„Havana Meets Kingston“ war 2017 eine große Sache. Ganz nach dem Vorbild von Buena Vista Social Club, lud Jake Savona aka Mista Savona – angeblich Australiens „leading reggae producer“ – alt gediente kubanische Musiker in alt gediente kubanische und jamaikanische Studios ein, wo sie alt gediente Reggae-Musiker, wie Sly & Robbie, Ernest Ranglin, Bongo Herman und andere trafen, um gemeinsam Musik aufzunehmen – und natürlich, um einen Dokumentarfilm zu drehen (aus dem aber scheinbar nichts geworden ist). Ein Riesenaufwand, der sich durch den (relativen) Erfolg des Albums auszahlte. Doch es wäre zu schade, die Aufnahmen nicht noch weiter zu verwerten – und da bietet sich doch ein Dub-Album an! Wer so groß denkt, kann nicht irgend einen Remixer beauftragen, weshalb Savona sich an Gaudi wandte, der auch außerhalb des Reggae-Kosmos Ruhm und Ansehen genießt. Gaudi ließ sich ganze fünf Jahre Zeit, um die neun Dubs zu mixen, die sich nun auf „Havana Meets Kingston in Dub“ (Mista Savona) finden. Vielleicht hat er ja jede Reglerdrehung vielfach intensiv durchdacht und gegen Alternativen abgewogen, um nach Monaten der Planung tatsächlich einen Dub aufzunehmen. Vielleicht befand er sich aber auch einfach nur in einer heftigen Corona-Lethargie. Jetzt jedenfalls ist es endlich so weit, das Dub-Album liegt vor und es ist wahrlich gut geworden. Gaudis Akribie zahlt sich aus, denn Sound und Mix sind schlicht superb. Es hätte allerdings schon viel schief gehen müssen, um aus den brillanten Vorlagen nicht ebenfalls brillante Dubs zu dengeln. Die Arrangements sind einfach klasse und die handwerkliche Perfektion der Musiker lässt keine Wünsche offen. Also: Gaudi beschert uns ein wunderschönes Dub-Album, auf dem sich das warten gelohnt hätte, wenn man von dessen geplanter Existenz gewusst hätte. Ich bin sogar der Meinung (wen wundert’s), dass die Dub-Version des Albums besser ist als das Original. Der Sound ist tighter und die übervollen Arrangements wurden auf ein Maß reduziert, das jedes einzelne Instrument wirklich zur Geltung kommen lässt. Mit Hall und Echo hält sich Gaudi ziemlich zurück, denn auch ohne diese passiert schon genug. Perfekt dosiert, würde ich konstatieren. Außerdem fällt auf, dass der von Savona produzierte organische Live-Sound in sehr reizvollem Kontrast zu Gaudis eher an elektronischen Tracks entwickeltem Dub-Mixing steht. Insgesamt sicher eines der bemerkenswerten Dub-Highlights 2022.
