Zu meiner Freude gibt es momentan faszinierende Dub-Projekte en masse. Vor einigen Wochen bin ich auf ein Seitenprojekt der Polyrhythmics, einer achtköpfigen Funk- und Worldbeat-Gruppe aus Seattle aufmerksam geworden. Das Mastermind und Keyboarder der Gruppe Nathan Spicer hat zusammen mit dem Bassisten Jason Gray ein Dub-Album abgemischt und mit dem Titel Rezin Tooth: „Rezin Tooth“ (Wax Thematique) unter die Dubheads gebracht. Ursprünglich waren laut Herrn Spicer die Dubs aus Spaß an der Freude entstanden und eine Veröffentlichung des Albums war nie vorgesehen. Erfreulicherweise hat man sich doch eines Besseren besonnen und das Dub-Experiment nun doch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wer die zwei Herren hinter dem Mischpult inspirierte, ist nicht zu überhören. Die üblichen Verdächtigen: King Tubby, Lee Perry, Scientist und die großen Sound-Engineers des frühen jamaikanischen Dub, sind zweifelsfrei die Vorbilder und lieferten die dubbigen Blaupausen. Der Bass wummert, die Drums sorgen für einen gesunden Heartbeat und klingen stellenweise knochentrocken, die Orgel liefert einen warmen, relaxten Sound und das „Gebläse“ blitzt gelegentlich widerhallend durch die „Dub-Wolken“. Nathan Spicer und Jason Gray scheinen an ihrem Projekt richtigen Spaß gehabt zu haben, denn bei jedem Titel loten sie das Potenzial des Dubbings von neuem aus. Dass die musikalischen Vorlagen der Dubs ursprünglich Tracks mit Funk- und Afrobeatrhythmen gewesen sein sollen, ist bei diesem Endprodukt kaum vorstellbar. Vive la différence!
Randnotiz: Sieben der insgesamt acht Tracks haben eine exakte Länge von 4:20 Minuten. Ob das einen tieferen Sinn hat, hat sich mir bisher leider nicht erschlossen.