht mehr, dass dermaßen (BMW-) inspirierte, fast schon historisch anmutende Musik mit einer spielerischen Selbstverständlichkeit gerade auch aus Polen kommt. Es zeigt lediglich einmal mehr, wo überall die Roots-Reggae-Fahne hochgehalten wird. Und letztlich: Wo das Ausgangsmaterial gut ist, kann auch beim Dub-Mix nichts mehr schief gehen. Beide Daumen hoch für die Dubmasters und die Shashamane-Band!

Bewertung: 4.5 von 5.